Coole Telekommunikation

Michael Krammer

orange-Boss Michael Krammer baut auf Weltläufigkeit und jugendliche Frische

Er hat ONE in orange verwandelt Michael Krammer, der CEO von Österreichs drittgrößtem Telekomanbieter im Bezirksblätter-Interview über die Vorteile und die Chancen nach dem Mega-Markenwechsel.

BB: Herr Krammer, als CEO in der Telekom-Branche wie viele Stunden sind Sie persönlich online?
Michael Krammer:
Da muss ich jetzt nachrechnen. 12 Stunden bin ich täglich online.

BB: Stört Sie das, freut Sie das oder erleichtert dieses Online-Sein Ihr Leben?
Michael Krammer:
Das stört mich ganz und gar nicht, sondern erleichtert mein Leben, weil ich sehr selektiv damit umgehe. Die meisten Dinge bei mir passieren über das Handy, weil ich sehr viel unterwegs bin. Da ist der Zeitraum von 7.00 bis 19.00 Uhr, wo mein Handy aktiv ist. Ab 19.00 Uhr ist die automatische Synchronisation abgeschaltet. Da bin ich nur noch abrufbereit, wenn ich weiß, es ist was Wichtiges noch zu tun. Und es stört mich auch nicht, weil ich bestimme, wann ich es nutze. Ich lass mich davon nicht terrorisieren. Ein modernes Telekommunikationssystem bietet alle Möglichkeiten, es vernünftig zu nützen.

BB: Wie viele SMS oder E-Mails bekommen Sie pro Tag?
Michael Krammer:
SMS sind es vielleicht zwischen 5 und 10. Mails bekomme ich so um die 100.

BB: Sie waren auch in Deutschland Chef eines Mobilfunkanbieters. Welche Unterschiede in der Unternehmenskultur sind Ihnen dabei aufgefallen?
Michael Krammer:
Deutschland und Österreich kann man, wenn man auf den Telekommunikationsmarkt Bezug nimmt, nicht in einen Topf werfen. Wenn ich von Deutschland nach Österreich fahre, dann fahre ich in die Zukunft. In Österreich laufen 75 % aller Telefonate via Mobilfunk in Deutschland ist es fast umgekehrt. Der österreichische Telekommunikationskunde ist deutlich mobiler und deutlich aufgeschlossener innovativen Lösungen gegenüber. Die kulturellen Unterschiede liegen oft in den Feinheiten.

BB: Wo zum Beispiel?
Michael Krammer:
Wenn man in Österreich das Wort grundsätzlich benutzt, dann denkt man daran, dass es Ausnahmen gibt. Tut man das in Deutschland, heißt grundsätzlich zugleich ausnahmslos. Aber ich habe die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern in Düsseldorf sehr geschätzt.

BB: Sie haben 850 Mitarbeiter und über zwei Millionen Kunden. Wie glauben Sie trifft die Finanz- und Wirtschaftskrise Ihren Geschäftszweig?
Michael Krammer:
Ich glaube, niemand wird von dieser, wie ich meine, fundamentalen Krise unbenommen bleiben. Ich glaube allerdings, dass wir als Telekommunikationsbranche eher weniger betroffen sind, weil das Bedürfnis der mobilen Kommunikation fast schon ein Grundbedürfnis ist, auf das die Menschen ungern verzichten.

BB: Sie betreiben früher als ONE und nun als orange rund 90 Shops in ganz Österreich und waren damit der erste Telekommunikationsanbieter. Funktioniert dieses Konzept?
Michael Krammer:
Dieses Konzept funktioniert hervorragend. Wir habe die meisten Shops aller österreichischen Netzbetreiber. Unsere Kunden brauchen so etwas wie eine angreifbare Heimat. Unser Geschäft wird immer serviceorientierter. Wenn jemand E-Mails am Handy will, dann braucht er einen Ansprechpartner. Deshalb setzen wir stark auf diese Shops und auf unsere gut ausgebildeten Mitarbeiter.

BB: Am 22.10 haben Sie den Markenwechsel von ONE zu orange vollzogen. Was bringt diese Eingemeindung und was kostet so ein groß angelegter Markenwechsel?
Michael Krammer:
Der Markenwechsel kostet, wenn man alle Investitionen zusammenzählt, ca. 20 Millionen Euro. Einer der Vorteile für die orange-Kunden ist günstigeres Telefonieren ins Ausland. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie das iPhone kaufen können, das geht nur bei einem international agierenden Konzern.

BB: Wie viele Menschen waren in diesen Prozess involviert?
Michael Krammer:
In letzter Konsequenz war fast jeder im Unternehmen betroffen. Das Kernteam besteht aus ca. 250 Mitarbeitern. Wir haben fast keine externen Leistungen zugekauft alles ist hausintern gemacht worden. Wir haben nur dann Aufträge außer Haus vergeben, wenn wir selbst nicht die Kapazitäten hatten. Also die Shops haben wir nicht selbst umgebaut. Aber die Kernagenden sind im Hause abgewickelt worden. Und es ist (klopft dreimal auf seinen Schreibtisch) gut gelaufen. Immerhin kennen uns spontan schon 47 % der Österreicher nach vier Wochen. Orange hat nach vier Wochen die gleiche Bekanntheit wie 3 nach Jahren.

BB: Welche Funktion hat der Außenauftritt die Werbung für orange?
Michael Krammer:
Ja, da geht es darum, dem Kunden unsere Positionierung deutlich zu machen. Ohne das richtige Produkt geht das nicht. Wir haben im Vorfeld des Markenwechsels sehr viel in Marktforschung investiert. Damit haben wir herausgefunden, dass man uns jugendliche Frische und eine gewisse Weltläufigkeit zugesteht. Die Verkaufszahlen der ersten acht Wochen bestätigen uns das.

BB: Evaluieren Sie die Akzeptanz des Markenwechsels und wovon hängt ein möglicher Markenwechsel beim Kunden ab?
Michael Krammer:
Für orange haben wir hier noch keine Belege. Selbstverständlich überprüfen wir unsere Aktionen auf ihren Erfolg. Bei einem Wechsel geht es den Kunden hauptsächlich um Preis, Netzabdeckung und Qualität. Aber es wechseln auch 15 bis 20 % aufgrund einer bestimmten Markenaffinität. Netzinternes Gratis-Telefonieren ist eine bestimmte Kundenbindung. Aber es gibt auch Flat Rates zu anderen Netzen.

Das Interview führte Karl-Heinz Zanon

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