Nachruf Hans Haid 26.02.1938 – 05.02.2019
Mit dem Ötztaler Volkskundler Hans Haid ist ein kritischer Geist gestorben

Prof. h.c. Dr. Hans Haid, ist am 5. Februar 2019 kurz vor seinem 81. Geburtstag verstorben. Er war österreichischer Volkskundler, Bergbauer, Alpenforscher und Autor. Er zählte zu den bekanntesten und umstrittensten Persönlichkeiten des Ötztals. In den fünf Jahrzehnten seines literarischen Schaffens veröffentlichte er an die 30 Bücher. In zahlreichen Bildbänden und Sachbüchern beschäftigte er sich mit kulturgeschichtlichen Themen des Alpenraums, beispielsweise Alpenbräuche, Naturkatastrophen, Transhumanz. Gemeinsam mit seiner zweiten Frau, der 2011 verstorbenen Prof. Dr. Gerlinde Haid, erforschte er die Volksmusik der Alpen und veröffentlichte in der CD-Reihe „musica alpina“ insgesamt 5 Doppel-CDs. Durch ihn erfuhr die Ötztaler Mundart Anerkennung und Verwendung als Medium literarischer Gestaltung. Er verfasste Gedichte in Ötztaler Mundart und setzte sich dafür ein, dass die Ötztaler Mundart als eine der ältesten Sprachen Österreichs in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO eingetragen wurde. Ein zentrales Thema waren die Auswüchse des Massentourismus. Mit seinen Leserbriefen, Diskussionsbeiträgen, Interviews kritisierte er immer wieder die Tourismusvertreter des Landes, was ihm nicht immer nur Freunde machte. Er war aber nicht nur Kritiker, sondern initiierte auch zahlreiche EU-Projekte zur Regionalentwicklung des Ötztals (LEADER, Interreg). „Entweder sie jagen ihn aus dem Tal oder sie sprechen ihn heilig“, war kürzlich in einem Pressebericht über Hans Haid zu lesen.
Eine kritische Stimme mag verstummt sein, aber mit seinen Texten, Visionen, Ideen lebt er weiter.

Zur Vita:

2007 Verleihung des Ehrentitels „Professor h.c.“ durch den Bundespräsidenten der Republik Österreich Heinz Fischer für seine Rolle als „Kulturvermittler“
2002 Mitbeteilung an der Schaffung des Naturpark Ötztal
seit 1997 Herausgeber der Schriftenreihe Ötztal-Archiv
1996 Gründung von LEADER Ötztal „sall wöll“
seit 1995 Initiator von EU-Projekten zur Regionalentwicklung (LEADER, Interreg II und III, Artikel 10 im Rahmen von EFRE)
1992 Gründung des IVK – Institut für Volkskultur und Kulturentwicklung
1989 Gründer der Pro Vita Alpina/International
1985 Gründer der Vereinigung Arge Region Kultur
1976 Mitbegründer des Internationalen Dialektinstitut IDI
19.6.1974 Promotion zum Dr. Phil. in Wien (gemeinsam mit Dr. Gerlinde Haid geb. Hofer) mit einer Dissertation über das Brauchtum im Ötztal und seine tourismusbedingten Veränderungen
Seit 1972 freiberuflicher Schriftsteller und Organisator verschiedener internationaler Tagungen zur Regionalliteratur, Dialektliteratur, Volkskultur etc.
26.6.1971 Heirat mit Gerlinde Hofer
Zahlreiche Rundfunksendungen
Herbst 1969 Beginn des Studiums Universität Wien – Volkskunde und Kunstgeschichte
Herbst 1968 bis Sommer 1989 in Wien und Reinprechtspölla im Waldviertel
Seit 1967 literarische Veröffentlichungen
1.1.1967 bis 30.6.1968 Tätigkeit in der Gemeinde Längenfeld als Kassier
Seit 1964 Mitwirkung am Aufbau des Ötztaler Heimatvereins und des Freilichtmuseums
20.5.1966 Geburt Tochter Barbara (aus erster Ehe)
17.7.1963 Geburt Sohn Wolfgang (aus erster Ehe)
24.2.1963 Externisten-Matura in Wien
25.2.1938 geboren in Längenfeld / Ötztal / Tirol

Bücher

s. https://www.cultura.at/haid/hans-haid-buecher/
Preise & Auszeichnungen
2010 erster Preisträger des Otto-Grünmandl-Literaturpreises des Landes Tirol
1998 „Grüner Oskar“ Umweltpreis des bayerischen Fernsehens
1997 12. Träger des Großen Binding-Preises für Natur- und Umweltschutz der Binding-Stiftung Schaan (FL)
1991 Hans Kudlich-Preis der Österreichischen Gesellschaft für Land- und Forstwirtschaftspolitik in Wien
1988 Literaturpreis des Deutschen Alpenvereins für „Vom alten Leben“
1986 erster Träger des Internationalen Friedestrompreises des Kreises Neuss
1981 Preis der Stuttgarter Buchwoche für „Nachruf“
1974 Peter-Rosegger-Preisträger des Staackmann Verlages

Gründung und Aufbau der Archive

Pollinger Speicher
Alpenakademie
Ötztal-Archiv
Mitbegründer u. a. der Publikations-Reihen
„Pollinger Briefe“ (ab 1985)
„Föhn 1-3“ (u. a. mit Markus Wilhelm, Gunther Waibl, N. C. Kaser, ...)
„IDI-Informationen“ (Nr. 1-80 von 1976 bis 2002)
„Pro Vita Alpina-Informationen“
Schriftenreihe des Ötztal-Archivs (1997 bis 2011)

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