Umfrage unter Arbeitslosen: Ausgeprägte Existenzangst

„Arbeitslosigkeit geht uns alle an“, ist der Tenor von WK-Präsident Jürgen Bodenseer, Direktorin Evelyn Geiger-Anker und AMS-Landesgeschäftsführer Anton Kern (v.r.). | Foto: WK, Sidon
  • „Arbeitslosigkeit geht uns alle an“, ist der Tenor von WK-Präsident Jürgen Bodenseer, Direktorin Evelyn Geiger-Anker und AMS-Landesgeschäftsführer Anton Kern (v.r.).
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Tiroler Arbeitslose wurden erstmals befragt – 2.400 Rückantworten

10.000 Fragebögen wurden im Spätsommer an Tiroler Arbeitslose verschickt, um Details über deren Situation zu erhalten. Über 2.400 haben geantwortet. Das Ergebnis spiegelt die triste Situation nach dem Verlust der Arbeit wider.

„Noch nie hat eine wissenschaftliche Untersuchung den Tiroler Arbeitsmarkt so genau unter die Lupe genommen wie jetzt“, sagt WK-Präsident Jürgen Bodenseer über die veröffentlichte Studie „Lebens- und Problemlagen arbeitsloser Menschen in Tirol“, an der sich mehr als 2.400 arbeitslose Tirolerinnen und Tiroler beteiligt haben.

Und in diesem Zusammenhang schlägt Bodenseer Alarm: „Will sich Tirol den heutigen Lebensstandard erhalten, dann muss wegen der demografischen Entwicklung schon heute gegengesteuert werden“, sagt Bodenseer und verweist auf die aktuellen Prognosen: Im Vergleich zu heute wird die Zahl der Pflichtschulabgänger 2015 um mehr als 3.500 zurück gehen, in 20 Jahren werden im Vergleich zu heute 30.000 Arbeitskräfte (!) im Alter zwischen 15 und 59 Jahren in Tirol fehlen. „Heute können wir dieser Entwicklung im Interesse Tirols noch gegensteuern, viel Zeit dürfen wir aber nicht mehr verlieren“, mahnt Bodenseer.

Was sind nun die Gründe der sommerlichen Sockelarbeitslosigkeit? „Nicht nur die wirtschaftlichen Faktoren zählen, auch körperliche Einschränkungen,Krankheit, Konflikte mit dem Arbeitgeber oder Arbeitskollegen der betroffenen Personen sind Gründe für Arbeitlosigkeit“, zitiert WK-Direktorin Evelyn Geiger-Anker aus der Studie.

Existenzangst, Verlust des Selbstwertgefühls
Die größte Sorge der Betroffenen sind der Verlust der persönlichen Sicherheit und der finanziellen Absicherung. Dadurch verlieren die Menschen ihr Selbstwertgefühl. Und der Tiroler AMS-Chef Anton Kern sieht den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Bildung und Arbeitslosigkeit. „Nur 29 Prozent der Befragten mit Pflichtschulabschluss und 24 Prozent der Befragten ohne Schulabschluss waren bisher noch nie arbeitslos“, sagt Kern. Natürlich wollen drei Viertel der Betroffenen wieder eine Job finden. „Aber es mangelt oft an der nötigen Flexibilität und Mobilität, bestehende Chancen auch zu ergreifen. Nur etwas über 22 Prozent der befragten Arbeitslosen versuchen in einem anderen Bezirk einen Arbeitsplatz zu finden. Ein (temporär) geringeres Einkommen würden nur 13 Prozent für einen neuen Arbeitsplatz in Kauf nehmen“, erklärt Kern die Problematik.

Als Gegenmaßnahmen schlägt die Wirtschaftskammer eine Realisierung eines flächendeckenden Netzes an Kinder- und Schülerbetreuungseinrichtungen, den Ausbau psychosozialer Betreuungsangebote sowie u.a. die Verstärkung präventiver Maßnahmen zur Gewährleistung erfolgreicher Lehrabschlüsse oder Schulabschlüsse vor.

Studie zum Download:
Pressekonferenz Unterlagen Arbeitsmarkt 13.12.2010

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