Allergien: EU bringt Wirte im Wienerwald zum Kochen
Ab Dezember sollen die Speisekarten den Beipackzetteln von Medikamenten gleichen.
REGION WIENERWALD (mh). Unter Niederösterreichs Wirten herrscht Unruhe. Nach der Ungewissheit beim Nichtraucherschutz droht den Gastronomen das nächste Unheil. Ab 15. Dezember müssen laut EU-Verordnung auf den Speisekarten alle Inhaltsstoffe angeführt werden, die Allergien auslösen können. Für viele Wirte ein bürokratischer Wahnsinn. Alleine die umzusetzende Verordnung hat 46 Seiten. Kritisch will sich auf Anfrage der Bezirksblätter im Wienerwald kaum ein Gastronom zur neuen Kennzeichnungspflicht äußern: "Es wird aufwendig, aber wir werden die Verordnung umsetzen", heißt es nahezu einhellig von den befragten Wirten. "Völlig unnötig" findet ein Gast bei den Steakwochen beim "Suttenwirt" in Rassberg den neuen Coup der EU-Bürokraten: "Wenn ich gegen etwas allergisch bin, kann ich ja vor dem Bestellen fragen, was drin ist. Dazu brauche ich keinen 'Beipackzettel' wie bei einem Medikament." Auch "Suttenwirt" Franz Reither ist davon überzeugt, dass jeder mündige Mensch in der Lage sein muss, nach den Inhaltsstoffen einer Speise zu fragen. "Die neue Speisekarte wird sicher so dick wie ein Telefonbuch", meint Chefin Michaela Reither.
KOMMENTAR
Die Rechnung ohne Wirt gemacht
Und wieder einmal hat es die EU auf die dauergepeinigten Wirte abgesehen. Das Hin und Her über das Rauchergesetz brachte die heimischen Gastronomen bereits zum "Kochen". Ab Dezember müssen nun in den Speisekarten alle Inhaltsstoffe angegeben werden, die Allergien auslösen können (Seiten 4/5). Auch die Gäste werden keine Freude damit haben. Durch den zusätzlichen bürokratischen Aufwand werden viele Gasthäuser auf Tagesgerichte und frisch zubereitete Speisen verzichten und lieber Fertigprodukte in die Pfanne schmeißen. Vereinheitlichte Systemgastronomie scheint den Brüsseler Beamten besser zu schmecken als kreativer Individualismus. Damit nicht genug, kommt auf die Wirte der Alpenrepublik 2016 eine weitere Herausforderung zu. Sämtliche Lokale müssen dann barrierefrei sein. Es bleibt zu hoffen, dass der Stammwirt um die Ecke all diese Veränderungen überlebt.
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