„Die wilden Stiere“ versus „Chippendales“
Theaterkritik – „Ganz oder gar nicht“ der Dorfbühne Tulfes

Das neue Stück spielt im England der 1980er Jahre.  | Foto: Tulfer Dorfbühne
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  • Das neue Stück spielt im England der 1980er Jahre.
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Bejubeltes Showtheater, flott inszeniert, beherzt gespielt mit „Ladies Night“ („Ganz oder gar nicht“) der Dorfbühne Tulfes

Die Story ist zwar durch Filmproduktionen und mannigfaltige Bühnenaufführungen hinreichend bekannt, aber ein kurzer Abriss mag noch einmal Erinnerungen aufrufen: Die berühmte Männertanzgruppe „Chippendales“ gastiert in einer englischen Industriestadt mit vielen Arbeitslosen, aber viele Frauen geben jede Menge Geld für diese Show aus. Drei Freunde, verschuldet und in gescheiterten Beziehungen, beschließen, es der bedeutenden Strippergruppe gleichzumachen, haben aber keine Ahnung vom Tanz und dem harten Geschäft dahinter. Aber eine Nebenfigur wird allmählich zur wichtigsten Person, und - sie werden „Die wilden Stiere“. Ja dann ..., Zum 40-Jahr-Jubiläum hat sich der Theaterverein mit Obmann Gottfried Eller etwas Besonderes gewünscht und eben vorliegendes Stück aus der Feder von Stephan Sinclair & Anthony McCarten ausgesucht sowie den bekannten Regisseur Konrad Hochgruber sowie die beliebte Choreographin Conchita Kluckner-Zandberger gewonnen. Die schäbige Vorstadtszenerie einer heruntergekommenen Stadt wird durch glaubwürdige Raumzitate vermittelt und in acht Szenenabschnitten (eine Pause) mit wechselnden Örtlichkeiten (Bar, Wohnung, Vorstadtplatz, Clubräume) steigert sich das Geschehen vom zögernden, angstvollen Anfang bis zum umjubelten Finale, in welcher spätestens bei „you can leave the hat on“ alles so gut wie textilfrei wird. Begeistert johlendes Publikum, was sonst? Es heißt zwar am Theaterzettel „Ab 14 Jahren“ – ist auch okay, aber ich halte dagegen, was vermittelt TV oft im trauten Heim? Spielleiter Hochgruber hat die sieben Herren und die einzige Dame des spürbar spielbegeisterten Laienensembles auf ein kompaktes Vorgehen eingeschworen und damit die zwei Debutspieler Manfred Wallinger (er übernahm den Part des pedantischen Reg und Michael Platzer (als leicht erregbarer Gavin) erfolgreich ins Boot geholt. Christof Schnaufert (Zweitdebut) ist der umtriebige Craig, der am Schluss alles hinschmeißen will, Leon Angerer (auch Zweitdebut) gibt sympathisch und authentisch den jungen, talentlosen Wesley, Daniel Viertl leiht dem feschen Barry das Gesicht, Josef Eller überzeugt als Clubbesitzer Bernie. Gottfried Eller schlüpft mit Genuss in die Figur des alternden Norman mit gröberen Potenzproblemen und gibt eine Spezial-Trainingsshow zum besten. Eine Glanzleistung bietet Elsa Maier als Glenda, welche von der Figur der Unterstandslosen und versoffenen ehemaligen Tänzerin zur gnadenlosen Beraterin und Trainerin der Männergruppe mutiert und diese damit zum künstlerischen wie auch finanziellen Erfolg führt.

Diese Stück impliziert die Versuchung, billigen Klamauk zu generieren, aber man hat dieser widerstanden und der Erzählung dahinter Raum gelassen, daher Lob und Dank an Regie, Bühne, Licht und Ton .. und besonders dem Ensemble, welches ein dankbares und begeistertes Premierenpublikum vorfand. Natürlich, primär ein Stück für Frauen, aber auch für Männer, das weiß man ja nie so genau.

Eine Theaterkritik von Peter Teyml


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