Bei uns wird alles billiger

RobertHartlauer | Foto: Osman-Schenker
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Robert Hartlauer rechnet trotz Finanzkrise mit gutem Weihnachtsgeschäft

Als Kind muss Robert Hartlauer ein Zappelphilipp gewesen sein. Diesen Schluss legt zumindest ein 30-minütiges Interview mit dem Familienunternehmer nahe. Zwei doppelte Espresso bringt der Schnellredner da ebenso unter wie eigene fotografische Aktivitäten und Antworten auf jede Frage.

BB: Sie verkörpern als Person ein ganzes Unternehmen: Ihre Familie steht Modell in Hartlauer-Prospekten, Sie selbst sind ein technik- und fotobegeisterter Mensch gibt es da eine Grenze?

ROBERT HARTLAUER: Natürlich gibt es Grenzen. Wenn ich mit meinen Kindern unterwegs bin, dann bin ich privat unterwegs. Ich kann auch ganz gut abschalten, Ruhe genießen, ich mache auch Urlaub wie jeder andere. Aber ich habe das Glück, das zu lieben, was ich verkaufe. Ich bin zwar gelernter Optiker, aber mich fasziniert Fotografie und alles, was damit verbunden ist, aber auch Videoschnitt, ich filme sehr viel und schneide dann die Videos auch selbst. Jetzt muss ich direkt nachschauen, ah ja ...

Hartlauer hantiert am Verschluss seiner Aktentasche, öffnet sie und holt eine Sony TG3 HDR hervor.

Das ist gerade das Beste, was es gibt bei den Videokameras und damit kann ich jetzt zumindestens auch einmal abdrücken.
Sprichts und fotografiert mich.

BB: Sie haben vor Jahren angekündigt, Strom in Ihren Geschäften zu verkaufen und Zahnkliniken zu errichten. Beides ist bis jetzt nicht passiert. Beim Strom wollten Sie auf sinkende Durchleitungskosten und damit preislich attraktivere Angebote für die Kunden warten, bei den Zahnkliniken ist der Europäische Gerichtshof am Wort. Haben Sie sich das leichter vorgestellt?

ROBERT HARTLAUER: Ich habe damals geglaubt, dass der Strommarkt echt liberalisiert wird. Letztendlich war der Vorteil für den privaten Haushalt marginal, und damit auch die Gewinnspanne. Bei den Zahnkliniken war klar, dass da Prügel daherkommen. Was ich nicht gedacht habe, war, dass die Entscheidungswege so lange dauern. Nachdem sich das jetzt so gezogen hat, habe ich das Konzept dafür jetzt einmal auf die Seite gelegt.

BB: Wenn es jetzt eine Entscheidung für Sie gäbe ...

ROBERT HARTLAUER: ...dann wüsste ich nicht, was ich tue. Dann müssten Sie mir drei bis sechs Monate Zeit geben. Ich habe nämlich viel zu tun und habe das Thema nicht künstlich auf einem aktuellen Stand gehalten.

BB: Die aktuelle Finanzkrise trifft möglicherweise Ihre Kunden. Spüren Sie, dass die Krise, aber vor allem die Teuerung den Menschen zu schaffen macht und was heißt das für das Weihnachtsgeschäft?

ROBERT HARTLAUER: Natürlich trifft es mich insgesamt, weil ich sehe, dass das sehr wohl Spuren hinterlassen wird nächstes Jahr und zwar in der gesamten Wirtschaft. Und das wirkt sich dann auch auf die Kaufkraft aus. Ich bin trotzdem optimistisch, weil ich ein grundoptimistischer Mensch bin. Ich glaube auch, dass ein starkes Weihnachtsgeschäft kommen wird, weil ich in einer Branche arbeite, in der es das Wort Teuerung nicht gibt. Bei uns wird alles billiger.

BB: Aber Ihre Kunden haben durch gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise insgesamt weniger Geld zur Verfügung.

ROBERT HARTLAUER: Das ist richtig, aber nicht in dem Ausmaß. Schauen Sie sich das an ...

Er faltet einen Hartlauer-Prospekt auf und hält ihn mir hin.
Eine Spiegelreflexkamera hat konkret in dieser Qualität letztes Jahr 40 Prozent mehr gekostet. In meiner Branche ist immer noch alles billiger geworden.

BB: Vor knapp fünf Jahren haben Sie den Schritt ins Ausland nach Slowenien gewagt. Ihre Erwartungen dort haben sich nicht ganz erfüllt. Die beiden Hartlauer-Läden dort haben Sie mittlerweile in reine Optikgeschäfte umgewandelt. Wo liegt das Problem und was ist mit Ländern wie Kroatien, Ungarn, Tschechien?

ROBERT HARTLAUER: In Slowenien haben wir ein paar Dinge unterschätzt: was es heißt, eine andere Währung und damals noch keine zollfreie Zone zu haben; die schnellen Preisveränderungen, die kurzen Produktzyklen, die einen administrativ hohen Aufwand erfordern egal ob für zwei oder für 155 Geschäfte. Und während die Österreicher genau wissen, was es bei Hartlauer gibt wussten die Slowenen nicht, wofür Hartlauer steht. Das war auch der Grund, warum ich die Geschäfte auf Optik- pur-Geschäfte umgestellt habe. Ein Schritt in andere Länder ist deshalb nicht geplant, erst wollen wir Slowenien zum Laufen bringen.

BB: Ist Hartlauer ein EU-Gewinner?

ROBERT HARTLAUER: Nein. Ich war und bin immer noch sehr EU-skeptisch. Ich persönlich sehe die politische Einheit von Europa sehr kritisch. Ein wirtschaftliches Bündnis gab es schon davor das hat sich EWR genannt. Ich sehe die großen Vorteile unseres EU-Beitritts nicht und glaube, dass ein wirtschaftliches Bündnis völlig ausreichend wäre.

RobertHartlauer | Foto: Osman-Schenker
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