Drei Tage war Hall Zentrum der Literatur

Die legendäre Beat-Autorin Hettie Jones begeisterte die Zuhörer auf der Terrasse des Parkhotels.
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  • Die legendäre Beat-Autorin Hettie Jones begeisterte die Zuhörer auf der Terrasse des Parkhotels.
  • hochgeladen von Stefan Fügenschuh

Drei Tage wurde in Sälen und vor Bergen gelesen, an Bars diskutiert und am Büchertisch geschmökert – Hall stand wieder im Zeichen der Literatur.

Eröffnet wurde traditionell mit einer Tiroler Stimme, Erika Wimmer erzählte über „Die dunklen Ränder des Jahres“, ihren soeben erschienenen Roman. Einer der Höhepunkte des ersten Tages war die Lesung von Michel Butor, der vor vollem Saal aus seinem endlich wieder auf Deutsch vorliegenden Roman „L‘emploi du temps“ („Der Zeitplan“) las. Wie jedes Jahr wurde am Freitagabend die Wäscherei P zur Sprachsalz-Außenstelle: Monika Helfer stellte ihren berührenden wie tragikomischen Roman „Bevor ich schlafen kann“ vor und der amerikanisch-österreichische Autor John Wray gab mit einnehmendem Akzent einen Einblick in das sichtbare und unsichtbare Leben seines Protagonisten Lowboy aus dem gleichnamigen Roman.

Virtuose Lesung von Franzobel und der Slam-Königin PEH
Am Samstagnachmittag war Sprachsalz im Haller Medienturm zu Gast. Die Slam-Königin PEH performte effektvoll und Franzobel unterhielt mit einer Text-Mischung aus Genres und Büchern. Die Lyrik-Lesung des Litauers Sigitas Parulskis, dem der Schauspieler Ernst Gossner die deutsche Stimme lieh, unterstrich die vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten bei Lesungen. „Wenn Schauspieler den Schriftstellern das Wort reden“ war dann auch das Thema einer Diskussionsrunde ebendort am Sonntag mit Urs Heinz Aerni und den SchauspielerInnen Verena Mayr, Burkhard Jahn, Ernst Gossner sowie der Slammerin PEH. Gossner: „Manchmal muss man schlechte Texte durchs Vorlesen aufmöbeln. In Hall aber hatte ich das Glück, nie einen schlechten Text lesen zu müssen.“

Beat-Legende Hettie Jones begeisterte das Publikum
Eine Entdeckung war für viele ZuhörerInnen auch in diesem Jahr die Beatnik-Lesung. „Thank God for poetry!“, freute sich Hettie Jones. Die eindrückliche Stimme der Bewegung las Gesellschaftskritisches und unterhielt mit musikalischen Gedichten über Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens: „Poetry is based on songs, that I learned from the Beats.“ Die Texte des erkrankten Carl Weissner, der seine Teilnahme absagen musste, wurden von Fritz Ostermayer (FM4) kraftvoll aufgeladen.

Bei Sprachsalz stellen die OrganisatorInnen stets auch AutorInnen vor, die einem breiten Publikum noch unbekannt sind: „Stimmen wie die einer Gabriele Loges, einer Katharina Lanfranconi oder eines Rainer Wieczorek sind genau das (Sprach)Salz, das die Suppe dann so richtig rund und mundend macht“, ist Organisator Elias Schneitter überzeugt.

Abend mit Georg Kreisler war der Höhepunkt von Sprachsalz
So viele ZuhörerInnen wie nie zuvor kamen zum Sprachsalz-Abend am Samstag, an dem der nicht enden wollende Applaus für Georg Kreisler und Barbara Peters die zeitlose Schärfe der Texte des großen Schriftstellers und Entertainers gebührend unterstrich.

Mit Spannung erwartet wurden wie immer die Überraschungslesungen, zu der AutorInnen der letzten Jahre geladen werden. Als erster Gast zog Michael Lentz am Samstag auf der Terrasse vor mächtigem Bergpanorama auch diesmal das Publikum mit seinen Liebesgedichten in den Bann. Bei der zweiten Überraschungslesung am Sonntag begeisterte Gerhard Rühm gemeinsam mit Monika Lichtenfeld. Mit der Lesung des diesjährigen Leipziger-Buchpreisträgers Georg Klein gingen die Tage auch diesmal sprachmächtig zu Ende. „Es stimmt schon. Schenkt man sich Rosen in Tirol ... schön war’s“, zitierte Organisatorin Magdalena Kauz zum Abschluss Georg Kreislers Dankesworte.

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