Gewalt an Mütter ist Folter für Kinder – Frauenhauschefin kritisiert Jugendämter als "zu lax"
Frauenhaus-Chefin Imlinger kritisiert den laxen Schutz von Kindern, deren Mütter Opfer von männlicher Gewalt werden.
ST. PÖLTEN (wp). „Es gibt nach wie vor viele Bestrebungen seitens der Männer, sich die Frauen unterzuordnen“, meint Maria Imlinger, Chefin des St. Pöltner Frauenhauses. Diese Ungleichheit ist „grundsätzlich eine der Voraussetzungen für Gewalt an Frauen. Gewaltopfer finden in den NÖ-Frauenhäusern, wie jenem in St. Pölten eine temporäre Bleibe. „Gewalt an Frauen ist eine Straftat, hier gehört gegen einen Aggressor hart durchgegriffen, und Wegweisungs- und Betretungsverbote ausgesprochen“, so Imlinger. Was aber in diesem Zusammenhang in den Hintergrund rückt, sind Kinder, die diese Gewalt miterleben müssen.
„Wenn Frauen in Gegenwart von Kindern misshandelt werden, ist das eine Art Folter von Kindern, die zu schweren Traumatisierungen führen und deren Leben schwer beeinträchtigen können. Hier müssten die Jugendämter gemeinsam mit der Exekutive mehr durchgreifen und für den Schutz der Kinder sorgen. Das passiert in manchen Bezirken einfach zu wenig“, kritisiert Imlinger. Auch in St. Pölten sollte gezielter agiert werden, meint die Frauenhauschefin, „man nimmt den Kinderschutz viel zu wenig ernst und ist manchmal seitens der Jugendämter viel zu nachlässig“. „Mir ist die Kritik des Gewaltschutzzentrums durchaus bekannt“, mein Gerhard Karner seitens des Jugendamts der Stadt St. Pölten, er weist die Kritik an seiner Institution allerdings zurück. „Wir schauen auf die Kinder. Es ist immer auch eine Frage, wie groß die Gewalt an Mutter und Kind war. Es gibt einmalige Ausrutscher von Männern, die anders zu ahnden sind, als immer wiederkehrende.“ Kritik übt er allerdings auch „grundsätzlich“ am Personal in den Jugendämtern: „Gute und engagierte Leute sind leider selten zu finden. Die Guten gehen meist in die Privatwirtschaft.“
Seitens der Bezirkshauptmannschaft weist BH Kronister die Kritik zurück: „Jedem Verdacht von häuslicher Gewalt wird rigoros nachgegangen und die geeigneten Schritte gesetzt. Wir schauen, was dem Kindeswohl am besten entspricht, das ist im Einzelfall zu entscheiden.“
Kontakt: Werner Pelz, Tel.: 0664/80666 5638 oder Mail: wpelz@bezirksblaetter.com
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