Streit um Tiroler Schulskitage rund um Skischule Mutters/Natters

Die Skischule Mutters/Natters  sieht sich scharfer Kritik ausgesetzt und wehrt sich gegen die erhobenen Vorwürfe.
  • Die Skischule Mutters/Natters sieht sich scharfer Kritik ausgesetzt und wehrt sich gegen die erhobenen Vorwürfe.
  • hochgeladen von Manfred Hassl

Über Kritik, wonach heuer die Volksschule Mutters die Schulskitage auf der Muttereralm aufgrund von Überlastung nicht nutzen konnte, wurde bereits berichtet. Der Landesschulrat nimmt die Betreiber in Schutz, kritisiert allerdings die Skischule Mutters/Natters. Dies wollen sich wiederum weder der Skischulleiter noch der Fachverband der Tiroler Skilehrer gefallen lassen.

Bekanntlich können Tiroler Schüler anlässlich von Schulskitagen und -wochen die ganze Wintersaison über gratis die Lifte benützen (ab der 10. Schulstufe fünf Euro je Tag). Es ist dies eine Aktion der Tiroler Seilbahnen und des Landesschulrates für Tirol. Die finanzielle Last tragen ausnahmslos die Tiroler Seilbahnunternehmen – es gibt keinerlei Subventionen des Landes oder sonstiger Institutionen. „Bei einem Anmeldestand von 24.000 SchülerInnen (Vorjahr 19.000) hatte das Skigebiet Muttereralm mit Abstand die meistenAnmeldungen aller beteiligten 61 Skigebiete,“ weiß Mag. Wolfgang Oebelsberger, Fachinspektor für Bewegungserziehung und Sport im Landesschulrat. „Allein aus Innsbruck nahmen 2.000 Volksschüler diese Möglichkeit in Anspruch!“

Skischule im Visier
„Leider hat sich aber auch eine von uns nicht gewünschte Entwicklung ergeben“, so der Fachinspektor, der sogleich konkret wird: „Im vorigen Schuljahr 2009/10 zahlten Innsbrucker Volksschulen für ein Angebotspaket eines 5-tägigen Skikurses auf der Muttereralm € 99,00. Dabei waren der tägliche Bustransfer von der Schule zum Skigebiet, die Kosten für den Skikurs der Skischule Mutters/Natters und ein 5-Tages-Skipass inkludiert. Im Schuljahr 2010/11 kostet das Angebotspaket € 91,00 obwohl die Liftkarten heuer gratis sind und das Angebot dann eigentlich nur mehr ca. € 80,00 hätte kosten dürfen!“
Für den Landesschulrat ergibt sich daher für heuer folgende Kostenaufgliederung: „Bustransfer € 25,00, Skikurs Skischule Mutters € 66,00 für 5 x 3 Stunden, Liftkarten gratis. Zum Vergleich: ein 5-tägiger Skikurs für Volksschulen kostet im Zillertal € 50,-!“

Kontraproduktiv
Dies wäre nicht im Sinne der Erfinder der Schulskitage, befindet Mag. Wolfgang Oebelsberger.Viel mehr war daran gedacht, attraktive Angebote für Schüler und Eltern zu erstellen, um die Jugendlichen wieder vermehrt auf die Pisten zu bringen. „Keineswegs wollten wir den Profit der Skischulen steigern. Solche Vorgangsweisen sind kontraproduktiv – viele Eltern haben dadurch gar nicht mitbekommen, dass die Skigebiete hier einen großen Beitrag leisten und die Skikarten für Schüler gratis sind,,“ so Oebelsberger, der auch Konsequenzen ankündigt: „Im nächsten Schuljahr werden wir seitens des Landesschulrates die Preisgestaltung der Skischulen genau beobachten um gegebenenfalls auch die Konsequenzen daraus zu ziehen.“

„Die Skischule in Misskredit zu bringen, ist unseriös!“
Skischulleiter H. Haller nimmt zu Vorwürfen Stellung

