Theater Quartier B2
Schrille Parodie der Bauernbühne im Gasthof Stern

Das legendäre Theater Quartier B2 zeigt noch bis 30. März die schräge Satire "Die Pfiffige Urschl" im Gasthof Stern in Haiming.

HAIMING. Wegen der Story geht man eher nicht zu einer Theateraufführung in den Zickeler, vulgo Gasthof Stern. Vielmehr geht "man" wegen der Inszenierung selbst hin, die Geschichte an sich ist da nicht so wichtig. Und so wie sich Regisseur Peter Schaber inzwischen zum Enfant terrible der Oberländer Theaterszene entwickelt hat, so darf sich auch sein Ensemble als ein außergewöhnlich einzigartiges bezeichnen.

Stefan Perwög, Nicole Müller, Silvia Schmid, Alexander Hörl, Bernd Sonderegger und Kathrin Dablander brillieren gemeinsam auf der Bühne.
  • Stefan Perwög, Nicole Müller, Silvia Schmid, Alexander Hörl, Bernd Sonderegger und Kathrin Dablander brillieren gemeinsam auf der Bühne.
  • hochgeladen von Agnes Dorn

Es sind die vielen kleinen Pointen, die Schaber ins Stück setzt, indem er kurze Inhalte aufgreift, sie aus dem Zusammenhang nimmt und ihnen eine oftmals surrealistische Entsprechung zuweist. Wie in einer Szene, wo auf die Begrüßung "Grüß Gott" plötzlich aus den Wänden Hände erscheinen, die geschüttelt werden wollen. Oder in anderen, wo auf Schlagworte wie Grab oder Tod der Sensenmann erscheint und einen Text der Band EAV rezitiert. Überhaupt sind Schabers Stücke – und das aktuelle ganz besonders – voller Hommagen an Film und Musik und James Bond darf sich ebenso geehrt fühlen, von Schaber verquirlt zu werden, wie die Figur der Harley Quinn, die in der Nichte Marile vom lieblichen bäuerlichen Dirndl zur Heldenfigur des amerikanischen Films mutiert.

Großartiges Ensemble

Verkörpert wird die Popikone von der schillernden Nicole Müller, die damit ihr Debüt beim Quartier B2 gibt. Eine kleine Prise mehr Schizophrenie hätte der durchaus spannenden Figur auch in dieser Fassung gar nicht geschadet. Silvia Schmid als namengebende pfiffige Urschl übertrifft sich diesmal selbst und wer ihre schauspielerische Entwicklung in den letzten Jahren verfolgt hat, der wird bestätigen, dass sich da ein kleiner Rohdiamant zu einem Schmuckstück entwickelt hat, der verdientermaßen vom Premierenpublikum den größten Applaus einheimste.

Nichte Marile (Nicole Müller) und die pfiffige Urschl (Silvia Schmid) sind nicht gerade ein Herz und eine Seele.
  • Nichte Marile (Nicole Müller) und die pfiffige Urschl (Silvia Schmid) sind nicht gerade ein Herz und eine Seele.
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Großartig auch Alexander Hörl, der mit dem feschen Karl eine Reminiszenz ans Bauerntheater liefert und das Publikum fast zum Mitschunkeln brachte, zum Glück aber nur fast. Denn Schabers Gradwanderung zwischen zwischen banalem Volksstück und genialer Parodie ist schmal und stets vom Scheitern bedroht. Mut ist anscheinend sein zweiter Vorname, der ihm aber auch in dieser Vorstellung wiederum Recht gibt.

Schrill, schräg und fantastisch: Stefan Perwög, Kathrin Dablander und Alexander Hörl.
  • Schrill, schräg und fantastisch: Stefan Perwög, Kathrin Dablander und Alexander Hörl.
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Kathrin Dablander, neben Schmid die zweite Säule des weiblichen Stammensembles, spielt die Wirtin vom "Roten Ochsen" (eine Anspielung an Red Bull?) und damit dieses Mal in pucto Bühnenpräsenz leider eher eine Nebenrolle. Ganz anders Stefan Perwög, der den Hausl gibt und durch das bäuerliche Bühnenbild poltert, dass es eine Freude ist. Kontrahent Bernd Sonderegger als Dorfbader, Tod und hübsche Laura gelingt der schnelle Wechsel zwischen den konträren Figuren eindrucksvoll. Dass das bäuerliche Stück aus der Feder von Fritz Schaurer fast ein Jahrhundert auf dem Buckel hat, merkt man in dieser Inszenierung in keiner Sekunde und das ist wohl auch genau so beabsichtigt. Wer schnell ist kann sich noch für eine der Vorführungen Karten sichern: 8. und 10. März (beide ausverkauft), 16., 17. (18 Uhr), 21., 22. und 30. März, jeweils um 20 Uhr. Karten können unter quartierb2@gmx.at oder telefonisch unter 0660 1819333 reserviert werden.

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