Hallo, hier spricht die Polizei
Skurril: Exekutive unterdrückt Rufnummern – was sagen Postenkommandanten dazu?
Sparen ist angesagt: Ordnungshüter rufen nur mehr anonym an – aus Kostengründen.
BEZIRK/NÖ (ts/wp). Bis vor kurzem leuchtete noch die 059-133 und die Durchwahl der jeweiligen Polizeiinspektion am Telefondisplay auf, wenn die Polizei Sie anrief. Man wusste also, die Polizei hat Ihnen etwas mitzuteilen. Vielleicht werden Sie zu einer Zeugenaussage gebeten, der Einbrecher der Sie letzte Woche heimsuchte, geschnappt oder sonstiges. Aber das ist vorbei. Wenn die Polizei nun einen Bürger auf dessen Mobiltelefon anruft, scheint keine Nummer auf. Nun gibt es allerdings Leute, die bei anonymen Anrufen aus Prinzip nicht abheben. Damit wird es für die Polizeibeamten schwieriger, mit der Bevölkerung telefonisch in Kontakt zu treten. „Wir müssen es dann entweder öfter telefonisch probieren, oder zu den betreffenden Personen nach Hause fahren“, erklärt Obergrafendorfs Polizeichef Walter Zöchling, „das ist sicherlich ein bestimmter Mehraufwand“. – Aber auch Beamte, die von ihrer Polizeidienststelle auf ihrem Handy angerufen werden und diesen verpassen, haben ein Problem: „Auch bei internen Anrufen sehen wir nicht, wer uns anruft“, meint Eichgrabens Polizeichef Alois Haydn. Nachsatz: „Für uns wäre es anders besser.“ – „Das ist sicherlich keine glückliche Lösung", meint auch Zöchling.
"... ruhiges Gewissen"
„Wer ein ruhiges Gewissen hat, wird auch bei einer unterdrückten Rufnummer abheben“, meint etwa Traismauers Polizeichef Dietmar Morokutti. „Eine gewisse Klientel hingegen würde einen Anruf mit Rufkennung der Polizei auch nicht annehmen“. Nachrichten, etwa wenn jemand vom Tod eines Angehörigen bei einem Unfall verständigt wird, würden „sowieso nicht per Telefon erfolgen“, so der Morokutti. Intern verwende man teilweise die Privathandys, damit ein Beamter im Außendienst erkennt, wann er von den Kollegen in der Polizeidienststelle benötigt wird.
Kosten sparen
Die Anonymität der Polizeirufnummer hat Kostengründe: Generalmajor Franz Popp vom Landespolizeikommando: „Die Ursache des Unterdrückens der Rufnummern ist, dass zur Kostenersparnis Anrufe zu Mobiltelefonen über spezielle Anschlüsse (Booster) des jeweiligen Betreibers geroutet werden und somit nur netzinterne Kosten anfallen.“
Ministerium auf Lösungssuche
Laut Popp sei sich das Bundesministerium für Inneres der Problematik der unterdrückten Nummern bewusst und bestrebt technisch mögliche, sinnvolle Lösungen zu finden. Bis dahin heißt es, rate mal, wer dich sprechen wollte.
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