Forum Land: Dörfer mit Seele erhalten

In Axams am Podium: Forum-Land-Bez.-Obfr. Regina Norz, flankiert von den drei Bürgermeistern. | Foto: Gratl
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Die Chancen und Probleme einer Region zu diskutieren – das ist das Anliegen der Forum Land-Diskussionreihe „Dorf ohne Leben?“. An 25 Abenden in ganz Tirol sollen die Anliegen der Menschen gesammelt und anschließend in ein Programm gegossen werden, das der Politik übergeben wird. In Axams fand die erste Diskussion statt. Die Gemeinden von Natters bis ins Sellraintal können mit hoher Lebensqualität punkten. Ein großes Problem ist die mangelnde Integration der Zugezogenen in den stark wachsenden Gemeinden im Inntal und im Mittelgebirge.

„Wir haben gute Voraussetzungen. Die Infrastruktur ist in Ordnung, die Wohnqualität ist hoch. Der öffentliche Nahverkehr ist gut ausgebaut und wir haben in der Region zahlreiche Freizeitangebote und ein aktives Vereinsleben“, fasst Bgm. Rudolf Nagl, Axams seine Sicht der Dinge zusammen. Trotzdem gebe es auch Schwächen. „Die Arbeitsplätze sind vielfach nicht im Ort, sondern in der Landeshauptstadt. Der Zuzug ist immer noch hoch und die Gefahr, dass wir zu Schlafgemeinden verkommen, ist groß“, so Nagl. Eine Herausforderung für ihn sind auch die rückläufigen Zahlen im Tourismus. „Wir haben über Jahre hinweg immer weniger Gästebetten, vor allem die Privatzimmervermieter fallen weg“, erklärt der Axamer Bürgermeister. Er verteidigt die regionalen Gewerbegebiete: „Wir müssen froh sein, wenn sich Firmen bei uns ansiedeln. Industriestandort werden wir aber sicher keiner“. Für die Zukunft, glaubt Nagl, braucht es aber eine abgestimmte Raumordnung. „Wir können nicht alles verbauen“, sagt Bgm. Rudolf Nagl.

Ranggen kämpft mit der Integration
Als Diskussionsteilnehmer beteiligte sich auch der Rangger Bürgermeister, Manfred Spiegl. „Wir unterscheiden uns als Kleingemeinde extrem. Wir haben wenig Gewerbe und damit wenige Arbeitsplätze im Ort. Der Zuzug hat bei uns erst in den letzten Jahren extrem zugenommen. Wir haben einen Bevölkerungszuwachs von 15 Prozent in zehn Jahren“, umschreibt der Chef des 1000-Seelen-Dorfes die Situation. Ein Dorf ohne Leben kann Realität werden. „Wenn wir die Zugezogenen nicht ins Dorf integrieren, dann sind wir wirklich nur mehr Wohnort. Der Lebensmittelpunkt der Menschen ist irgendwo anders. Diese Entwicklung ist schon heute Realität, wenn ich den Besuch mancher Veranstaltungen bei uns im Ort anschaue. Es sind immer die gleichen, die das Dorf am Leben erhalten“, sagt Spiegl.

Gries im Sellrain will Strukturen erhalten
Als Gemeinde im Sellraintal hat der Ort Gries mit 580 Einwohnern ganz andere Voraussetzungen. „Wir werden zusammenrücken müssen“, umschreibt es Bgm. Martin Haselwanter. In der Raumordnung habe man nur wenig Möglichkeiten. „Vieles bei uns liegt in der gelben oder roten Zone“, erklärt Haselwanter. Ihn freut, dass mit dem sanften Tourismus vieles noch funktioniert: „Kleine Strukturen sind da. Aber beim Nahversorger müssen wir schon als Gemeinde einen Beitrag leisten, damit er überleben kann und für die Poststelle müssen wir erneut verhandeln“. Ein großes Problem ist der schlecht ausgebaute öffentliche Verkehr. „Und natürlich sind es die Finanzen. Der Spielraum wird immer enger“, meint der Grieser Bürgermeister.

In der Diskussion kamen die vielfachen Herausforderungen zur Sprache. So meinte etwa GR Josef Singer aus Götzens: „Meine größte Sorge ist, dass unser Dorf seine Seele verliert. Das beginnt bei den Vereinen und endet bei einer funktionierenden Landwirtschaft. Wenn wir die Zugezogenen nicht ins Dorfleben einbinden, dann passiert genau das“. Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass man dieser Entwicklung entgegen treten müsse – auch mit neuen Angeboten. Weitere Themen waren das Verkehrsaufkommen, die touristische Infrastruktur und die Zusammenarbeit in der Gemeinde. „Es gibt Probleme, die wir aktiv ändern wollen. Aber ingesamt sieht die Entwicklung nicht so schlecht aus“, schloss Forum Land-Bezirksobfrau Regina Norz den Abend.

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