ÖBf-Nationalparkbetrieb Kalkalpen
Zu Besuch bei einer monumentalen Baumpersönlichkeit

- Gebietsbetreuer Roman Paumann samt Lexi bei "seiner" Tanne.
- Foto: Österreichische Bundesforste
- hochgeladen von Martina Weymayer
Wenn ein langjähriger Gebietsbetreuer der österreichischen Bundesforste im Nationalpark Kalkalpen von einem bestimmten Baum ins Schwärmen gerät und diesen nach eigenen Angaben seit Nationalparkgründung immer wieder „besuchen kommt“, dann muss dies zweifelsohne eine ganz besondere Baumpersönlichkeit sein.
REICHRAMING, BEZIRK. Wir treffen Gebietsbetreuer Roman Paumann und seine Hündin Lexi im zentralen Hintergebirge. Über gewundene, ratternde Forststraßen beginnt die Reise zunächst im Geländeauto durch tiefe Wälder tiefer ins Herz des Schutzgebiets. Nach einigen Kurven und Anstiegen ist jede Orientierung verloren, doch der Gebietsbetreuer kennt hier immer noch jeden Stein. Schließlich geht es weiter zu Fuß auf den Weg, diesen Baum selbst kennenzulernen.
450 Jahre alt
Unvermittelt und fernab von jeder befahrbaren Straße ragt sie dann auf: die größte Tanne im Nationalpark Kalkalpen. Geschätzte 450 Jahre ist sie alt und hat einen Stamm-Durchmesser von stolzen 1,7 Metern (entspricht ca. 45 Festmetern Derbholz). Tannen können ein Alter von bis zu 600 Jahre erreichen. Sie lieben schattiges, feuchtes Klima und können sich mit ihren tiefen Wurzeln gut im Boden festhalten. Ihre Nadeln sind nicht so spitz und flacher als Fichtennadeln, sie verströmen einen zitronig-harzigen Geruch.

- Holzknechte im Reichraminger Hintergebirge bei der gefährlichen und anstrengenden Arbeit.
- Foto: Österreichische Bundesforste
- hochgeladen von Martina Weymayer
Eine Reise in die Vergangenheit
"Steht man direkt vor diesem Natur-Monument, nimmt es einen mit in die Vergangenheit", erklärt Roman Paumann. Im 16. Jahrhundert, als diese Tanne noch ein Keimling war, kamen die ersten Holzknechte ins Reichraminger Hintergebirge. Bis zu acht Stunden gingen die Holzknechte von der Ortschaft bis dorthin, über schmale Steige und gefährliche Schluchten verlief für sie der anstrengende Weg zur wochenlangen Arbeit. Im Sommer wurde geschlägert, im Winter wurde auf Holzriesen geliefert, und im Frühjahr wurden die Stämme am Wasserweg Richtung Reichraming hinaus getriftet. Bis zu 8.000 Kilokalorien verbrauchte zu dieser Zeit ein Forstarbeiter pro Tag. All dies hat die Tanne schon erlebt. Auch das Ende der (modernen) Holznutzung im Jahr der Nationalparkgründung 1997 und die Rückkehr zur Waldwildnis. Heute laufen erneut Luchse auf leisen Pfoten an ihr vorbei, Dreizehenspechte hüpfen durch die inzwischen uralte Krone und sie kann den Ruf der Steinadler und das Röhren der Hirsche hören.
Schon lange, bevor die erste Axt das Hintergebirge erreichte, wuchsen 1.200 n. Chr. noch riesige Urwälder im heutigen Nationalpark. Es waren montane Bergmischwälder mit Fichten, Buchen und mächtigen Tannen, deren Wipfel schon damals über das Blätterdach der übrigen Bäume hinwegstrahlten. Die Vorfahren unserer heutigen Tanne.
Eine Reise in die Zukunft
Schlechte Luftqualität und besonders Wildverbiss können der wohlschmeckenden Tanne in der Jugend leicht zum Verhängnis werden. Im Nationalpark Kalkalpen liegt der Tannenanteil derzeit nur mehr bei 0,7 Prozent, ein Erbe der jahrhundertelangen Bewirtschaftung. Im Nationalparkbetrieb der Bundesforste werden daher verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Tannenanteil wieder zu erhöhen. Der Besuch bei der alten Tanne gleicht daher einer Reise in die Vergangenheit und einer Reise in die Zukunft zugleich.
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