Der Michaelerplatz war Römische Lagervorstadt und Römische Straßenkreuzung vor 2000 Jahren mitten in Wien
Am Michaelerplatz wurde 1838 die erste öffentliche Gasbeleuchtung in Form eines Gaskandelabers installiert, den ersten öffentlichen Kreisverkehr gab es dort 1927 und seit 1991 prägen freigelegte archäologische Ausgrabungen das Bild. Man kann sie besichtigen, so man an sie denkt beim eiligen Überqueren des Platzes zwischen Kutschen, Touristen, Führungen und Autos. Jetzt zur Zeit ist der Platz menschenleer und daher ideal, diese baulich antiken Raritäten einmal in Augenschein zu nehmen.
Bei einer großflächigen archäologischen Untersuchung um 1990 zwecks Neugestaltung des Michaelerplatzes wurden eindrucksvolle Mauerreste freigelegt, die die Geschichte des Lebens vor zweitausend Jahre widerspiegeln und durch Architekt Hollein quasi „in ein Fenster“ gestellt wurden, um den geschichtsträchtigen Boden allen Menschen zugänglich zu machen.
In der Römerzeit befanden sich hier ein Lagerdorf und eine Straßenkreuzung: Die vom Südtor des Lagers ausgehende Handelsstraße in Richtung Wiental und St. Pölten mit der Limesstraße als Verbindung zwischen den Donaukastellen. Links von dieser Fernstraße standen ein komfortables Wohnhaus, eine Eisenschmiede und ein weiterer großflächiger Gebäudekomplex. Die Lagervorstadt (Canabae) diente den Frauen und Kindern der Soldaten als Wohnstadt, da der römische Legionär offiziell bis ins dritte Jahrhundert nicht verheiratet sein durfte. Er lebte daher mit seiner Lebensgefährtin im Konkubinat und verbrachte die Freizeit in Läden, Schenken und Bordellen.
Es wurden auch Reste von vier verschiedenen Fachwerkhäusern vorgefunden, die bis in das 5. Jahrhundert bewohnt waren. Von einem Haus ist bekannt, dass es eine Vorhalle besaß, die nachträglich zu einem Verkaufsplatz umgebaut wurde. Es waren Fußboden- und Wandheizung vorhanden. Ein kleiner Rest einer Freske zeigt Wein und Weinranken.
Über das Ende der Siedlung vor dem Legionslager ist nichts bekannt. Sie dürfte ein erstes Mal in den Markomannenzeit und bei den Quadenkriegen zerstört worden sein und leider wurden beim Bau des Witmarktes im Mittelalter die oberen Schichten vernichtet. Im 13. Jahrhundert wurden dann die Pfarrkirche St. Michael und die Hofburg errichtet und es entstanden ab dieser Zeit adelige und bürgerliche Wohnhäuser, in denen auch Handwerker ihr Gewerbe ausübten.
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