Gemeinden einigen sich mit GrundbesitzerInnen
Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann

Auf den Waldgrundstücken am Ortsrand von Thaur sollen in den nächsten Jahren Häuser entstehen, erklärt Bürgermeister Christoph Walser.  | Foto: Rüggeberg
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  • Auf den Waldgrundstücken am Ortsrand von Thaur sollen in den nächsten Jahren Häuser entstehen, erklärt Bürgermeister Christoph Walser.
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THAUR. Leistbaren Wohnraum schaffen: Für viele Gemeinden in Tirol ist das eine schwierige Aufgabe. Oft fehlt schon das Bauland. Im Umfeld von Innsbruck sind kreative Lösungen entstanden. 
Zwischen Innsbruck und Hall spüre man inzwischen die Nachfrage nach Wohnraum, erläutert Romed Giner, Obmann des Raumordnungsausschusses von Thaur. Gerade junge Menschen aus dem Ort, die zum Beispiel nach der Lehre eine eigene Wohnung suchen, seien von den steigenden Preisen betroffen.
Die Gemeinde wollte deshalb gerne bauen. Landwirtschaftliche Flächen zwangsweise umzuwidmen und den EigentümerInnen den Wert zu erstatten, sei für den Thaurer Gemeinderat aber nicht in Frage gekommen: "Die haben sich über Generationen durch ihre Arbeit Grundstücke erworben, und dann kommt der Gesetzgeber und bestraft die fleißigen Leut' – das wollen wir nicht", fasste Bürgermeister Christoph Walser die Position zusammen. 

Angebot an GrundbesitzerInnen

Stattdessen machte der Gemeinderat den EigentümerInnen einiger Waldgrundstücke am Ortsrand einen Vorschlag: Sie verkaufen der Gemeinde einen Teil ihres Grundstückes, dafür widmet diese für sie einen gleich großen Teil des Grundstückes zu Bauland um. Die BesitzerInnen können so auf ihrem Grundeigentum ein Haus bauen oder das Land verkaufen. Die Gemeinde kann auf ihrer neuen Fläche wohnbaugeförderte Häuser errichten. Sie zahlt den BesitzerInnen mehr als nach dem normalen Grundpreis – und dennoch ist es für sie billiger, als mit InvestorInnen um landwirtschaftliche Nutzflächen zu konkurrieren. 
Mit dem neuen Konzept hat die Gemeinde rund 4.000 Quadratmeter Fläche erworben. Mietwohnungen, Eigentumswohnungen und möglicherweise Doppelhaushälften sollen dort entstehen, damit sei der Bedarf an Wohnraum bis etwa 2035 gedeckt, schätzt Giner. Um die Kosten von etwa 450.000 Euro zu decken, hat die Gemeinde Kredite aufgenommen. Die Investition sei aber gut angelegt, so Walser: „Ob das Geld am Konto oder in Grundstücken liegt, ist im Endeffekt egal.”

Ähnliches Konzept in Nachbargemeinden 

Für das Modell hat sich Thaur an ähnlichen Praktiken in Fritzens und Tulfes orientiert. "Manchmal muss man nur schauen, wie es die Nachbarn machen", empfiehlt Walser. Er sieht die Thaurer Lösung als vorbildlich für Tirol. Die Gemeinde Volders hat seit 2016 ähnliche Abmachungen mit GrundbesitzerInnen getroffen und für umgewidmete Flächen etwas mehr als den Freilandpreis gezahlt, erläutert Bürgermeister Maximilian Harb. In Absam indes handelt der Gemeinderat seit 15 Jahren immer wieder neue Lösungen mit GrundeigentümerInnen aus. Je nach Standort habe die Gemeinde auch schon Flächen zu 30% umgewidmet und zu 70% gekauft, erläutert Bürgermeister Arno Guggenbichler. Unter anderem am Nürnbergareal und in der Südtiroler Siedlung seien so 300 Wohneinheiten gemeinnütziger Bauträger entstanden. "Bei uns ist das fast schon Routine," so Guggenbichler, "leistbarer Wohnraum ist ein Thema, das man täglich angehen muss."

Auf den Waldgrundstücken am Ortsrand von Thaur sollen in den nächsten Jahren Häuser entstehen, erklärt Bürgermeister Christoph Walser.  | Foto: Rüggeberg
Die EigentümerInnen einiger Waldgrundstücke haben einen Teil ihres Geländes an die Gemeinde Thaur verkauft (in grün). Dafür wird für sie ein gleich großer Teil zu Bauland umgewidmet (in Farbe).  | Foto: Rüggeberg (Lageplan der Gemeinde Thaur)
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