Die Spur der Drogen im Bezirk
Längst sind Drogen nicht nur ein Problem der Städte. Die Konsumenten werden jünger. Eine Spurensuche.
REGION. In St. Pölten flog in der Vorwoche ein Dealer auf, der 12-Jährige mit Drogen versorgt hatte. Längst haben Cannabiskraut, MDMA, Ecstasy und Co. auch die entlegensten Gebiete des Landes erreicht. Zu den Konsumenten gehören oft auch Jugendliche. Die Bezirksblätter haben bei Fahndern und Ärzten nachgefragt, wie groß das Problem in der Region ist.
Drogen sind im Umlauf
"Wenn sie nach etwas suchen, werden sie immer etwas finden", erklärt Kontrollinspektor Reinhard Vit von der Polizeiinspektion Herzogenburg. Seiner Einschätzung nach vor allem Cannabis und Tabletten. "Wenn es eine Anzeige gibt und es wird nachgestochert, dann redet einer, dann ist das wie ein Schneeballsystem und dann finden wir auch was", schildert Vit. "Auch in den kleinsten Ortschaften stößt man so auf Drogen", erklärt der Polizist. Großflächig könne man aber nicht verhindern, dass Drogen im Umlauf sind, meint Vit. Die Polizei reagiere vor allem auf Vorfälle und Anzeigen, betont der Kontrollinspektor.
Einstiegsdroge Cannabis
Der Freundeskreis sei wesentlich dafür verantwortlich, ob jemand Drogen ausprobiert, erklärt Ärztin und Psychotherapeutin Ingeborg Haslhofer-Jünnemann aus Nußdorf. „Auch Lebenskrisen, sei es in der Familie oder am Arbeitsplatz, können zum erstmaligen Probieren von Drogen führen, was dann zu einer Abhängigkeit führen kann“, ergänzt die Ärztin, die auch in der Suchttherapie arbeitet. "Cannabis ist eine Einstiegsdroge", erklärt Haslhofer-Jünnemann. Cannabis sei gesellschaftlich gesehen schon fast "cool", was dazu führe, dass Jugendliche die Droge unterschätzen. "Die Gefahr beim Rauchen ist das sogenannte Déjà-vu-Phänomen, dabei komme ich einen Tag nach dem Rauchen in dieselbe Stimmung wie beim Rauchen, was in vielen Situationen, beispielsweise beim Autofahren, sehr gefährlich sein kann", erklärt die Psychotherapeutin. "Zudem kann es auch nach einmaligem Rauchen zu einer bleibenden Psychose kommen", ergänzt Haslhofer-Jünnemann. Da es laut der Ärztin an den Genen liegt, ob man zu einer Persönlichkeitsveränderung (bspw. Stimmen hören) neigt, weiß man im Vorhinein nicht, ob Cannabiskonsum so etwas bei einem selbst auslösen kann. Der Grund, warum viele Jugendliche zu Drogen greifen, sei einerseits die Neugierde und andererseits, um Probleme und offene Konflikte "zuzuschütten", schildert Ingeborg Haslhofer-Jünnemann. "Daher ist es wichtig, dass Suchtvorsorge schon im Kindergarten- und Volksschulalter beginnt, damit Jugendliche stark genug sind NEIN zu sagen", so die Nußdorfer Ärztin.
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