„Der Ehrliche ist in Thaur der Dumme“

thaur-opposition

Über ein Jahr lang lag die Gemeinde mit einem ihrer Bürger im Clinch, der seine Garage zu nahe an die Grundstücksgrenze gebaut hatte. Die jetzige Lösung empört die Opposition, die befürchtet, dass die Thaurer die Baugesetze in Zukunft nicht mehr befolgen werden!

THAUR (sf). Jeder Hausbauer muss zu seinem Nachbargrundstück einen Abstand einhalten. In dieser Zone darf er Abstellplätze für Autos errichten, aber keine Garage. Genau das machte aber ein Bauingenieur bei seinem Haus in Thaur. Den Aufforderungen, die Garage rückzubauen bzw. abzureißen kam er nicht nach. Inzwischen hat auch die Bezirkshauptmannschaft befunden, dass der Bau nicht rechtmäßig ist und hat eine Geldstrafe ausgesprochen. Bürgermeister Konrad Giner hat sich stets um eine Kompromisslösung bemüht, brachte aber vor der Wahl keine Mehrheit mehr dafür zu Stande. Jetzt beschloss der Gemeinderat mit den Stimmen der Listen von Bürgermeister Konrad Giner und Vizebgm. Christoph Walser, dass die Gemeinde, die Grundnachbarin des Bauingenieurs ist, einen Grundstreifen an diesen verkauft.

„Das ist ein Wahnsinn“ ärgerte sich GR Romed Giner (SPÖ), zuerst hat uns der Hauseigentümer ein Jahr lang gepflanzt, und jetzt lassen wir das einfach durchgehen.“ GR Romed Giner und GR Max Krug von der Liste BIT befürchten jetzt, dass dieser Kompromiss Folgewirkungen für die Gemeinde hat. „Warum soll sich jemand noch an die Bauordnung halten, wenn es immer noch ein Hintertürchen gibt“, fragen sie sich.

Bürgermeister will nicht gegen eigene Bürger prozessieren
Zufrieden mit der Lösung zeigt sich Bgm. Giner: „Als Bürgermeister ist es meine oberste Pflicht immer einen Konsens zu finden und Streit zu schlichten. Das Gelände ist dort sehr steil und schwer zu bebauen. Durch den Verkauf von ca. 43 m2 Grund nimmt die Gemeinde sogar noch 20.000 Euro ein, ohne dabei etwas zu verlieren. Das Gemeindegrundstück neben der umstrittenen Garage ist eh so klein, dass wir darauf nichts bauen könnten.“ Auch Folgewirkungen fürchtet der Dorfchef nicht: „Die meisten Hausbesitzer haben ja nicht die Gemeinde, sondern andere Private als Nachbarn. Die werden schon drauf schauen, dass nicht zu groß gebaut wird.“

„Außerdem war die Lösung mit 20.000 Euro ja nicht gerade billig für den Hausbesitzer“, ergänzte Vizebgm. Christoph Walser, der auch für den Kompromiss stimmte. Diese Argumentation stößt aber GR Max Krug sauer auf: “Das heißt also, mit Geld kann man bei uns alles tun“, ätzte er bei der vergangenen Gemeinderatssitzung.

Mit dem Beschluss kann sich auch GR Romed Giner nicht abfinden: „Auf der einen Seite wird jeder Hausbauer genau kontrolliert, ob er nicht ein paar Zentimeter zu groß baut, und bei anderen ist man nicht so streng. Ich unterstelle, dass der Hausbesitzer, der ja Bauingenieur und somit Fachmann ist, wissentlich gegen die Bauordnung verstoßen hat, weil er sich gedacht hat, dass wird schon irgendwie durchgehen.“

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.