Beruf: Content-Creatorin
Das Leben als Streamerin

Foto: Foto: Miss Rage
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Erfolgreiche Karriere im World Wide Web: Die Klagenfurterin Julia Kreuzer, vielen Internetnutzern als „Miss Rage“ bekannt, erzählt über ihre Tätigkeit als Content-Creator.

Das Internet ist selbst nach über 30 Jahren ein noch immer ständig wachsendes Konstrukt. Inmitten dieser digitalen Welt gehört heutzutage die Nutzung von Social Media Plattformen und Video-Portalen zum täglichen Alltag vieler Menschen. Auf der anderen Seite des Monitors sitzen die Produzenten, welche man als sogenannte Content Creator, Streamer oder Influencer bezeichnet. Eine der erfolgreichsten Österreicherinnen auf diesem Gebiet ist Julia Kreuzer, auch bekannt als „Miss Rage“. Die 32-jährige Klagenfurterin hat das Video-Streaming vor rund neun Jahren zu ihrem Beruf gemacht und zählt inzwischen allein auf der Streaming-Plattform twitch über 350.000 Follower, also Menschen, die ihr online folgen und regelmäßig zusehen.

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Jahrelange Passion

„Videospiele waren schon im Teenageralter ein großes Hobby von mir. Zum Streamen kam ich so zwischen 2012 und 2013 durch die Online-Plattform twitch, auf der ich selbst laufend anderen Gamern beim Spielen zugesehen habe“, erzählt Kreuzer über ihre Anfänge. In der Zwischenzeit drehen sich die Inhalte ihrer Streams nicht mehr rein um das Videospielen. „Meine erfolgreichsten Streams sind aktuell die Kochsessions. Ich habe das alles von der Oma gelernt. Die war so eine richtige Nonna und hat mir diese Passion fürs Kochen mitgegeben. Ich habe früher schon Fotos und kurze Videos gemacht und dann kamen immer mehr Fragen nach dem Rezept oder ob ich z.B. zeigen kann wie man Kasnudel krendelt. So kam es irgendwann zum ersten Kochstream, der inzwischen einmal wöchentlich zu meinem Alltag gehört“, erzählt die leidenschaftliche Hobbyköchin.

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Niemandem etwas aufdrängen

Abseits ihrer Streams ist die Kärntnerin auch auf Instagram, Youtube und Facebook aktiv, sieht sich aber nicht als Influencerin. „Man hat zwar immer einen gewissen Einfluss auf seine Community, aber ich möchte nicht nur dafür bezahlt werden, um gewisse Produkte an die Leute zu verkaufen. Mir ist eine eigene Denkweise in der Community sehr wichtig“, betont Julia Kreuzer. Sie sieht daher in ihrer Arbeit auch nicht nur das Kreieren von Inhalten, sondern auch von gemeinsamen Erinnerungen, welche sie mit ihrer Community teilt. „Wir hatten mal einen Schweden-Schwerpunkt. Da habe ich von einer Zuseherin ein 100 Jahre altes, noch von der Oma mit Hand geschriebenes Zimtschneckenrezept bekommen. Das sind Familienrezepte, an die man sonst vielleicht gar nicht ran kommt. Sowas verbindet einen noch mehr mit der Community“, so Kreuzer weiter.

Hobby zum Beruf gemacht

Vor ihrer Zeit als Video-Streamerin wollte Julia Kreuzer eigentlich Schneiderin werden. „Ich habe den Modezweig der WIMO absolviert, aber schon bald nach der Matura gemerkt, dass ich als Schneiderin nicht glück werden würde. So kam ich dann über Umwege, diverse Kurzzeitjobs und langem Nachdenken zu einem Job als Einkäuferin bei einem großen Kärntner Unternehmen. Dort habe ich auch viel gelernt, was ich heute, zum Beispiel beim Verhandeln von Angeboten, gut brauchen kann“, erzählt Kreuzer. Nachdem sie dieser Arbeit rund vier Jahre nachgegangen ist, kam irgendwann der Wendepunkt. „Ich habe gemerkt, dass das nichts war, das ich ein Leben lang machen möchte. In dieser Zeit habe ich dann eben twitch entdeckt und nach rund neun Monaten Doppelbelastung, sprich Arbeit bei Tag und abends Streaming daheim, einen Schlussstrich gezogen und den Job gekündigt“, erläutert Miss Rage.

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Das Gehalt eines Streamers ist zumeist abhängig von Sponsoren, Werbeeinnahmen und seinen Fans. Die Streamer schließen Sponsorenverträge ab, die ihnen monatliche Zahlungen garantieren. Im Gegenzug wird für Produkte oder das jeweilige Unternehmen geworben. Weitere Einnahmen kommen von den Usern bzw. Followern und den jeweiligen Streaming-Plattformen. Bei twitch gibt es beispielsweise ein Abosystem, welches mehr Interaktion – z.B. in Form von zusätzlichen Smilies – mit dem Streamer erlaubt. Die Zuseher können die Streamer aber auch mit Spenden unterstützen. Zum Zeitpunkt ihres Karriere-Starts verdiente Kreuzer zwar noch nicht viel mit dem Video-Streaming, merkte dann aber anhand der Zahlen, dass das gut funktioniert und man auch Geld und Karriere machen könnte. „Drei Monate später kam das erste Sponsorenangebot. Ich habe zwar schon durch Werbeeinnahmen verdient, aber wirklich Kohle macht man durch fixe Sponsorenverträge. Werbung kannst du nicht beeinflussen und mir war ein fixes Einkommen wichtig. So kam dann ein erster Vertrag, der mir für 12 Monate ein Fixum einbrachte“, so Kreuzer.

