Wichtigstes Infrastrukturprojekt Kärntens
Fürnitz: Verzögerungen bei Güterterminal Ausbau

- hochgeladen von Franz Waditzer
Einen Rückschlag gibt es für die Bahn-Infrastruktur in Kärnten. Wie im Juni bei der Präsentation des ÖBB-Rahmenplans offiziell bekannt wurde, soll das Güterterminal Fürnitz erst 2029 statt 2027 starten.
Um Gütertransporte auf die Schiene zu verlagern und den Wirtschaftsstandort Kärnten noch attraktiver zu machen, haben die ÖBB in enger Zusammenarbeit mit dem Land Kärnten das Logistik Center Austria Süd (LCA-Süd) in Fürnitz auf den Weg gebracht und den Schienenzollkorridor zwischen Triest und Fürnitz in Betrieb genommen. Triest hat einen Hafen mit einem Platzproblem aufgrund des schmalen Küstenbereichs hin zur Stadt. Fürnitz hat die ideale Lage am Knoten der baltisch-adriatischen Achse (Danzig-Warschau-Wien-Villach-Triest-Venedig-Bologna) und der Tauernachse (München-Salzburg-Villach-Ljubljana-Zagreb-Belgrad-Sofia-Istanbul).
Die Italienische Fachpresse würdigt den Fast-Corridor als „game changer“ für Mittel- und Osteuropa. Der Regelbetrieb startete im Dezember 2023.
Dry-Port-Konzept
Laut Roso et al. (2009) steigert ein Hinterland-Hafen die Effizienz seeseitiger Lieferketten (supply-chains) um durchschnittlich 12 %. Fürnitz erfüllt die drei Kernkriterien (Schienenanbindung, Zollfunktion, Konsolidierung). Zudem wurden die Prozesszeiten am Seehafen mit und ohne vorgeschalteten Trockenhafen (Dry-Port/hinterland-hub) verglichen. Die Zeit- und Kostenreduktionen werden – gewichtet über einen typischen Containerlauf – erneut auf rund 12 % beziffert.
Was ist ein Schienenzollkorridor
Es handelt sich dabei um einen zolltechnischen Bahnkorridor zwischen zwei Zollverwahrungslagern (Hafen Triest und Villach Süd). Container können direkt vom Schiff ohne zolltechnisches Verfahren und Zwischenlagerung im Hafen Triest nach Villach Süd-Fürnitz auf die Bahn verladen werden um in Fürnitz zolltechnisch abgewickelt und bei Bedarf beschaut zu werden. Die Ware kann am Terminal entweder abgeladen, auf LKW umgeschlagen oder mit der Bahn weitertransportiert werden.
Etwa vier Milliarden Euro werden in den Bundesländern Kärnten und Steiermark bis 2030 investiert. Es geht um den Infrastruktur-Ausbau, aber auch um die Digitalisierung und neue Züge. Ein Anliegen sei dem ÖBB-Chef in Kärnten außerdem der Terminal in Fürnitz, auch wenn dieses erst 2028 starten soll. Matthä: „Gemeinsam mit dem Land wollen wir die Liegenschaften entsprechend entwickeln. Wir versuchen es auch entsprechend zu kompaktieren und zu vergrößern.“
Zeno D‘Agostino über Fürnitz
Der bestehende, in die Jahre gekommene Terminal in Fürnitz, ist aktuell nur zu 50 Prozent ausgelastet.
Der im Mai 2024 zurückgetretene Hafenchef von Triest, Zeno D‘Agostino, sagte in einem Interview, das die Kleine Zeitung im April 2024 veröffentlichte, zum bescheidenen Container Umschlag im Zollkorridor Fürnitz: "Das Problem ist, was in Villach und Fürnitz passiert. Es wird Container über den Zollkorridor geben, wenn sie eine Platform haben. Aber solange sich dort nichts tut…"
Koralmbahn vor Inbetriebnahme
Ende 2025 geht die Koralmbahn in Betrieb – ein historischer Moment für Kärnten. Im Oktober startet der Güterverkehr auf der neuen Hochleistungstrecke. Ab 14. Dezember 2025 heißt es dann – nach 27 Jahren Bauzeit – auch für den Personenverkehr „Bahn frei“. Bis dorthin werden noch rd. 15.000 Testkilometer abgewickelt, zahlreiche Übungen absolviert und technische Anlagen hochgefahren und getestet.
Im Jahr 2026 wird der Koralmtunnel die Bundesländer Steiermark und Kärnten bzw. die urbanen Agglomerationen Graz und Klagenfurt-Villach direkt miteinander verbinden.
Ausblick
Der Güterterminal Fürnitz ist kein lokales Randprojekt, sondern Kärntens Schlüssel-Infrastruktur im Alpe-Adria-Gateway und knüpft direkt an die Fertigstellung der Koralmbahn an. Das Projekt verkürzt Lieferketten, senkt CO₂-Emissionen und bindet die Region an globale Märkte. Es generiert direkte und induzierte Arbeitsplätze in Logistik und Industrie.
Das Projekt fungiert auch als Plattform für transnationale Forschung und Ausbildung.
Die Verzögerung bis 2029 ändert nichts an seinem strategischen Wert, sie macht allerdings koordinierte Investitionen und wissenschaftliche Begleitforschung noch dringlicher, um das Potenzial voll auszuschöpfen.
(1) Quelle: Roso, V.; Woxenius, J.; Lumsden, K. (2009)
„The Dry Port Concept: Connecting Container Seaports with the Hinterland“. Journal of Transport Geography






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