"Ich schreibe, um zu verarbeiten"
Josefstädterin des Jahres: Journalistin und Schriftstellerin Susanne Scholl ist für den Publikumspreis nominiert.
JOSEFSTADT. Die Journalistin und Schriftstellerin Susanne Scholl begleitet die „Josefstädterin des Jahres“ seit 2011 als Jurymitglied. Jetzt ist sie selbst für den Publikumspreis nominiert. Ihr Engagement für die Auszeichnung sieht Scholl ambivalent: „Ich sehe den Preis als Hinweis darauf, dass man immer noch auf die Leistungen von Frauen aufmerksam machen muss. Mein größter Wunsch wäre, dass wir das nicht mehr nötig hätten.“
Als ORF-Korrespondentin in Bonn erlebte Scholl 1989 das Ende der DDR. Von 1991 bis 2009 war sie in Russland und berichtete über den Zerfall der Sowjetunion, den Zweiten Tschetschenienkrieg und die erste Amtszeit Putins.
Das journalistische Arbeiten war für Scholl schon immer ein Ventil, um Erfahrungen zu verarbeiten. "Man darf sich von den Traumata nicht auffressen lassen, sondern muss sich damit auseinandersetzen", ist sie überzeugt.
Tragische Familiengeschichte
Doch dann wurde der 65-Jährigen die Verarbeitung in Fernseh- und Radiobeiträgen zu wenig. "Da bleibt viel über, was einen bewegt." Daher hat Scholl mit dem Schreiben von Büchern begonnen. Darin verarbeitet sie auch ihre Familiengeschichte. "Ich bin Jüdin und meine vier Großeltern wurden von den Nazis ermordet. Ich habe zwei Bücher darüber geschrieben. Das hat mir geholfen", so Scholl.
In jüngster Zeit wendet sie sich auch dem Schreiben von Romanen zu. "Mein nächstes Buch wird eine Liebesgeschichte über das Verhältnis zwischen Mann und Frau sein. Das ist mindes-tens so politisch wie der Tsche-tschenienkrieg."
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