Leopoldstadt: Die jungen Opfer vom Spiegelgrund

Waltraud Häupl hat das Leiden der Opfer vom Spiegelgrund aufgezeigt und dokumentiert.
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Sie hat sich der Forschung des grausamen Massenmordes der Nazis an Kindern gewidmet.

(siv). Eine Fernsehsendung über das Thema "Spiegelgrund" im Jahr 1997 erweckte die Aufmerksamkeit Waltraud Häupls. "Ich war gerade nicht im Zimmer und hörte nur den Begriff 'Spiegelgrund', nicht mehr. Ich wusste zwar, dass meine Schwester Annemarie dort gestorben war, aber sonst sagte mir der Spiegelgrund nichts. Von all dem Gräuel wusste ich noch nichts. Allerdings wurde meine Neugierde geweckt und ich habe am nächsten Tag begonnen, nachzuforschen", so Waltraud Häupl. Das Thema ließ sie nicht mehr los. Nicht nur die Umstände von Annemaries Tod erforschte sie. Es sollten noch hunderte andere Schicksale von den Nazis ermordeten Kindern folgen. Von diesen erzählte sie in ihrem ersten Buch "Die ermordeten Kinder vom Spiegelgrund. Gedenkdokumentation für die Opfer der NS-Kindereuthanasie in Wien.". Weitere Bücher folgten. Im Moment schreibt sie an ihrer Biografie, "aber das kann noch dauern, ich habe so viel zu tun!", so die Leopoldstädterin.

So ein liebes Kind
"Annemarie war so ein liebes, entzückendes Kind. Sie kam am 8. Mai 1938 auf die Welt und war drei Jahre jünger als ich. Ich hatte eine große Freude, dass ein Pupperl da war, mit dem ich spielen konnte", erzählt Häupl. "Wir haben damals im 15. Bezirk gewohnt, in der Kohlenhofgasse, auf engstem Raum. Annemarie ist dann im Alter von zwei Jahren an Rachitis erkrankt und kam auf Erholung in ein Heim in der Galvanigasse. Dort gab es viel Grün und Sonne. Das war meinem Vater wichtig, damit Annemarie wieder gesund werden konnte", so die 82-Jährige. Die Schwester erholte sich auch bald. "Meine Eltern hatten aber keine größere Wohnung gefunden und hatten Angst, dass die Rachitis wieder schlimmer wird. Daher holten sie Annemarie noch nicht nachhause, und sie kam auf den Spiegelgrund.".

Plötzlich geisteskrank
Da fing ihr Leiden an. Obwohl ihr ein Amtsarzt einen guten Gesundheitszustand attestierte, diagnostizierte der mittlerweile berüchtigte Arzt Heinrich Gross "Idiotie". Dass war ihr Todesurteil. "Nachdem sie angeblich Keuchusten und eine Lungenentzündung bekommen hatte, verstarb Annemarie am 26. September 1942. Ich kann mich noch gut erinnern. Ich war zuhause und habe das Telegramm mit der Todesnachricht entgegengenommen. Ich konnte noch nicht lesen und brachte es meiner Mutter in die Waschküche. Sie ist dann in Tränen ausgebrochen und hat zu einer Nachbarin gesagt: 'Versuchskaninchen Spigelgrund.' Man wusste also, was dort vor sich ging", so Häupl.

Für jedes Kind und jeden Jugendlichen, der am Spiegelgrund ermordet wurde, hat die pensionierte Geschichts- und Kunstlehrerin eine Mappe angelegt. Und sie hat weitere Opfer gefunden. Auch diese möchte sie in einem weiteren Buch ehren. "Es ist wichtig, dass man diese Opfer der Nazis nicht vergisst und dass sich so etwas nie wieder wiederholt", so Häupl, die viele der überlenden Opfer persönlich kennt.

Waltraud Häupl hat das Leiden der Opfer vom Spiegelgrund aufgezeigt und dokumentiert.
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Waltraud Häupl hat das Leiden der Opfer vom Spiegelgrund aufgezeigt und dokumentiert.
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