Theaterkritik von Peter Teyml: Alles tanzt zu „Walles Alzer“

Foto: Rampenfieber

Nein, Sie haben nicht falsch gelesen: Da wurden tatsächlich zwei Buchstaben umgetauscht – und das mit voller Absicht. Denn das ist der passende Titel für eine Eigenproduktion der Gruppe „Rampenfieber“ am Theater des Gymnasiums Hall.

HALL. Das Theaterstück ist ein Beitrag zum Eurofestival „Everybody dance now“, in welchem zweifellos schräg, witzig und grotesk der Blick heutiger junger Menschen auf die Wiener Walzertradition mit choreographischen Mitteln ausgedrückt wird. Walzerklänge erfüllen den aufgerüsteten Barocken Stadtsaal in Hall, das Publikum ist vorwiegend festlich gekleidet, dem Rezensenten tauchen Erinnerungen an seine Tanzschule auf, die seinerzeit im zwei Stockwerke tiefer gelegenen Turnsaal der Volksschule ihre Kurse abhielt. Und wie im wirklichen Leben begegnen sich die jungen Damen und Herren in der „Tanzschule Galopp“ unbekümmert und ungeschliffen, recht zum Leidwesen des Direktors und seiner Assistentin. Da sind sie: die Vamps, die Schüchternen, die Träumer, die Angeber, die Zickigen, die Coolen, man erkennt sie wieder und freut sich über die ungehemmte, selbstbewusste Realisierung der Charaktere, Stereotype, scharf gezeichnet. Nach und nach gelingt es der Kursleitung, die Gruppe in Ballkleidung auf’s Parkett zu bewegen, die Herren endlich „g‘schnäuzt und kampelt“, die Damen dezent erotisch verpackt, und dann heißt‘s: Alles Walzer! Aber daraus wird ein „Walles Alzer“, ein Tanz bis zur Erschöpfung, ein Auseinanderbrechen aller Formen, eine Infragestellung aller Etikette. Auch wenn der Erfolg dieser von Prof. Hermann Freudenschuss (Regie) und Jasmin Peskoller (Choreographie) gelenkten Aufführung im Zusammenspiel des ganzen Ensembles zu suchen ist, seien stellvertretend doch zwei Akteure namentlich erwähnt: Lisa Einkemmer als stets präsenter Tanzschuldirektor mit der sie kongruent begleitenden charmanten Doris Wölfmaier als Assistentin Frau Müller.

Ein schöner Erfolg der 16 Schüler und Schülerinnen aus der Maturaklasse, aber auch ein Erfolg der Schule und der engagierten Lehrer, welche wieder künftige Schauspielerkarrieren erahnen dürften. Peter Teyml

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