SvE Bezirk Kirchdorf
"Darüber reden ist das Wichtigste"

Feuerwehrmitglieder werden oft mit psychisch sehr belastenden Einsätzen konfrontiert. Um diese verarbeiten zu können, gibt es im Bezirk Kirchdorf seit 2007 die Einheit Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen, kurz SvE.  | Foto: Fotokerschi.at
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  • Feuerwehrmitglieder werden oft mit psychisch sehr belastenden Einsätzen konfrontiert. Um diese verarbeiten zu können, gibt es im Bezirk Kirchdorf seit 2007 die Einheit Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen, kurz SvE.
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Immer wieder werden Feuerwehren zu psychisch belastenden Einsätzen gerufen. Diese Erfahrungen gilt es zu verarbeiten.

BEZIRK KIRCHDORF. Ein Lkw-Lenker erlitt einen Lungeninfarkt, kam von der Fahrbahn ab und musste von einem Feld aus geborgen werden. Dieser Unfall passierte in Strienzing und war der jüngste, nachdem die Einheit SvE, also "Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen", im Bezirk Kirchdorf gebraucht wurde. Pater Arno Jungreithmair aus Kremsmünster ist Seelsorger in der Einheit SvE. Er und Franz Mayr, SvE-Koordinator im Bezirk und selbst Mitglied der Feuerwehr Kremsmünster, können sich noch genau an den Vorfall zurückerinnern. "Es war überall Schlamm. Dadurch wurde es ein besonders schwieriger Einsatz für die Mitglieder. Sie haben aber alles richtig gemacht", erzählt Jungreithmair.

"Es ist enorm wichtig, dass alle denselben Wissensstand haben."
Franz Mayr

Im Bezirk passieren pro Jahr circa drei bis vier sehr tragische Einsätze, die für die beteiligten Feuerwehrmitglieder oftmals psychisch schwer zu verarbeiten sind. Die Aufgabe des fünfköpfigen SvE-Teams ist die Begleitung der Feuerwehrleute nach stressbelastenden Einsätzen. "Wir versuchen gemeinsam mit den Beteiligten diese Dinge aufzuarbeiten, damit sie wieder einsatzfähig werden. Ab und zu reden die Menschen einfach nicht über das Erlebte und verlassen die Feuerwehr nach solchen Vorfällen. Das ist schade und nicht gut", so Mayr.

Alles richtig gemacht

Nach einem schwierigen Einsatz wird in der Gruppe gemeinsam das Erlebte nachbesprochen. Auf Wunsch gäbe es auch Einzelgespräche. "Jeder soll wissen, wie der Einsatz abgelaufen ist. Auch wenn jemand 'nur' Lotse war und eigentlich gar nichts mitbekommen hat vom Unfall", sagt Mayr, "soll er über jedes Detail informiert werden. Das Wichtigste ist darüber zu reden!" Der Bezirkskoordinator erklärt, dass gerade nach schwierigen Einsätzen oder Unfällen mit Kindern eine große Betroffenheit der Rettungskräfte herrscht. "Meistens nehmen die Leute unser Angebot sehr gerne an. Ab und zu möchte jemand partout nicht darüber reden, aber überwiegend schaffen wir es, durch gezielte Fragen, die Menschen zum Erzählen zu bringen." Doch die Betroffenen müssten das Angebot auch freiwillig annehmen, denn "zwingen können wir niemanden", so Mayr.

"Die Arbeit der Feuerwehren ist sehr beeindruckend! Sie machen alles richtig."
Pater Arno Jungreithmair

Jungreithmair merkt an, dass vor allem für jüngere Feuerwehrmitglieder die Nachbesprechung nach schlimmen Einsätzen enorm wichtig sei: "Junge Menschen, die das erste Mal so nahe mit dem Tod konfrontiert werden, müssen das Erlebte richtig verarbeiten." Er erklärt, dass diese Vorfälle einen starken Eindruck in der Psyche der Leute hinterlässt: "Es wird ein Ereignis eingraviert. Damit die Mitglieder wieder einsatzfähig werden, müssen sie richtig damit umgehen."

Ansonsten könne es passieren, dass sie bei einem ähnlichen Einsatz, nicht mehr handeln können. Normalerweise komme, laut Jungreithmair, bei den Besprechungen zu Tage, dass jeder alles richtig gemacht hat. Wichtig sei hierbei aber, dass die Bestätigung auch von den Teamkollegen komme. 

Zur Sache: 
Die Einheit SvE steht 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr in Rufbereitschaft. Im Bezirk Kirchdorf gibt es die Einheit SvE seit 2007. Möchte man der Einheit SVE beitreten, gibt es einige Voraussetzungen zu erfüllen: 

  • Das Mindestalter von 30 Jahren muss erreicht sein
  • Man muss Feuerwehrmitglied sein
  • Man sollte für die Aufgabe qualifiziert sein. "Der Kommandant kennt sein Team und schlagt Leute vor, die für das SVE in Frage kommen könnten. Es ist keine leichte Aufgabe und man muss schon wirklich hart im nehmen sein, um diese Arbeit erledigen zu können", erklärt Mayr. 

Mitglieder der Einheit SVE absolvieren ein Spezialtraining in der Landesfeuerwehrschule. Die sogenannte "CISM-Ausbildung" (Critical Incident Stress Management) kommt ursprünglich aus Amerika und es werden vorbeugende und begleitende Maßnahmen, die Menschen bei Verarbeitung der Stresssymptome nach besonders belastenden Ereignissen unterstützen, gelernt.

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Feuerwehrmitglieder werden oft mit psychisch sehr belastenden Einsätzen konfrontiert. Um diese verarbeiten zu können, gibt es im Bezirk Kirchdorf seit 2007 die Einheit Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen, kurz SvE.  | Foto: Fotokerschi.at
Pater Arno Jungmair aus Kremsmünster ist Seelsorger bei der Einheit SvE Bezirk Kirchdorf.  | Foto: privat
Franz Mayr ist Bezirkskoordinator der Einheit SvE im Bezirk Kirchdorf und selbst Mitglied der Feuerwehr Kremsmünster.  | Foto: Mayr

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