Tirol zur Umbruchszeit: 1918
"Mach ma a Revolution, damit a Ruah is"

Tirol war nach dem Weltkrieg von den Bayern besetzt. Doch die Revolution in München ließ die Soldaten wieder heimkehren. | Foto: Stadtarchiv Hall
  • Tirol war nach dem Weltkrieg von den Bayern besetzt. Doch die Revolution in München ließ die Soldaten wieder heimkehren.
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Am 10. November meldeten Tiroler Zeitungen:
„Rückmarsch der Bayern aus Tirol. Innsbruck, 9. November. Die Nachrichten von dem Umsturz in Bayern haben überall großes Aufsehen erregt und nur die bayrischen Truppen blieben bei der Mitteilung von der Ausrufung der Republik vollkommen ruhig. In den Nachmittagsstunden trugen die bayerischen Soldaten bereits die rote Kokarde. In den Abendstunden kam es in den Straßen vielfach zu Verbrüderungsszenen zwischen den Bayern und Deutschösterreichern. … Es hat den Anschein, als ob die Expedition der Truppen nach Tirol und Salzburg ihren Höhepunkt nicht nur überschritten, sondern bereits in Rückbildung begriffen wäre, so dass die bayrischen Truppen nur mehr als Sicherungstruppen für die aus dem Süden zurückflutenden Massen aufzufassen wären. An irgendeinen Zusammenstoß derselben mit dem Feind wird angesichts der hier verbreiteten Gerüchte, wonach der Waffenstillstand an der Westfront bereits abgeschlossen sei, nicht mehr geglaubt. Die Stimmung der Bevölkerung ist auch viel ruhiger geworden.“

Dass ausgerechnet Tirol von der Revolution in Bayern Anfang November 1918 massiv profitiert hat, ist heute kaum jemandem bewusst: Der Sozialist Kurt Eisner hatte mit zehntausenden Demonstranten in München am 7./8. November die Monarchie der Wittelsbacher gestürzt und den Freistaat Bayern proklamiert. Seine Regierung gab unverzüglich den Befehl, die bayerische Besetzung Tirols zu beenden. Das bayerische Kriegsministerium hatte nämlich am 3. November offen formuliert, » daß die Südgrenze Bayerns und damit die Südgrenze Deutschlands am besten weit ab von dieser Grenze selbst gesichert wird «, weil » eine unmittelbare Bedrohung der Grenze Bayerns nicht absehbaren Einfluß auf die Volksstimmung mit all ihren Folgen haben könnte. Bayern ist daher für ungesäumten Einmarsch in Tirol. « Damit machte die Münchner Revolution (mit der Proklamation des von der Macht autokratischer Herrscher freien »Freistaats« Bayern) Schluss.

Hörspiel

Hans Well von der mittlerweile aufgelösten – auch in Tirol bekannten – „Biermösl Blosn“ hat in Erinnerung an die Münchner Revolution unlängst ein Hörspiel mit dem Titel „Rotes Bayern – Es lebe der Freistaat“ aufgenommen. Es erzählt vom Sturz der dortigen Monarchie 1918. „Die Musik bleibt mit Gstanzln, Dreigesang und Blasmusik den Tugenden von Bayerns wohl populärstem Musikkabarettisten treu.“ Diese unerhörte Geschichte von Umsturz und Revolution in Bayern ist zu hören im Museum am Samstag, 10. und Sonntag, 11. November jeweils um 16 Uhr. Eintritt frei.

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