Schwarze Schafe nehmen zu
Die meisten Firmen im Bezirk sind um ihre Mitarbeiter bemüht. Das ist aber nicht überall der Fall.
BEZIRK (wey). Eine junge Frau war eineinhalb Jahre lang bei einer Leasingfirma beschäftigt, ehe sie schwanger wurde. Ordnungsgemäß meldete sie ihre Schwangerschaft beim Arbeitgeber – auf dem Postweg, weil sie zu dem Zeitpunkt im Krankenstand war. Ohne Angabe von Gründen flatterte kurz darauf die fristlose Entlassung ins Haus.
Solche Fälle sind keine Ausnahme mehr, wie Arbeiterkammer-Bezirksstellenleiter Hannes Stockhammer berichtet. 450 persönliche Beratungen (plus 9,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr) und 1740 telefonische Beratungen (plus 21 Prozent) sprechen eine deutliche Sprache. Sowohl Arbeiter- als auch Wirtschaftskammer halten die Situation auf dem Arbeitsmarkt derzeit für angespannt. „Es gibt viele rührige Betriebe, aber auch welche, die keine Skrupel kennen und immer mehr Druck ausüben“, sagt Stockhammer. „Kündigungen im Krankenstand und ‚All-in-Verträge’ mit speziellen Vertragsklauseln nehmen zu. Manche Unternehmen halten so eine Vorgehensweise für ein Kavaliersdelikt. Es vergeht jedoch keine Woche, in der nicht mindestens eine Person zu uns kommt, die kurz vor dem Burnout steht.“
Arbeitsmarkt ist angespannt
Alle „sparsamen“ Unternehmer in eine Schublade zu stecken, wäre allerdings falsch. Manche Betriebe kämpfen mit einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld und folglich mit leeren Kassen. So geschehen bei der Firma Technoplast. Der Micheldorfer Extrusionsbetrieb hat Insolvenz angemeldet, die Schließung ist fix. Schuld am Konkurs seien der Konkurrenzdruck aus Asien und die Lohnkosten. Letzteres kann Reinhold Binder von der Gewerkschaft Pro-ge nicht nachvollziehen. „Die Geschäftsführung übt seit eineinhalb Jahren Druck auf die Arbeitnehmer aus und wollte bis zuletzt einen Lohnverzicht erwirken. Dabei waren die Löhne und Gehälter lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein.“
Die meisten Mitarbeiter sind berechtigt vorzeitig aus dem Dienstverhältnis ausgetreten. AK und Betriebsrat setzen sich nun für eine rasche Auszahlung der aushaftenden Gehälter ein.
Technoplast ist pleite und die Schließung bereits fix
MICHELDORF (wey). Der Kunststoffproduktionsanlagenbauer Technoplast gehörte bis Anfang Mai zur börsennotierten HTI High Tech Industries AG. Nach dem Verkauf vor wenigen Wochen hätte das Unternehmen neu aufgestellt werden sollen. Die Überlegung war, den mit über 14 Millionen Euro hochverschuldeten Betrieb in die Insolvenz zu schicken und ihn danach am bisherigen Standort mit einem dritten Partner weiterzuführen. Diese Hoffnungen haben sich nun jedoch zerschlagen. Das Schicksal der Technoplast, die laut Info des Kreditschutzverbandes KSV 1870 bereits 2008 ein Sanierungsfall war, ist besiegelt. Die Schließung des Unternehmens ist fix, 70 Mitarbeiter werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Gläubiger können bis 10. Juli ihre Forderungen beim Kreditschutzverband anmelden.
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