Musik
Junger Künstler aus Tirol

Die Chorgemeinschaft St. Johannes Ampass | Foto: Chorgemeinschaft St. Johannes
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Der Tiroler Komponist Michael A. Leitner übernahm im Januar 2019 die musikalische Leitung der Chorgemeinschaft St. Johannes Ampass.

Sie sind mit 20 Jahren Chorleiter der Chorgemeinschaft geworden. Wie kam es dazu?
Chorleiter sind ein rares Gut. Vor allem die Weihnachtszeit ist kirchenmusikalisch mitunter Hauptsaison. Eine Organistin ist auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich bei einer Messe für die verhinderte Chorleiterin einspringen könnte. Ich habe das Konzert mit ihnen gemacht – und bin dann geblieben.

Sie sind ja eigentlich Komponist. Wie ist es für Sie, einen Chor zu leiten?
Vor meinem Wechsel zum Kompositionsstudium habe ich ein Jahr lang Dirigieren studiert. In dieser Zeit konnte ich wichtige Erfahrungen im Bereich der Ensembleleitung sammeln. Innerhalb der Konzerte meiner Konzertreihe, beziehungsweise bei der Aufführung eigener Werke, hatte ich zudem die Gelegenheit, mit unterschiedlichen Besetzungen zu arbeiten. Speziell dieser Klangkörper liegt mir deswegen sehr nahe, weil ursprünglich der Gesang meine musikalische Heimat war und ich das Chorleben quasi von klein auf erleben konnte.

Und wie ist die Arbeit mit diesem Chor im Speziellen?
Ich genieße die Arbeit sehr. Es ist beeindruckend, wie meine Sänger, obwohl viele von ihnen voll im Berufsleben stehen und Familie haben, trotzdem so tolle Leistungen erzielen können. Ich glaube, das liegt vor allem daran, dass jeder Einzelne ein extremes Engagement mitbringt. Das ist am Ende viel mehr wert als jede technische Ausbildung. Nur unsere Mitgliederanzahl ist im Moment noch überschaubar. Jeder, der Lust hat, mit uns zu proben, ist herzlich eingeladen!

Welche Voraussetzungen gibt es, um mitmachen zu können?

Keine. Nur Spaß am Musizieren.

Warum haben Sie sich entschlossen, Komposition zu studieren?
Die Musik hat mich schon als Kind total vereinnahmt. Lange war zwar das Singen mein Lebensmittelpunkt, ich habe aber schon mit acht Jahren erste Stücke geschrieben. Nachdem ich mich in der Folge kontinuierlich mit dem kompositorischen Handwerk beschäftigt habe, folgte dann irgendwann endgültig die Entscheidung, mich ganz der Musiktheorie zu widmen.

Was sind Ihre musikalischen Vorbilder?
"Vorbild" ist ein sehr schwieriger Begriff für mich, weil man, so glaube ich, immer falsch ist, wenn man versucht, jemandem in der Kunst nachzueifern. Aber es gibt natürlich sehr viele Komponisten, die mir meinen tiefsten Respekt abverlangen. Das geht von den üblichen Verdächtigen, wie Bach, Mozart und Beethoven, bis in die Moderne, wobei ich an dieser Stelle zwei meiner großen spätromantischen Lieblinge erwähnen will, und zwar einerseits den großen Symphoniker Gustav Mahler und in der Oper, vor allem in Hinblick auf seine dramaturgische Raffinesse, Giacomo Puccini.

Wie kann man als Komponist überleben?
Glücklicherweise werde ich während meines Studiums noch von meinen Eltern unterstützt. Das alleine reicht aber nicht – beispielsweise durch die Chorleitung, oder ein Musikangebot, das ich an einer Innsbrucker Schule anbiete, komme ich über die Runden. Bestenfalls kann ich mich in der Zukunft durch Aufträge und Tantiemen erhalten. Gerade als junger Künstler ist das sehr schwer möglich. Für mich geht es zurzeit darum, möglichst viele künstlerische Erfahrungen zu sammeln und neben meiner Ausbildung Projekte zu realisieren, die einen künstlerischen Mehrwert haben. Bestenfalls erreiche ich damit auch eine Öffentlichkeit. Natürlich gibt es auch viele Kompositionswettbewerbe, die Chancen auf breitere Resonanz bieten können.

Was für Projekte sind das?

Schon in meiner Schulzeit habe ich in Zusammenarbeit mit einem Freund eine Konzertreihe gegründet, innerhalb der wir tolle Konzerte realisieren konnten. In dieser Zeit hat sich eine klare ästhetische Linie abgezeichnet. Mitunter am Wichtigsten ist mir die Interdisziplinarität. In diesem Geist ist eine wunderbare Zusammenarbeit mit Künstlern verschiedener Richtungen entstanden. Unter dem Namen "kunstvolk" realisieren wir als Kollektiv verschiedenste Projekte: von Kurzfilmen über Konzerte und Theaterprojekte bis hin zu Hörbüchern.

Was sind die nächsten Projekte?
Gerade ist ein großes Projekt in der unmittelbaren Umsetzung und deshalb am zeitintensivsten, von dem ich im Moment aber noch nichts verraten möchte. Neben den Projekten innerhalb meines Studiums kann ich im Moment auch an anderen Kompositionsaufträgen arbeiten. Außerdem arbeite ich gerade das erste Mal als Herausgeber an der Edition eines Werkes eines namhaften Tiroler Komponisten.

Wie kann man Mitglied des Chors werden?
Bei Interesse kann man uns jederzeit eine Mail schreiben: st.johannes.ampass@gmail.com. Grundsätzlich kann man auch immer montags um 19:30 Uhr bei einer Probe schnuppern und unseren Chor kennenlernen. Wir freuen uns über jeden Gast.

Die Chorgemeinschaft St. Johannes Ampass | Foto: Chorgemeinschaft St. Johannes
Michael A. Leitner, Komponist aus Tirol | Foto: Isser
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