Nach Abschiebung nach Georgien
Hilfsaktion für Luka
Der elfjährige Luka sitzt im Rollstuhl und ging bis vor Kurzem in Hernals zur Schule. Jetzt wurde er abgeschoben.
HERNALS. Am Ende hat alles nichts genützt. Schon vor einem Jahr setzten sich Eltern und Mitschüler des kleinen Lukas dafür ein, dass er in Wien bleiben und weiter die Integrative Schule Hernals besuchen darf. Auch der Wiener Sport-Club solidarisierte sich und organisierte einen Protest mit den Kindern auf dem Spielfeld.
Am 26. September kam die Polizei um 5.30 Uhr morgens in das Döblinger Flüchtlingsheim, in dem Luka gemeinsam mit seiner Mutter lebte. Die Beamten gaben der Mutter gerade einmal zehn Minuten Zeit, um ihre Sachen zu packen. Dann wurden die beiden in ein Flugzeug nach Tiflis in Georgien gesetzt. Dort sitzen sie nun – ohne Wohnung, ohne Job und mit 60 Euro in der Tasche.
Schockierte Lehrer
"Mir fehlen die Worte. So geht man nicht mit Menschen um", sagt Christine Pauxberger, Leiterin der Integrativen Schule Hernals. Die Schüler und Lehrer sind über die Abschiebung entsetzt und helfen nun dabei, der Familie das Überleben zu sichern. "Wir haben einen Zwetschgenbaum in der Schule. Als Teil eines Schulprojektes werden die Früchte zu Marmelade gemacht", so die Schulleiterin. "Diese Marmelade verkaufen die Schüler nun, um Luka zu helfen. Ich finde das sehr human von der Klasse."
In Georgien fehlt Menschen mit Behinderungen jegliche Infrastruktur. Oft werden sie von der Familie verstoßen. Das habe auch eine Rolle bei der Flucht nach Österreich gespielt, sagen Eltern, die ebenfalls versuchen, Luka und seiner Mutter zu helfen.
Stiefvater in Wien
Durch die Abschiebung wurde außerdem eine junge Familie auseinandergerissen. Der Lebensgefährte von Lukas Mutter wohnt in Wien. "Wir wollen versuchen, eine Familienzusammenführung zu erreichen", sagt eine der unterstützenden Eltern. "Luka hat hier in Wien eine Perspektive auf ein Leben gehabt", so die Elternvertreterin weiter. "Die Therapie hat gut funktioniert, weil er für sich eine Zukunft gesehen hat. Das ist nun zerstört." Nicht einmal einen Schulplatz hat Luka derzeit in Georgien. "Wir wollen Spenden sammeln, um Luka und seiner Mutter in Tiflis eine Chance zu ermöglichen."
Dem Bundesministerium für Inneres scheint das egal zu sein. Dort beruft man sich auf die Rechtslage. Das Verfahren der Familie sei in zweiter Instanz rechtskräftig negativ entschieden worden. Somit habe das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl die Entscheidung umgesetzt und vollzogen. Die medizinische Versorgung und Pflege des Kindes seien in Georgien gewährleistet, so eine Sprecherin.
"Die Realität ist aber eine andere", so eine Elternvertreterin. "Deshalb sammeln wir Spenden. Wir haben einen Blog eingerichtet, auf dem wir zeigen, wofür das Geld verwendet wird." Weitere Infos: www.lukagehoertzuuns.wordpress.com
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