Theatermarathon in Hall

Foto: HallMachtTheater

Drei gute Stunden sollte man schon einplanen, wenn man allen Stücken beiwohnen will, und es wäre schade gewesen, eines davon zu versäumen. Wer glaubt, dass trotz der gebotenen Kürze geschludert wurde, hat sich getäuscht – jede der Gruppen bietet ausgereift Originelles, Typisches, Hintergründiges, Saftiges, Nachdenkliches.

Die 1. Station im Kolpinghaus teilt das Publikum in 3 Gruppen, man folgt dem zugeteilten Musiker wie dem Rattenfänger von Hameln, in vorliegendem Fall dem Saxaphon von Christine Neßmann zur alten Haller Sauna mit „Aufguss“ des Theater Szenario, bekannt für Improvisiertes: frech, charmant, bös, nicht immer jugendfrei, verbal schön aufgeheizt in 5 Sketches mit 4 Saunagästen & 1 Badewaschl.

Im Haslwanterhaus treffen wir im Keller auf den „Theaterhaufen“ mit Traudl Leners „Frau Willeweis“. Ivan Pantner als Bauer soll die wunderschöne Salige Frau Willeweis (Ronja Forcher) von ihrem Bann erlösen, der Blick in die Zukunft lässt ihn Gutes & Schlechtes erkennen und die erlösende Antworten finden.

In der Stadtbücherei finden wir das „Theater am Gym“ vor mit „Wer erbt hier was?“ 4 junge Menschen hinterfragen in einer choreographisch gekonnten Performance unser kulturelles Erbe, Shakespeare, Graf Dracula, Volkskultur, Fernsehquiz – alles wird auf’s Korn genommen, auch der Haller Masterplan bezüglich „Weltkulturerbe“ wird arg gebeutelt.

In der Galerie Engel kommt das „Projekttheater Hall“ mit „Das Tandem“ zum Einsatz. Peter Holzer & Stefan Lang bereiten sich als Oppi & Reggi auf das Radrennen vor, ein Tandem verspricht sportlichen Erfolg auf der „Tour d’all“. Was wie Blödelei in diesem Einakter daherkommt, entpuppt sich rasch als satirische Metapher auf Wahlkoalationen und Postenranggelei.

Nun gelangt man zur „Bühne Schönegg“ mit „Der Graf von Schönegg“ im Hinterhof der Firma Dworak. Da wird das dekadente Jammern eines alten Adeligen vorgeführt (Burghard Humml), dessen Diener Johann (Manfred Dür, komödiantisch brillant) bezahlt den alten Vaterfluch mit seinem Leben. Fazit des Grafen: „Ist doch gut, dass man nicht alles selber macht.“ Ein Lob des Delegierens?

Wir enden im Ratssaal der Stadt mit „Die Türme“ der Kolpingbühne. 6 Türme der Stadt bewerben sich um das Amt des Stadtoberhauptes für die nächsten 1000 Jahre.
Der Münzerturm (Christian Margreiter) lehnt Demokratie entschieden ab, der Pfarrturm (Florian Margreiter) bevorzugt ein Konklave, der Medienturm (Markus Moser) will die Wahrheit ergründen, der Hungerturm (Peter Grassl) will dem Volk die Stimme geben, der Sprungturm (Martin Spieß) hat’s mit dem Wunsch nach einem Führer und Zucht und Ordnung, und endlich das Parkhotel (Hannah Kanz) kann sich nur für Wirtschaftsdominanz erwärmen. Hoffentlich war das triste Ergebnis nur ein Gag? Welches denn? Eine tolle Produktion, die unübersehbar Zeugnis von einer lebendigen Theaterszene in Hall leistet.

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