Das süße Leben

- Ao.Univ.Prof.Dr.Bernhard Ludvik
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Anzahl der Diabetiker in Österreich explodiert, Diagnose erfolgt oftmals ausgesprochen spät
Fast 500.000 Diabetiker gibt es bereits in Österreich, und die Zahl der Erkrankungen steigt rasant an. Zwar kann mit einer rechtzeitigen und konsequenten Therapie vielen Spätfolgen vorgebeugt werden, das Problem ist aber oftmals die sehr späte Diagnose.
(rj). Es ist eine der sogenannten Wohlstandskrankheiten, und sie ist weltweit im Steigen begriffen. Erhöhte Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln sowie mangelnde Bewegung durch oftmals sitzende Tätigkeiten wie Bürojobs führen gerade in den Industrieländern zu einer explosionsartigen Verbreitung der Diabetes.
Früherkennung wichtig
Die Krankenversicherungen bringen Unsummen für die Behandlung auf, der volkswirtschaftliche Schaden ist enorm. Für den Betroffenen ist eine Früherkennung wichtig, was aber oftmals sehr schwierig ist.
Wir unterscheiden prinzipiell den Typ 1 und Typ 2 Diabetes mellitus. Der Typ 1 Diabetes kommt meist, aber nicht ausschließlich im Kinder- und Jugendalter vor, die Betroffenen sind in der Regel schlank. Der viel häufigere Typ 2 Diabetes findet sich bei übergewichtigen Personen mittleren Alters, welche auch zumeist an Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen leiden, erklärt Ao.-Univ. Prof. Dr. Bernhard Ludvik, Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft. Der Diabetes mellitus Typ 1 verläuft dramatischer, es kommt zu Symptomen wie Gewichtsverlust, Durst, häufiges Wasserlassen, gehäufte Infektionen, Sehstörungen und Leistungsabfall. Diese Symp-tome können auch beim Typ 2 Diabetes im fortgeschrittenen Stadium auftreten. In der Regel merkt man den Typ 2 Diabetes aber erst sehr spät, da er keine Beschwerden macht, verweist Prof. Ludvik auf eine fehlende Symptomatik.
Regelmäßige Tests ab 40
Wegen der schwierigen Erkennbarkeit rät der Experte, ab dem 40. Lebensjahr den Blutzucker alle drei Jahre untersuchen zu lassen. Personen mit erhöhtem Risiko sollten sich allerdings schon früher testen lassen. Dazu zählen Kinder oder Geschwister von Typ 2-Diabetikern, Personen mit erhöhtem Bauchumfang, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Auch Frauen mit vorhergegangenem Schwangerschaftsdiabetes bzw. solche, die Kinder mit einem Geburtsgewicht über 4,5 kg geboren haben, zählen zur Risikogruppe.
Vorbeugung: viel Bewegung
Die Vorbeugung ist wie so oft mit einem generell gesunden Lebenswandel verbunden. Prinzipiell sollte man das zumeist vorhandene Übergewicht durch richtige Ernährung und viel Bewegung bzw. Sport reduzieren. Ebenso wichtig ist es, mit dem Rauchen aufzuhören, da dieses das Diabetesrisiko steigert, zählt Prof. Ludvik die Maßnahmen auf.
Auch in der Therapie spielt Sport eine große Rolle. Während bei Typ 1-Diabetes unweigerlich eine lebenslange Insulintherapie notwendig ist, wird Typ 2-Diabetes primär mit einer Umstellung des Lebenswandels behandelt. Erst wenn damit keine Erfolge erzielt werden, versucht man es mit oralen Medikamenten.
Insulin als letztes Mittel
Nur wenn der Patient auch auf diese nicht anspricht, ist eine Insulingabe notwendig. Bei der Entwicklung neuer Medikamente werden ständig große Fortschritte erzielt, trotzdem warnt Prof. Ludvik vor zu großen Erwartungen: Die Insulinspritze wird sicherlich in nächster Zukunft nicht überflüssig. Aber es werden laufend neue Medikamente entwickelt, welche hoffentlich auch die Erschöpfung der Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse und somit das Fortschreiten des Diabetes vermindern. Bereits am Markt sind neuartige Präparate mit der Wirkung eines Hormons aus dem Verdauungstrakt, welche zugleich den Blutzucker und das Körpergewicht senken. In Zukunft wird man diese Substanzen nur einmal wöchentlich unter die Haut injizieren müssen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob diese Medikamente die in sie gesetzten Erwartungen bezüglich langfristiger Wirksamkeit und Sicherheit erfüllen.
Zahlreiche Folgeerkrankungen durch hohen Blutzuckerspiegel
Schädigung der Blutgefäße und Nerven durch Diabetes
(rj). Weltweit sterben jedes Jahr mehr als drei Millionen Menschen an den Folgen eines zu hohen Blutzuckerspiegels. Somit ist Diabetes einer der fünf häufigsten Todesursachen. Dabei sind es aber eher selten die akuten Komplikationen wie etwa das diabetische Koma mit extrem hohen Zuckerwerten oder die Hypoglykämie, also die Unterzuckerung, die zum Tode führen.
Herzinfarkt und Schlaganfall
Vielmehr sind es die Langzeitschäden, welche die meisten Opfer fordern. Besonders die Blutgefäße werden nämlich durch einen permanent zu hohen Zuckerspiegel in Mitleidenschaft gezogen. Sind kleine Blutgefäße betroffen, werden verschiedene Organe wie die Augen (hierbei die Netzhaut) und die Nieren geschädigt. Bei großen Gefäßen kommt es zur Bildung von Ablagerungen und Verkalkung in den Gefäßwänden. Die Folgen sind Durchblutungsstörungen der Beine (Schaufensterkrankheit), Herzinfarkt und Schlaganfall.
Nervenschädigungen
Auch die Nerven werden durch Diabetes geschädigt. Dies kann zu verminderter Empfindungsfähigkeit insbesondere in den Extremitäten führen, wobei auch Miss-empfindungen wie Schmerzen und Brennen möglich sind. Letztendlich kommt es zu einem von den Füßen aufsteigenden Verlust der Muskelkraft.
Besonders dramatisch kann das sogenannte diabetische Fußsyndrom verlaufen, dessen Hauptmerkmal schlecht heilende Wunden am Unterschenkel oder Fuß sind. Im schlimmsten Fall wird nämlich eine Amputation nötig, weswegen tägliche Fußinspektionen und professionelle Fußpflege sehr wichtig sind.
Erschienen am 15.07.2009




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