„Mit Verwunderung muss ich feststellen, mit welcher Uninformiertheit Hr. Oebelsberger Beurteilungen erstellt. Wenn er behauptet, es gibt keine Subventionen der Seilbahnen für die gratis Schulskitage, ist dies nicht richtig. Im Speziellen stecken in der Muttereralmbahn genug öffentliche Gelder, andererseits will die Muttereralmbahn eine weitere Subvention von der Stadt Innsbruck in der Höhe von 975.000,- € für die Verbindung in die Axamer Lizum. Dies war der Grund dafür, warum die Muttereralmbahn dieser Aktion der gratis Schulskitage zustimmte.
Der Skischule Mutters/Natters war und ist es immer ein Anliegen, finanziell leistbare Kurspreise für die Schulkinder zu bieten. Die Preise wurden und werden immer mit Hr. Mag. Anton Weber (Koordinator von Lehrerfortbildungen und Schulskikursen) abgestimmt, um eben ein leistbares Paket zu schnüren.
Da der letztjährige Preis für die Skischule nicht haltbar war, musste eine Preissteigerung durchgeführt werden. Weiters verlangte die Muttereralmbahn von der Skischule, für die Pistenpräparierung einen Beitrag zu leisten, da die Bahn an der Gratisaktion mitmachen musste. Das heißt also, dass gewisse Kosten durch den Entgang für die Bergbahn der Skischule aufgeschlagen wurden. Dieser Beitrag führte zu einer weiteren Anhebung des Kurspreises. Der Betrag von 66,-€ entspricht aber immer noch einer Ermäßigung von ca. 30 % vom Normaltarif!
Auch hat Hr. Oebelsberger vergessen mitzuteilen, dass die Skischule Mutters/Natters für Familien in finanzieller Notlage nach Beurteilung der jeweiligen DirektorIn den Kurs gratis zur Verfügung stellt.
Der Vergleich mit den 50,- € Kursbeitrag im Zillertal hinkt, da es ein Unterschied ist ob man nur ein oder zwei Wochen solche Kurse anbietet oder die ganze Saison über. Der Anteil der einheimischen Gäste beträgt in unserer Skischule ca. 70 %. Ein Preis von unter 60,- € ist nachweislich defizitär. Eine Skischule ist ein unsubventioniertes privates Unternehmen.
Die Skischule Mutters/Natters der Profitgier zu bezichtigen, ist mehr als unseriös und schlicht eine Frechheit. Ich hätte mir erwartet, dass Hr. Oebelsberger zumindest Rücksprache mit der Skischule hält, bevor er dieselbe in Misskredit bringt. Im Bewusstsein, dass diese Einrichtung der Schulskikurse im Sinne des Sports eine sehr sensible ist, sind wir immer bemüht, Qualität und Preis in Einklang zu bringen. Wir überlassen die Kinder nicht irgendwelchen Skilehrern!
Weiters möchte ich an dieser Stelle einen herzlichen Dank an die Lehrpersonen und DirektorInnen der Schulen richten, welche immer mit Engagement bei diesen Veranstaltungen dabei sind und an der Organisation der Kurse maßgeblichen Anteil haben.
Herrn Oebelsberger würde ich nahelegen, von seinem Schreibtisch aufzustehen und einmal einen Schikurs zu beobachten. Dann hätte er die Möglichkeit, sich ein besseres Bild zu machen. Oder muss sich eine Skischule in Zukunft die Preise von einem Mitglied des Landesschulrates diktieren lassen?“

Stellungnahme Christian Abenthung, GF Tiroler Skilehrerverband

Die Aktivitäten des Landesschulrates von Tirol und der Tiroler Seilbahnen sind wichtige Maßnahmen, um den Ski- bzw. Schneesport zu fördern und Kinder wieder vermehrt zum Wintersport zu führen. Es ist den Tiroler Seilbahnen großer Dank auszusprechen, dass die Kinder im Rahmen der Tiroler Schulskitage kostenlos bzw. ab der 10. Schulstufe um € 5,-- pro Tag ihre Anlagen benützen dürfen. Ein großer Dank gebührt auch den vielen Lehrerinnen und Lehrern, die bereits im Vorfeld die Kinder zur Teilnahme an den Schulskitagen motivieren und vorbereiten und die Kinder begleiten und unterrichten.

Die Förderung der Schulskikurse ist für alle Beteiligten im Wintersport ein großes Anliegen. Selbstverständlich auch für die Tiroler Skischulen. Der Tiroler Skilehrerverband ist in einer Arbeitsgruppe (Landesschulrat für Tirol, WK Tirol, Seilbahnen, Tirolwerbung und Tiroler Skilehrerverband) zur Förderung der Schulskikurse in Tirol eingebunden, welche unter dem Schirm der Tirolwerbung auf Initiative von Herrn LH Günther Platter eingerichtet wurde. Umso mehr verwundern uns die Angriffe auf die Tiroler Skischulen seitens Herrn Oebelsberger (der den Landesschulrat in dieser Arbeitsgruppe vertritt).

