Obernberg: Doch noch Bergsteiger- statt Containerdorf?

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„Das gesamte Obernbergtal einschließlich des Landschaftsschutzgebietes braucht eine wirtschaftlich langfristige Perspektive“, mahnt Fritz Gurgiser ein und fordert daher „Mut zum Verzicht“ was die geplante „Container-Landschaft“ am Naturjuwel angeht. Als Alternativvorschlag bringt der Landtagsabgeordnete die Idee ins Spiel, sich als Bergsteigerdorf zu vermarkten.

OBERNBERG (tk). „Man kann Natur nicht ‚geplant erlebbar machen‘, wie es Familie Stocker und Architekt Hansjörg Krissmer wohl nur irrtümlich meinen! Ich bin Staatspreisträger für Natur- und Umweltschutz – habe das auch immer gelebt – und erwarte mir, dass man die Einzigartigkeit respektiert und mit ihr sorgfältig umgeht!“, will sich Fritz Gurgiser lieber keine so genannten „Naturrefugias“ am Obernberger See vorstellen.

„Ein Landschaftsschutzgebiet ist doch kein Tummelplatz für Einzelinteressen“, merkt der Landtagsabgeordnete weiters an und verweist darauf, dass das Tal eines der ganz wenigen noch relativ unberührten ist. „Mit jedem Eingriff verschwinden Naherholungsräume. Ich bin dafür, dass die letzten Rückzugsgebiete für Einheimische und Gäste erhalten bleiben und will Stocker auch nichts wegnehmen, aber man sollte nichts unversucht lassen, eine Form zu finden, die naht- und übergangslos an den Wunsch breiter Teile der Tiroler Bevölkerung anschließt.“

Bergsteigerdörfer
... sind laut Definition vorbildhafte regionale Entwicklungskerne im nachhaltigen Alpintourismus mit einer entsprechenden Tradition. Sie garantieren ein professionelles Tourismusangebot für Bergsteiger, weisen eine exzellente Landschafts- und Umweltqualität auf und setzen sich für die Bewahrung der örtlichen Kultur- und Naturwerte ein. Um der großen Vielfalt, gleichzeitig aber dem „Bergsteigerdorf“ als Qualitätsversprechen gerecht zu werden, müssen einige Pflichtkriterien erfüllt werden, was für Obernberg allerdings kein Problem darstellen dürfte.

„Gaststätte ja, aber bitte nicht so“
Gurgiser ist sehr wohl dafür, die in die Jahre gekommende Gastwirtschaft zu erneuern, gerne auch im moderneren Stil, aber mit dem „Containerprobelauf“ ist er alles andere als einverstanden: „Das passt doch alles nicht zusammen! Als Naturschützer erwarte ich mir hier Mut zum Verzicht! Leider – und das ist eines der Hauptprobleme in Tirol – fehlt auch der Landespolitik der Mumm zu sagen, dass man Projekte dieser Art nicht möchte.“ Wie die Behördenvertreter schlussendlich entscheiden, wird sich weisen – eher sieht es wohl so aus, als ob das Ganze „machbar“ wäre. Die Obernberger Politiker stehen dem Ansinnen nach wie vor positiv gegenüber: „Bei uns ist so lange nichts geschehen, wir wollen versuchen, den sanften Tourismus anzukurbeln und bleiben daher auf Kurs“, so Bgm. Roman Grünerbl.

Gemeinde weicht von Kurs nicht ab
Der Ortschef führt aber auch aus, dass „die Gemeinde kein Problem hätte, wenn die ‚Container‘ nicht kommen“: „Unsere Hauptintention ist, dass wir da oben ein Ausflugsgasthaus mit Ganzjahresbetrieb haben. Über die Form der Ausführung kann man reden – was das angeht, sind wir sicher offen.“ Über die moderne Architektur wird aber nicht nur diskutiert, sondern regelrecht gestritten. Ein Umstand, der wiederum GR Jan Castelein aufregt: „Das jetzige Gebäude hat 30 Betten, später wären es halt 40 auf einer Breite von 100 Metern. So viel würde sich also auch wieder nicht ändern! Ich für meinen Teil sehe da nichts Negatives. Die Natur kann sogar weiterwachsen, weil Teile der Anlage unterirdisch wären. Oder wäre ein Betonbunker besser?“ Nebenbei bemerkt der Feuerwehrkommandant, dass man dieser Tage in Obernberg „unten durch“ ist, wenn man das Vorhaben nicht komplett ablehnt: „Die Angriffe gehen teils echt unter die Gürtellinie“, ärgert er sich. Den öffentlichen Druck spürt auch Stocker: „Aber was soll ich tun? Wir tüfteln seit drei Jahren herum. Derzeit ist eine Musterrefugia in Bau – die Leute sollen sich die dann anschauen“, meint er und kritisiert die „Panikmache beruhend auf Halbwahrheiten“.

Bauverhandlung findet heute statt
Apropos: Am Ort des Geschehens findet heute Nachmittag die Bau- und Gewerberechtsverhandlung statt, damit ist es aber freilich noch nicht getan, denn es sind noch andere Genehmigungen ausständig. Und so lange das Verfahren läuft, will Gurgiser alle Hebel in Bewegung setzen, „damit es nicht zu weit getrieben wird“: „Letzte Werte müssen erhalten bleiben! Ich habe einen Brief an die Gemeinde und das Land verfasst, worin ich auch darauf verweise, dass die Initiatoren nicht genug Mittel haben und dass sich der Betrieb nicht rechnen könnte. Somit stehen die Landesvertreter unter Zugzwang!“

Nichtsdestotrotz hat auch der Chef des Transitforum Austria bei zahlreichen Gesprächen die Angst gespürt, dass der Tourismus im Dorf komplett einschläft: „Dennoch darf das Schicksal der Gemeinde nicht nur darauf aufgehängt werden! Außerdem gäbe es bessere Alternativen: Ich schlage vor, dass sich Obernberg in Richtung eines Bergsteigerdorfes zu entwickeln versucht. Neben Vent und Ginzling gibt es erst drei dieser Art in ganz Nordtirol und so eine Initiative würde sicher auch außerhalb des Tales auf breite Unterstützung stoßen. Die Alpenkonvention bietet dafür Möglichkeiten und Land und Bund würden das sicher auch nicht von vornherein ablehnen.“

Bürgermeister zeigt Interesse
„Bergsteigerdorf statt Containerdorf“ würde dem Landtagsabgeordneten also gut gefallen und „da hätte auch ein moderner Gastbetrieb seinen Platz!“ Mit so einer Idee hat sich die Gemeindeführung bisher noch nicht befasst: „Das müsste man sich anschauen. Gurgiser soll ein Konzept vorlegen, dann sehen wir weiter“, kann Grünerbl dieser Überlegung durchaus etwas abgewinnen.

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