Macht & Ohnmacht
Theateraufführung – Maria.Königin.

Maria. Königin wurde verfasst von der Tiroler Autorin Lina Hofstädter im Jahr 2018. | Foto: Projekttheater Hall
  • Maria. Königin wurde verfasst von der Tiroler Autorin Lina Hofstädter im Jahr 2018.
  • Foto: Projekttheater Hall
  • hochgeladen von Michael Kendlbacher

In 19 Szenen wird der Aufstieg und Fall der jungen schottischen Königin dargestellt.

Beeindruckend dichte Inszenierung in der Uraufführung von “Maria.Königin.”
im Projekttheater Hall im Sudhaus. Was kann ein historischer Stoff, wie ihn das Leben von Maria Stuart bietet, heute noch sagen? Die Tiroler Autorin Lina Hofstädter sieht Parallelen zwischen dem Leben der schottischen Königin und dem Aufbäumen heutiger Frauen gegen Machtmissbrauch, was ja die aktuelle #MeToo-Debatte in Gang gebracht hatte. Als junge Frau & Königin kämpfte sie gegen eine männlich dominierte Welt und die lebensgefährliche Doktrin einer „natürlichen Ordnung“. Kurt Benkovic setzte mit seinem „engagierten Amateurtheater nahe am Publikum“ das Aufblühen und Scheitern der Herrscherin gemäß der Vorlage der Autorin in 19 Stationen in Szene, wobei die Übergänge der einzelnen Auftritte durch höfisch anmutende Musikzitate (Klemens Wolf, Hanno Winder) aufgelockert werden. Viktoria Castellano, bis jetzt nur mit kleinen Rollen bedacht, entwickelt in ihrer ersten großen Protagonistenrolle erstaunlich sicher und gefühlvoll die Figur der Königin, spiegelt glaubwürdig alle Facetten von Leidenschaft, Schwärmerei, Härte, Entschiedenheit und letztendlicher Resignation wider. Joseph Villinger setzt seine Rollen als junger französischer König sowie als Sekretär Riccio einfühlsam in Szene, Eva Kuster kann allen drei Figuren (Katharina Medici, Frau & Magd) überzeugend gerecht werden, René Orbini besteht durchgehend als James Stewart und Morton, Erich Thummer ist mit Temperament in der Haut des tückischen Sekretärs und Verschwörers, Bruno Graber kann als Mann vom Volk, aber besonders als eifernder, fanatischer Prediger Knox reüssieren, Lukas Singer verwirklicht glaubhaft die Figur des leidenschaftlichen Liebhabers und späteren Königingemahls Lord Darnley sowie dessen Abstieg zum eifersüchtigen Trunkenbold. Jakob Rosin gibt den zwei Seiten des Beschützers wie des Verschwörers Earl Bothwell kraftvoll Gesicht, Figur und Stimme. Den Part der Hofdame Marry Seton und Frau/Magd kann Vanessa Eberharter sympathisch umsetzen sowie Astrid Oberwimmer den als schwatzende Magd. Den Reigen der neun Akteure schließt Bennie Nicolussi-Castellano als ergebener Bodyguard und Wachsoldat. Allerdings machen gerade die Dialoge der tuschelnden Frauen deutlich, dass Neid und Vorurteile oft die größten Hemmnisse bezüglich Frauensolidarität sind. Peter Holzers Lichtgestaltung, Licht- u. Tontechnik Arthur Bliems, die dezenten Kostümzitate und Fred Salvadors Produktionsassistenz geben der Aufführung einen charmanten professionellen Schliff. Eine Wohltat – hoch engagiertes Theater mit Leidenschaft und dem Willen zur Perfektion, bis 1. Dezember zu sehen.

Theaterrezension von Peter Teyml

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