Mutige Priester: „Zölibat abschaffen!“

Pfarrer Alois Brunner wünscht sich zeitgemäßeres Denken in der katholischen Kirche. Er ist einer der wenigen, die sich das auch auszusprechen trauen.
  • Pfarrer Alois Brunner wünscht sich zeitgemäßeres Denken in der katholischen Kirche. Er ist einer der wenigen, die sich das auch auszusprechen trauen.
  • hochgeladen von Bezirksblätter Archiv (Werner Pelz)

PIELACHTAL/NÖ (wp). Der Zölibat ist eine kirchenrechtliche Disziplinierungsform aus dem Mittelalter. „Er hat in der heutigen Zeit keine Berechtigung“, meinen viele Pfarrer, oft leider nur unter vorgehaltener Hand.

Noch als der St. Pöltner Diözesanbischof Kurt Kren amtierte gab es in der Diözese eine geheime Umfrage unter Priestern zum Thema Zölibat, berichten Kircheninsider. Die Mehrheit hatte sich schon damals eindeutig dagegen ausgesprochen. Das Ergebnis durfte allerdings nie veröffentlicht werden. Auch der bekannte Pastoraltheologe Paul Zulehner geht unter anderem diesem Thema in seinem neuen Buch „Wie geht´s Herr Pfarrer“ nach und stellt die Frage, wie weit eine Religionsgemeinschaft heutzutage noch das Recht hat, in die Lebensform ihrer Dienstnehmer so nachhaltig einzugreifen. „Ich bin für die Wahlfreiheit, ob man nach dem Zölibat leben will oder nicht“, findet Frankenfels Pfarrer Alois Brunner mutige Worte, „wenn heute viele Priester den Zölibat nicht mehr leben wollen oder können, muss das von der Kirchenobrigkeit ernst genommen werden. Er könnte abgeschafft werden, denn er ist keine biblische Bestimmung. Als er im Mittelalter verpflichtend eingeführt wurde, kam der Wunsch auch „von unten“, also von den Priestern selbst. Die Kirchenobrigkeit hat das ernstgenommen und als Gesetz erlassen (Zölibat ist ein Versprechen). Folgerichtig müsste man jetzt, wenn der Wunsch nach Abschaffung „von unten“, also der Priesterbasis kommt, dies auch akzeptieren und entsprechende Folgerungen ziehen.“ (Anm.: nachträglich von Pfarrer Brunner erweitertes Zitat)

Denn der Zölibat wäre keine biblische Bestimmung, sondern ein erst im Mittelalter verpflichtend eingeführtes kirchenrechtliches Gesetz. „Ich bin sehr gern Priester, aber rückblickend weiß ich nicht, ob ich mich für das Priesteramt in zölibatärer Form entschieden hätte“, sinniert Brunner. „Wir hätten auch viel mehr Priester ohne die Bestimmung des Zölibats“, fügt der Geistliche hinzu.

„Frauen zu Priester“
Grundsätzlich würde er sich von der Kirche mehr zeitgemäßes Denken wünschen. „Ich bin auch für Frauen als Priester“, erklärt Brunner, „man kann nicht aus der patriarchalen Kultur, in der die Bibel geschrieben und die Kirche entstanden ist (nur Männer als Apostel usw.), schließen, dass Jesus nur Männer als Priester wollte. Frauen sind oft viel sensiblere Seelsorger als Männer“.

Pater Obex: "Habe Verständnis"
Zur Zölibatsfrage will sich Pater Leonhard Obex aus Rabenstein und Loich, mit 30 Jahren jüngster Pfarrer in Niederösterreich, „vorsichtshalber nicht äußern“, das Thema wäre zu heikel. Er hätte aber grundsätzlich Verständnis für Priester, die sich mit dem Zölibat schwer tun. Frauen könne er sich aber im Priesteramt nicht vorstellen.

„Zölibat ist ein Krampf“
Pfarrer Anton Waser aus der Brand-Laaben, der auch immer wieder im Pielachtal tätig war und erst 2010 in Pension gegangen ist, schilderte in einem früheren Gespräch mit den Bezirksblättern sein „Ringen mit dem Zölibat“. Und: „Es war unmenschlich, ein Krampf! Der Papst könnte mit seiner Unterschrift dieses mittelalterliche, kirchenrechtliche Relikt wegwischen. Der Zölibat ist ja keine Glaubensfrage.“

Dechant: „War verliebt“
Mutig argumentiert auch Dechant Ernst Bergmann, ein wichtiger Ansprechpartner und Vorgesetzter für Pfarrer: Er räumt ein, „auch schon in der Zeit als Priester verliebt gewesen zu sein, und sieht „den Zölibat als Belastung, die diskutiert werden muss.“ Bergmanns Nachsatz: „Die Bischöfe diskutieren das leider nicht so gern, da ihnen das als hoher unantastbarer Wert erscheint.“ Er glaube nicht, dass die Abschaffung des Zölibats in dieser Generation erfolgen wird.

Werner Pelz
Tel.: 0699 139 90 217
Mail: wpelz@bezirksblaetter.com

Durchlüften
(Kommentar)
Es erfordert offensichtlich Mut, sich als Priester öffentlich zu Themen wie dem Zölibat, Frauenpriestertum oder anderes „Heikles“ zu äußern. Viele der kontaktierten Geistlichen scheuten das klare Wort, weil sie Angst vor der Kirchenobrigkeit hätten. Trotzdem ist es aber gerade dieser Mut, der eine Glaubensgemeinschaft wie die römisch-katholische Kirche weiterbringt, ja vielleicht irgendwann in der Gegenwart ankommen lässt. Allerdings: Die Geistlichen an der Basis sind nicht so enggeistig und weltfremd, wie manche Kritiker das gern darstellen. Die Bremser sitzen an höheren Stellen im Apparat.Viele Bestimmungen des Kirchenrechts und Verhaltenskodizes stammen aus dem Mittelalter und werden mit Zähnen und Klauen verteidigt. Der Zölibat ist eine davon. Eine Bestimmung die nicht in der Bibel zu finden ist, denn dort wird etwa vom Apostel Paulus empfohlen, dass sogar der Bischof heirate. Mit der lebensfeindlichen Disziplinierung ihrer „Arbeitnehmer“ durch den Zölibat signalisieren die Arbeitgeber im fernen Rom nicht gerade Interesse an deren Sorgen und Bedürfnissen. Aber eines Tages wird auch dieser fallen. Ob heutige Generationen das noch erleben, ist aber eher unwahrscheinlich.

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