Über das Leben im Netz

Ein typischer Arbeitstag sieht bei Julia daher auch zumeist nicht viel anders aus als bei vielen anderen Menschen, hat sich aber in der Pandemie doch verändert. „Ich habe in den letzten 1 ½ Jahren angefangen sehr stark auf meine Mental Health zu schauen, da mir meine Gesundheit sehr wichtig ist. Ich habe acht Jahre lang sechs Tage pro Woche gestreamed und nur einen Tag frei gehabt und selbst an diesem freien Tag noch gearbeitet. Viele denken, wenn der Stream aus ist, dann ist mein Arbeitstag beendet. Man muss aber auch seine Mails und Social Media beantworten, Steuern erledigen, Rezepte recherchieren uvm. – somit ist mein Tag mit dem Ende eines Streams noch lange nicht zu Ende. Aus diesem Grund habe ich inzwischen auf zwei freie Tage pro Woche umgestellt und streame an den restlichen Tagen zumeist nur mehr von 10 bis 18 Uhr“, erklärt die Kärntnerin. Abseits dessen geht es für Kreuzer auch um die regelmäßige Pflege der Kontakte und die Zusammenarbeit mit den Sponsoren.

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„Um das Ganze zu managen, muss man neben der regulären Arbeit viel tun. Ich habe von Anfang an geschaut, dass ich mich gut vermarkte und habe daher viele Partner, mit denen ich schon seit Jahren zusammenarbeite. Ich arbeite dabei nur mit Marken zusammen, mit denen ich mich identifizieren kann bzw. deren Produkte ich auch selbst verwende. Ich könnte sehr viel mehr Geld machen, wenn ich jede Anfrage annehmen würde, aber ich will authentisch bleiben“, so Kreuzer. Sie würde sich auch wünschen einmal mit einem lokalen Unternehmen zusammenzuarbeiten. „Es gibt in Kärnten so großartige Firmen, aber bisher hat sich da leider nichts ergeben. Aber vielleicht findet sich ja demnächst eine Kooperation in meiner Heimat“, sieht die Klagenfurterin positiv nach vorne. Julia Kreuzer brauchte laut eigener Aussage lange Zeit, um die Arbeit nicht an erster Stelle zu sehen. „Ich habe noch nie wirklich nachgerechnet, wie viele Stunden pro Woche ich arbeite, aber ich glaub das will ich auch gar nicht. Im Endeffekt ist meine Tätigkeit ein Fulltimejob ohne fixe Arbeitszeiten. Ich mache also etwas, das mich nun seit neun Jahren erfüllt und mir täglich Freude bereitet. Die Dankbarkeit dafür ist sehr groß“, so Kreuzer.

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Was bringt die Zukunft?

Die Zukunft von E-Sports, Streaming und Co. ist aktuell schwer vorhersehbar. Das Thema hat praktisch kein Ablaufdatum, die Community, egal ob jung oder alt, ist riesengroß. Aus diesem Grund macht sich auch Julia Kreuzer Gedanken über die Zukunft. „Ich habe ein gutes Gefühl, was ich später machen will. Solange die Nachfrage vorhanden ist, werde ich als Creator wohl nie aufhören. Ob man in 10 Jahren noch Vollzeit davon leben kann, ist eine andere Frage. Was ich jetzt bereits mache und auch später machen will, ist eine Art Coaching für Jüngere, die gerade in die Szene reinkommen. Ich würde aber nie jemandem raten die Schule abzubrechen. Eine ordentliche Ausbildung sollte immer an erster Stelle stehen“, erklärt Kreuzer. Viele Creator wissen anfangs nicht, wie man sich nach Außen präsentieren sollte oder was man verlangen kann, wenn man auf Firmen oder Marken zugeht. Julia Kreuzer betont aber auch, dass „der Unterschied zu 2013 sehr groß ist. Heute wollen viele Teenager diesen Weg einschlagen, aber der Markt ist viel größer geworden. So stellt sich auch die Frage ‚Wie hebe ich mich ab?‘. Ich gehöre noch zur ersten Generation der Streamer und wir hatten praktisch keinen Mentor, der uns so geholfen hat. Ich denke daher, dass ich durch meine Erfahrung durchaus vielen Leuten weiterhelfen kann um erfolgreich und bekannter zu werden“, sagt Kreuzer abschließend.

Foto: Foto: Miss Rage

Content Creator, Streamer? Was ist das?

Content Creating/Content Creator: Content Creator ist die englische Bezeichnung für einen Medienschaffenden, also jemanden der multimediale Inhalte erstellt.

Streaming/Streamer: Als Streaming, bezeichnet man die Übertragung von Video- und Audiodaten über das Internet. Das dabei gezeigte bzw. übertragene Programm bezeichnet man als Stream, die ausführende Person als Streamer.

Community: Englisches Wort für eine Gemeinschaft bzw. Gruppe von Menschen (besonders von Nutzern im Internet), die ein gemeinsames Ziel verfolgt und gemeinsame Interessen pflegt.

twitch: eine der größten Video-Plattformen im Internet, überträgt Streams in Echtzeit.

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