Polizeistrafen regen auf
Lenker ignorieren permanent Stopptafel – Exekutive greift an Baustelle bei Bahnhof durch – der Magistrat kalmiert.
ST. PÖLTEN (wp). "Ich weiß, ich habe eine Stopptafel an einer unerwarteten Stelle überfahren, aber ich erachte es als Frechheit, dass man sich deswegen von einer Polizistin unwirsch anfahren lassen muss"; Sabine Engelmaier-Zinner steht der Ärger ins Gesicht geschrieben. Während die Lenkerin wegen ihres Vergehens gegenüber der Baustelle der neuen Park-and-Ride-Anlage beim Bahnhof abgestraft wurde, fuhren sämtliche Autos ebenfalls an der neuen Kreuzung ohne Beachtung der Stopptafel weiter. "Man sollte doch als Polizistin erkennen, dass die Verkehrssituation hier unübersichtlich ist und man eingreifen muss, etwa durch Regelung des Verkehrs, statt zu strafen", so die Beschwerdeführerin. "Und außerdem sollte dieser Missstand im Magistrat gemeldet werden." Dies ist allerdings bereits passiert.
In der Verkehrsabteilung ist man über die Situation auch nicht glücklich. Man hoffe, die Ignoranz der Autofahrer sei vorübergehend. Trotz Baustelle und Neuverlegung von Rohren wollte man den Verkehr nicht gänzlich sperren. "Wir wollten durch ein Einbahnregelungssystem für Busse den öffentlichen Verkehr von und zum Bahnhof aufrecht erhalten", heißt es aus dem Verkehrsamt. Um den Öffis den Vorrang einzuräumen, wurde der Individualverkehr, der von der Dr. Ofner-Straße in die Parkpromenade mündet, mit einer vorübergehenden 30km/h-Zone sowie einer Stopptafel belegt. Daran hält sich nun niemand. Bei einem Lokalaugenschein hielt einer von 20 Lenkern an der Stopptafel.
"Die Missachtung der Verkehrszeichen nimmt in der letzten Zeit massiv zu", zeigt sich Stadtpolizeikommandant Franz Bäuchler besorgt, "gerade an dieser Stelle musste gehandelt werden." Außerdem würden Beamte von angehaltenen Verkehrsteilnehmern vermehrt mit Anfeindungen konfrontiert. – Der erste Abschnitt der Baustelle wird bis Ende Juni fertiggestellt. Danach folgt der nächste vom Mühlweg bis zum Bischofsteich.
Anarchie in den Straßen der Landeshauptstadt
KOMMENTAR
Stellen Sie sich vor, es gibt eine Stopptafel und keiner beachtet sie. In St. Pölten ist das Realität. Zumindest bei einer vom Magistrat neu eingerichteten provisorischen Kreuzung zur Regelung des Verkehrs an der Baustelle zum neuen Bahnhofs-Parkdeck. Bei einem Lokalaugenschein wurde das "Stopp" im Beobachtungszeitraum von 19 Lenkern einfach überfahren. Nur einer hielt zögerlich. Wenn das alle machen, herrscht bald Anarchie in der Stadt. Darum ist es notwendig, dass die Exekutive derartigen Entwicklungen entgegenwirkt. Aber: Beschwerden von Bürgern, wonach sich Beamte bei Kontrollen im Ton vergreifen, häufen sich in der letzten Zeit in der Redaktion. Auf der anderen Seite ortet Polizeikommandant Bäuchler Anfeindungen "seiner" Polizisten. Daher: Runter vom emotionalen Gas - das gilt für alle. Machen wir uns das Leben im Straßenverkehr nicht schwerer, als es ist.
Kontakt: Werner Pelz
Tel.: 0664 80 666 5638
Mail: wpelz@bezirksblaetter.at
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