Herr Oebelsberger erweckt in seinem E-Mail vom 16.3.2011 leider fälschlicher Weise den Eindruck, dass die Tiroler Skischulen nur vom Profitgedanken bestimmt, diese Initiativen zum eigenen Vorteil ausnützen und damit den Tiroler Schulskitagen schadet. Herr Oebelsberger geht sogar so weit, dass er einer bestimmten Skischule den Preis vorschreiben möchte („… das Angebot dann eigentlich nur mehr ca. € 80,00 hätte kosten dürfen!!“). Schlussendlich kündigt Herr Oebelsberger sogar eine genaue Beobachtung der Preisgestaltung der Skischulen samt möglicher Konsequenzen an! Worin diese Konsequenzen bestehen, geht aus dem E-Mail nicht hervor.

Solche Aussagen können wir nicht unkommentiert stehen lassen.

Die Tiroler Skischulen stehen den Schulen und Kindergärten mit ihren vielfältigen Angeboten natürlich bei Bedarf gerne unterstützend zur Seite. Viele der mehr als 200 Tiroler Skischulen in Tirol bieten kostenlose oder stark verbilligte Angebote für Kindergärten und Schulen aus ihrem Ort bzw. Gebiet an. Zusätzlich unterstützen Skischulen die örtlichen Skiklubs für das Kindertraining. Viele Schulen und Kindergärten nützen gerne diese Angebote der Tiroler Skischulen und sind mit ihren Leistungen sehr zufrieden. Die Tiroler Skischulen haben ihre seit vielen Jahren durchgeführten Aktivitäten, um einheimische Kinder und Jugendliche für den Wintersport zu begeistern, nie in den Vordergrund gestellt. Es stellt sich schon die Frage, ob nicht die von Herrn Oebelsberger gemachten Vorwürfe kontraproduktiv für die Förderung der einheimischen Kinder und Jugendlichen für den Wintersport sind; die Leistungen der Tiroler Skischulen sind es entgegen den Behauptungen von Herrn Oebelsberger sicherlich nicht. Die Skischule Arlberg als ein Beispiel wird sich über die Vorwürfe der Profitgier freuen. Hat sie doch heuer hunderte Kindern von den Schulen und Kindergärten des Stanzertals kostenlos Skiunterricht erteilt.

Die Preisfrage (kostenlos bis stark verbilligt oder verbilligt) hängt natürlich stark vom Standort der Skischule ab. Die Skischulen im Großraum Innsbruck haben fast ausschließlich einheimische Gäste und diese wiederum sind zum Großteil Kinder. Es ist für diese Skischulen aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen nicht möglich, kostenlose Skikurse für einheimische Kinder anzubieten. Der von Herrn Oebelsberger genannte Preis der Skischule Mutters ist für die gebotenen Leistungen sicherlich angemessen. Skischulen haben insbesondere für den Kinderunterricht hohe Aufwendungen wie beispielsweise die Kosten für die Errichtung eines eigenen Kinderparks mit Förderbändern, die Personalkosten, Kosten für Büro, Miniklubs usw. zu tragen. Wäre der Preis nicht angemessen, würden wohl auch kaum so viele Eltern ihre Kinder in diese Skischule schicken.

Die Vorgangsweise einer pauschalen Verurteilung der Tiroler Skischulen im Zusammenhang mit den Schulskikursen durch Herrn Oebelsberger sind sehr bedauerlich, inhaltlich falsch und schaden den großen Anstrengungen zur Förderung des Wintersports, die derzeit von vielen Institutionen, Verbänden, den Bundesländern und des Bundes erfolgen. Unabhängig von der bestehenden großen Verärgerung und Enttäuschung über die Vorgangsweise und die Aussagen von Herrn Oebelsberger als Vertreter des Landesschulrates von Tirol werden sich die Tiroler Skischulen weiterhin dafür einsetzen, dass die einheimischen Kinder und Jugendliche die Faszination des Schneesports kennenlernen und sie sich dafür nachhaltig begeistern.

Abschließend noch einige Daten:

In Tirol gibt es derzeit 250 Skischulen
Pro Saison werden mehr als 7.000 SchneesportlehrerInnen beschäftigt
Pro Saison vertrauen insgesamt mehr als 700.000 Gäste auf die Leistungen der Tiroler Skischulen; davon sind durchschnittlich ca. 60 % der Gäste Kinder

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