Josefstadt
Das passiert in diesem Jahr noch im Volkskundemuseum
Noch heuer wird das Volkskundemuseum beginnen, seine Räume zu leeren. Was passiert dort genau?
WIEN/JOSEFSTADT. Ab Herbst dieses Jahres wird sich das Volkskundemuseum leeren – langsam, aber stetig. "Wir gehen dann in die Zwischennutzung, das ist aber kein gutes Wort dafür", sagt Direktor Mathias Beitl und überlegt kurz: "Es ist eher eine Transformationsphase."
Zur Erinnerung: das traditionsreiche Gebäude soll ab Herbst 2024 umfassend saniert werden. "Bevor diese Baustelle beginnt, muss das Haus natürlich leer sein", erklärt Beitl: "Ein Museum räumt man aber nicht an einem Tag." Daher muss diese Phase eben schon dieses Jahr beginnen. Die Objekte werden etwa unweit des Hafens Freudenau wandern – hier besitzt das Museum ein Depot. "Dieses muss aber auch noch entsprechend vergrößert und angepasst werden", so Beitl.
Mehr als ein Museum
Ziel ist es jedenfalls, dass die Ausstellungen ab September 2023 bis Ende Jänner 2024 schrittweise geräumt werden. Beitl: "Danach wollen wir im Volkskundemuseum noch ein diversifiziertes Programm stattfinden lassen". Dies sei auch eine Möglichkeit, sich auf die Zukunft vorzubereiten. Man wolle seinen "Community-bezogenen" Ansatz fortführen und eine "niederschwellige Open-Door-Policy" verfolgen.
Sprich: es sollen Veranstaltungen stattfinden, die möglichst viele Menschen einladen und auch kostengünstig bis gratis sind. Das Museum soll so auch zur Verweilzone werden, wo zum Beispiel Start-up-Mitarbeiter mit schnellem Gratis-Internet ihre Zeit im Homeoffice verbringen können oder man sich einfach zum Sonnen auf eine Bank setzt.
Die letzte größere Schau
"Man soll nicht mehr sagen: 'Heute gehe ich ins Museum', sondern: 'Heute gehe ich einfach so dort hin'", erklärt Beitl seine Vision. Initiativen, um dies zu fördern, gibt’s bereits. Aktuell läuft am Museum etwa das Projekt "Klimarechnungshof", wobei eine neue, staatliche Institution für Klimaschutz erarbeitet wird – die BezirksZeitung hat berichtet. Im Sommer wird auch von 30. Juli bis 31. August wieder das jährliche dotdotdot-Filmfestival dort stattfinden.
Die vorerst letzte Schau "Gesammelt um jeden Preis" läuft noch bis zum 26. November. "Wir werden auch weiterhin kleinere Ausstellungen veranstalten", verrät Beitl: "Aber dies ist die letzte größere." Die Schau zeigt Objekte der jüdischen Familie Mautner, die im 2. Weltkrieg von ihr geraubt wurden. Das Volkskundemuseum nahm Kontakt auf und bot an, die Raubkunst zurückzugeben – doch die Familie war derart gerührt und von der Kontaktaufnahme erfreut, dass sie die Sammlung dem Museum schenkte.
Damit will man ein wichtiges Thema in den Vordergrund rücken: "Wie gehen wir als Gesellschaft mit Sammlungen um, die geraubt wurden?" Außerdem zeigt sie, was das Herstellen verspäteter Gerechtigkeit bedeutet. Man sieht: bis Herbst 2024 wird’s Beitl wohl nicht so schnell fad.
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