Weltfrauentag

Macht es einen Unterschied, ob es einen Chef oder eine Chefin gibt?

Die Staudinger Delikatessen GmbH in Nußbach ist die einzige Holzofen-Fleischerei in Österreich und seit über 100 Jahren der Unternehmenssitz des Familienbetriebs Staudinger. Sie wird in dritter Generation von Doris Staudinger geführt.

NUSSBACH. Weibliche Führungskräfte sind in den meisten Unternehmen immer noch unterrepräsentiert. Die BezirksRundSchau traf Unternehmerin Doris Staudinger zum Interview.

Frau Staudinger, sind Frauen die besseren Chefs?
"In der heutigen Zeit sollte es keinen Unterschied mehr zwischen den Geschlechtern in Führungsebenen geben. Frauen, so glaube ich, setzen lediglich die Schwerpunkte ihrer Führung anders als Männer. Für mich spielen da die weitaus besser ausgeprägte Kommunikations- und Sozialkompetenz von weiblichen Führungskräften eine bedeutende Rolle."

Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach Netzwerke um als Frau eine Führungsposition zu ereichen?
"Es sollte nicht von Netzwerken und Beziehungen abhängig sein, um Führungspositionen zu erreichen. Vorrangig muss auf jeden Fall die Qualität der Person sein und wie gut Anforderungen erfüllt werden können, um ein Unternehmen bestmöglich führen zu können."

Was macht eine gute Führungskraft aus?
"Eine gute Führungskraft hat Eigenschaften, die dafür sorgen, dass ein produktives und wertschätzendes Betriebsklima vorherrscht. Ein erfolgreicher Chef verfügt also nicht nur über fachliche Kompetenz, sondern ist in der Lage, seine Mitarbeiter zu motivieren. Die zwischenmenschliche Kommunikation spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Das bedeutet, dass die Führungskraft die Belange ihres Teams ernst nimmt und im Konfliktfall lösungsorientiert handelt. Was in der Theorie selbsterklärend klingt, ist in der Praxis gar nicht so einfach umzusetzen. Schließlich hat man es als Führungskraft nicht nur mit kooperativen Arbeitnehmern zu tun. Als Vorgesetzter musst du auch in schwierigen Situationen Ruhe bewahren, klare Ziele setzen und diese kommunizieren. Die Sozialkompetenz ist meiner Meinung nach der ausschlaggebende Faktor, der gute von schlechten Führungskräften unterscheidet. Die Aufgabe als Führungskraft besteht darin, jeden Mitarbeiter so zu motivieren, dass er sein Bestes gibt. Dies funktioniert nur durch offene Gespräche und Vertrauen. "

Sind Kinder und Familie hinderlich für eine berufliche Karriere?
"Auf keinen Fall schließt das eine das andere aus und es lässt sich meiner Meinung nach sehr gut vereinbaren. Natürlich braucht man Unterstützung von außen. Ich hatte das Glück, dass meine Oma und meine Mutter mich tatkräftig unterstützten und auch eine Leihoma übernahm stundenweise die Betreuung meiner Kinder. Den Beruf für die Kinder aufzugeben wäre mir sehr schwer gefallen. Ein klassisches Hausfrauendasein konnte ich mir nie vorstellen. Ich brauche auch die berufliche Herausforderung. Meine Kinder profitierten aber auch davon. Sie sind heute sehr selbständig. Die größte Herausforderung ist sicher das Zeitmanagement und die Flexibilität, die man braucht, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert."

"Die Sozialkompetenz ist meiner Meinung nach der ausschlaggebende Faktor, der gute von schlechten Führungskräften unterscheidet."

Doris Staudinger

Was raten Sie Frauen, die Karriere machen möchten?
"ch kann jeder Frau, welche Karriere machen möchte, nur raten deswegen nicht auf Kinder zu verzichten. Für mich gibt es nichts Wichtigeres als meine Kinder und meine Familie. Die größte Herausforderung ist sicher die 24-Stunden Betreuung der Kinder. Fakt ist, dass sich Kind und Karriere irgendwie vereinen lassen. Alles unter einen Hut zu bringen stellt jedoch eine große Herausforderung dar und das muss man sich bewusst sein. Es verlangt eine große Organisation und Konsequenz, damit keines der beiden zu kurz kommt. Wichtig ist auch der Ausgleich zu Beruf und Familie. Die eigene Person braucht auch eine gewisse Zeit und Aufmerksamkeit, auf das darf auf keinen Fall vergessen werden."