Dauerstörung und Geisterzüge nerven Fahrgäste
U1/U3: Mit kaputter Infrastruktur durch die "Klima-Musterstadt"
Wien hat ein perfektes Öffi-Netz, wird von den offiziellen Stellen der Stadt Wien immer wieder erwähnt, jedoch kann beinahe jeder Fahrgast der Wiener Linien diese Aussage im Jahr 2021 nicht mehr unterschreiben.
Um es gleich vorwegzunehmen, das Angebot der Wiener Linien ist immer noch gut, keine Frage, trotzdem kommt es seit Jahren zu kaum einer Verbesserung, sondern die Störungen nehmen überhand. Gerade das Rückgrat der Wiener U-Bahnen, die U1 und die U3, zeichnen sich seitdem Corona-Ausbruch durch eine Dauerstörung aus, denn der Zustand der Gleise und der Züge ist fraglich. So befinden sich entlang der U1 und U3 einige sogenannte Langsamfahrstellen, die dort eingerichtet werden, wo die Infrastruktur dermaßen kaputt ist, dass aus Sicherheitsgründen nicht mit normaler Geschwindigkeit gefahren werden darf. Eine Reparatur ist zwar angekündigt, ist aber frühestens für das Jahr 2023 (oder später) zu erwarten. Zusätzlich fällt auf, dass durch diese Langsamfahrstellen sich der Einsatz der älteren, nicht klimatisierten Züge vermehrt hat. Der Grund kann dran liegen, dass die neuen Züge zu schwer für die Gleise sind und daher den Schaden verschlimmern würden. Ebenfalls wird zwar betont, dass bereits „drei von vier Fahrten“ mit neuen, klimatisierten Fahrzeugen durchgeführt werden. Eine Aussage, welche im Internet durch unzählige Memes (lustige Fotos oder Videos, die im Internet kursieren), als nicht plausible angesehen werden kann. Zu bedauern sind in diesem Fall nicht die Fahrgäste, welche auf unbestimmte Zeit auf neue Fahrzeuge warten können, sondern die Mitarbeiter. Diese müssen stundenlang in diesen fahrende Saunen verharren (vor allem in den Straßenbahnen).
Die Wiener Linien erwähnen immer wieder, dass das aktuelle Intervall ausreichend für die Fahrgäste sei, denn es sind aktuell nur 70% der vor COVID-19 Fahrgäste im Netz unterwegs. Das mag stimmen, jedoch kann weder die U1 noch die U3 aktuell mit 100% vor Corona Leistung fahren.
Die Langsamfahrstellen, Bauarbeiten, Bahnsteigsperrungen und die extrem hohe (saisonale) Nutzung der Linien zwischen Hauptbahnhof und Kagran (U1) bzw. Westbahnhof und Landstraße/Wien-Mitte (U3) führen zu Leistungen über die Kapazitätsgrenze hinaus.
Zum Frust der Fahrgäste führen außerdem die falschen Anzeigen an den Bahnsteigmonitoren bzw. in der Wien Mobil App. Während Letzteres für die alltägliche Nutzung unbrauchbar ist (beinahe ausschließlich negative Bewertungen im Google Play Store bzw. Apple iTunes) steigern die Bahnsteigmonitore den Frust deutlich. Gerade in der Rushhour sind minutenlange unveränderte Abfahrtszeiten, die Anzeige von Geisterzügen (existieren nicht, werden aber angezeigt) und die „Linie fährt wieder wie gewohnt“-Anzeige/Ansage für die (berufstätigen) Fahrgäste, trotz erkennbarer Betriebsstörung untragbar. Der Fahrgast gewinnt den Eindruck, dass es den Wiener Linien nur darum geht, die Störungsstatistik zu beschönigen, anstatt die Ursache der Störung zu beheben. Gerade diese Unzuverlässigkeit führt dazu, dass Berufstätige wieder vermehrt auf das eigene Auto umsteigen.
All diese Punkte sollten schon ein Grund für einen akuten Handlungsbedarf sein, doch gerade heute (erster Ferientag) wird abermals das Intervall gekürzt. Während Fahrgäste sich für die nächsten neun Wochen mit schlechten Intervallen und der Dauerbetriebsstörung begnügen müssen, wird das Problem weder von den Verantwortlichen der Stadt Wien, Wiener Linien, etc. angesprochen und die Wiener Journalisten sind nur damit beschäftigt, fertige OTS-Pressemitteilungen der Wiener Stadtregierung abzuschreiben. Der aktuelle Zustand wird früher oder später dazu führen, dass die Nutzung der Wiener Linien zurückgehen und damit einhergehend noch weniger Geld in die Instandhaltung des Netzes fließen wird.
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