Traumtänzer Zanella will nach St. Pölten
Mit Ex-Staatsopernballetchef Renato Zanella bewirbt sich ein Topstar für das St. Pöltner Festspielhaus – Kulturchef Gessl schweigt dazu.
ST. PÖLTEN (wp). Bahnt sich für die St. Pöltner und niederösterreichische Kulturszene eine Sensation an? Wie dem Bezirksblatt bekannt wurde, hat sich bei den Ausschreibungen für die künstlerische Leitung des Festspielhauses mit Renato Zanella auch einer der renommiertesten Kunstmanager Europas beworben. Die Verpflichtung des ehemaligen Leiters des Staatsopernballets, das er zehn Jahre führte, wäre eine immense Bereicherung des Kulturlebens in der Landeshauptstadt, meinen Förderer.
Zanella derzeit in Athen
Die Bezirksblätter erreichten den Künstler in Athen, wo er derzeit als Leiter der griechischen Staatsoper tätig ist. Zanella ist überrascht über die Anfrage, bestätigt aber, dass er sich eine Arbeit in St. Pölten vorstellen kann. „Ich habe hier immer wieder mit dem Festspielhaus aber auch dem hiesigen Ballet von Michael Fichtenbaum gearbeitet. Das war immer gut und erfolgreich.“
Keine Flucht aus Griechenland
Sein Vertrag in Griechenland würde noch bis 2013 laufen. Allerdings herrsche hier eine große Verunsicherung, dass die brisante gesellschaftspolitische Lage außer Kontrolle gerät. „Es gibt keine Medikamente und Streiks sind jeden Tag angesagt. Das Land befindet sich in einer Sackgasse.“
Als Flucht aus dem Süden würde er seine Bewerbung in St. Pölten nicht sehen. „Künstlerisch kann man in Athen sehr gut arbeiten“, so Zanella.
Gessl überrascht
Überrascht über das Bekanntwerden der Bewerbung zeigt sich Paul Gessl, Leiter der NÖ Kulturwirtschaft. „Ja, wir suchen einen künstlerischen Leiter für St. Pölten, aber zu den Bewerbungen und über Qualifikationen darf ich nichts sagen.“ Es gebe ein „offenes Verfahren“ das noch läuft. Allerdings schränkt er ein, dass die Aufgaben nicht nur auf den Tanzbetrieb beschränkt sind, sondern auch auf die Bereiche Orchester, Musik, Musiktheater und Mehrspartigkeit.
Auch Hattala im Rennen
Ein anderer gewichtiger Bewerber für die Leitung des Festspielhauses sickerte zu Redaktionsschluss ebenfalls durch: Georg Hattala, Solotänzer der Wiener Staatsoper soll ebenfalls um den renommierten Posten im Rennen sein.
KOMMENTAR
Kunst und Kultur ist bei uns Chefsache
Kultur wird in Österreich hochgehalten. In keinem anderen Land der Welt wird über Besetzungen, aber auch künstlerische Leistungen und Künstler per se so leidenschaftlich diskutiert, wie hierzulande. So wird es nun in den Endphasen der Bewerbung um das Amt des künstlerischen Leiters des Festspielhauses in St. Pölten auch noch hitzige Diskussionen geben, in die in den nächsten Tagen auch noch der Landeshauptmann eingebunden wird. Kunst ist nämlich in Niederösterreich Chefsache, was ein weiteres Indiz für die Wichtigkeit dieses Gesellschaftsbereichs zeigt. Und Niederösterreich hat eine ausgesprochen lebendige Kulturszene, was auch von unabhängigen Künstlern immer wieder gerne bestätigt wird. Insidern zufolge soll das Rennen um den Chef des Festspielhauses allerdings schon gelaufen sein. Zanella soll es nicht werden. Schade eigentlich, denn einen Künstler mit diesem Renomée und den Fähigkeiten wird man für diese Position nicht so schnell wieder bekommen.
Werner Pelz – Kontakt: wpelz@bezirksblaetter.at // Tel.: 0676 700 11 75
Balletchefs der Staatsoper: Elena Tschernischova 1.9.1991-31.8.1993 (Leiterin des Balletts), Anne Woolliams 1.9.1993-31.8.1995 (leiterin des Balletts), Renato Zanella: 1.9.1995-31.8.2005 (Ballettdirektor)
Das Ballett der Wiener Staatsoper und Volksoper:
Gyula Harangozó 1.9.2005-31.8.2010 (Ballettidrektor)
Wiener Staatsballett:
Manuel Legris seit 1.9.2010 (Ballettdirektor)
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