Schwerpunkt Gesundheit
Hat Hietzing genug Hausärzte?
Ob es in den nächsten Jahren ausreichend Allgemeinmediziner mit Kassenverträgen geben wird, ist fraglich.
HIETZING. Bevölkerungswachstum und Pensionierungswelle: Diese Schlagworte dominieren zurzeit die Debatte um die Gesundheitsversorgung in Wien. Im kommenden Jahr werden einige Ärzte in Pension gehen. In den nächsten zehn Jahren, so die besorgniserregende Prognose von Susanna Michalek, Hausärztin in Wien, wird mehr als die Hälfte der derzeit niedergelassenen Allgemeinmediziner in Wien in den Ruhestand treten. In Wien gibt es 731 Allgemeinmediziner mit Kassenverträgen der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK). Das sind 35 Stellen weniger als noch vor fünf Jahren. Bleibt die Frage: Können die Stellen nachbesetzt werden und wird die Wiener Bevölkerung auch weiterhin versorgt sein? Die bz hat sich bei den Allgemeinmedizinern in Hietzing umgehört.
Hietzings Bevölkerung wird älter - der Bedarf an Hausärzten steigt
Walburga Pohl ist eine der 19 Allgemeinmediziner mit Kassenverträgen in Hietzing. Sie betreibt eine Gruppenpraxis am Küniglberg. Pohl und ihre Kollegen nehmen laufend neue Patienten auf. Die nötige Infrastruktur dazu ist hier vorhanden. "Die Nachfrage ist groß, nicht nur in der Ordination, sondern auch bei den Hausbesuchen und der Betreuung von Patienten in Heimen", sagt Pohl auf Nachfrage der bz. Der Bedarf an Allgemeinmedizinern mit Kassenverträgen werde jedoch in absehbarer Zeit noch weiter steigen, ist sich Pohl sicher.
Ähnlich sieht das Ursula Koch-Turner. Sie ist Allgemeinmedizinerin in der Hofwiesengasse. "Ich sehe den Bedarf an Allgemeinmedizinern mit raschen, niederschwelligen und breit gefächerten Angeboten als eine Grundvoraussetzung für eine gute Basisversorgung unseres Bezirks und als ungebrochen groß an", so die Ärztin. Sie nimmt nach wie vor neue Patienten auf und ihre Praxisräume werden Ende 2019 erweitert. Und doch: "Vor allem der Bedarf an hausärztlicher Nahversorgung auf Kassenbasis wird aufgrund der älter werdenden Bevölkerung im 13. Bezirk weiter steigen."
Versorgung durch WGKK gesichert?
Der aktuelle Rückgang an Allgemeinmedizinern liege, so Silvia Jirsa von der Wiener Gebietskrankenkasse, an der Umsetzung des regionalen Strukturplans, aber auch daran, dass einige Planstellen nicht nachbesetzt werden konnten. Diese Stellen wollte offenbar niemand übernehmen. "Um Nachbesetzungsschwierigkeiten in den Fächern Allgemeinmedizin und Kinderheilkunde zu verhindern, gibt es in diesen beiden Fachgebieten Ausnahmen von der gesetzlichen Altersgrenze", erklärt Jirsa. Das bedeutet: Hier müssen Ärztinnen und Ärzte nicht spätestens mit 70 Jahren ihre Praxis und ihren Vertrag abgeben, sondern dürfen auch länger ordinieren.
In allen anderen Fachgebieten werden bis Ende 2019 39 Vertragsärzte der WGKK in Pension gehen. Trotzdem erwartet man, so heißt es von der Krankenkasse, keine Nachbesetzungsschwierigkeiten. Forcieren will man bei der Gebietskrankenkasse die Gründung von Gruppenpraxen.
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