Mini Med Vortrag
Kein Bluttest für Multiple Sklerose

MS-Expertin Martina Komposch | Foto: Mini Med
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„Multiple Sklerose: Die Erkrankung mit 1.000 Gesichtern“ war Thema des Mini-Med-Vortrages im BKS-Saal in Klagenfurt.

KLAGENFURT. "Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Auto-Immunerkrankung, die die Nerven des Gehirns und das Rückenmark betrifft" erörterte die Vortragende Martina Komposch, Fachärztin für Neurologie und Allgemeinmedizin am Klinikum Klagenfurt. "Das Gehirn ist quasi die Schaltzentrale und die Signale werden über das Rückenmark an die Nerven geschickt. MS schädigt nun in Entzündungsherden die Isolierschicht der Nerven. Daher können die Nerven die Informationen lediglich langsamer oder gar nicht mehr weiterleiten. Wenn die Nervenzellen selbst geschädigt werden, ist mit dauerhaften Ausfällen zu rechnen", erörtert Komposch.
Die MS-Symptome sind unterschiedlich und können sich beispielsweise anhand Lähmungen, Gefühlsstörungen, Muskelschwäche oder bei Problemen beim Wasserlassen zeigen. Auch Sprechen, Gehen, das Gleichgewicht und Sehen können betroffen sein.

Kein Bluttest

MS tritt häufig zwischen 20- und 40-Jährigen auf, Frauen sind drei bis vier Mal mal stärker betroffen. Jährlich gibt es in Österreich rund 400 Erstdiagnosen. 
"Obwohl es sich um eine Entzündung handelt, gibt es keinen Bluttest um MS nachzuweisen", gibt Komposch zu bedenken. "Trotzdem wird meist ein Bluttest gemacht, denn er dient zur Ausschließung anderer Krankheiten." Aber: "Es gibt keinen Test, der die Diagnose MS bestätigt. Diese resultiert aus einer Interpretation von Symptomen, Verlauf und Untersuchungsergebnissen."

Untersuchungen, Tests und Diagnose

Wenn man sich zu einem Spezialisten begibt, kann die Untersuchung so aussehen:
Die Anamnese, also das Gespräch mit dem Arzt/der Ärztin ist von zentraler Bedeutung und es kommt zu einer neurologischen Untersuchung mit Augenmerk auf Beweglichkeit, Gleichgewicht, Koordination und den Sinnesorganen.
Meist wird ein Sehtest, genannt Snellen, durchgeführt und eine Kernspintomografie (MRT), diese Untersuchung geschieht mithilfe starker Magnetfelder. Auch eine Lumbalpunktion kann stattfinden. Hier wird das Nervenwasser aus dem Rückenmarkskanal abgezapft und im Labor untersucht.
Sollte es sich um MS handeln, erkennt man auf den MRT-Bildern im Gehirn weiße Flecken – bei denen es sich um Entzündungsherde, sogenannte Plaques, handelt - die ein Kennzeichen für die Krankheit sein können. Je mehr weiße Flecken im MRT sichtbar sind desto wahrscheinlicher ist es, dass in den nächsten sieben bis 20 Jahren die Entzündungsherde um 60 bis 80 Prozent ansteigen.

Wie entsteht MS?

Einfach gesagt werden die weißen Blutzellen, sogenannte T-Zellen, falsch programmiert und richten sich gegen den eigenen Körper. Die Ursache hierfür ist unbekannt. Zu sagen ist, dass die falsch programmierten T-Zellen durch eine Fehlsteuerung ins zentrale Nervensystem wandern. Primär wird dann die Isolierschicht des Nervs angegriffen.

Verlaufsformen

90 Prozent der Erkrankten haben eine schubförmige Verlaufsform. Um von einem Schub zu sprechen, müssen die Symptome mindestens 24 Stunden anhalten und es kann Tage, ja sogar Wochen dauern, bis die Beschwerden ganz weggehen.
Des Weiteren unterscheidet man zwischen der sekundär und der primär progredienten MS.

Therapieformen

Man spricht hier von drei Säulen.
Säule 1: Die Schubtherapie. Hier wird mit Kortison oder mit einer Plasmapherese (Blutwäsche) zur schnellen Rückbildung der Beschwerden therapiert.
Säule 2: Die krankheitsmodifizierende Immuntherapie. Sie dient der Reduktion von Schüben.
Säule 3: Die symptomatische Therapie. Diese dient zur Verbesserung bestimmter Beschwerden beispielsweise mithilfe von Physiotherapie.
In den letzten Jahren hat sich therapeutisch viel getan. Insgesamt gibt es 17 Präparate, um MS zu behandeln, allerdings sind 14 davon für den schubförmigen Verlauf gedacht, zwei Präparate für den sekundär progredienten und lediglich ein Präparat für den primär progredienten MS-Verlauf.
Ziel der Behandlung ist die Stabilisierung vom Krankheitsverlauf, das Reduzieren von Schüben und das Fortschreiten einer Behinderung zu verhindern.
Je früher man mit einer Therapie beginnt, desto besser. Denn was verloren geht, kann nicht mehr geheilt werden. Die Lebenserwartung von MS-Erkrankten ist – wenn überhaupt – minimal geringer.

Prognose

Der Krankheitsverlauf ist nur schwer vorhersehbar. Ungünstige Prognosefaktoren sind, wenn man beim ersten Auftreten/ersten Schub gleich mehrere Beschwerden hat und bereits zu Beginn zahlreiche Plaques im MRT erkennbar sind. Des Weiteren deuten langanhaltende Schübe sowie ein später Krankheitsausbruch auf eine ungünstige Prognose hin. Wenn man zu Beginn lediglich ein Symptom hat, die Schübe von kurzer Dauer sind und der Erkrankungsbeginn vor dem 35. Lebensjahr ist, kann man von günstigen Prognosefaktoren sprechen.

Inwiefern hat Covid Auswirkungen auf MS Patienten?

Bei einer Studie gab es 232 MS-Patienten, welche überdies an Covid erkrankten. Bei 95 Prozent handelte es sich um einen milden Covid-Verlauf, bei zwei Prozent um einen schweren und bei drei Prozent um einen kritischen Verlauf. Fünf Patienten starben, allerdings litten diese an zusätzlichen Vorerkrankungen. Anhand dieser Studie kann man sagen, dass ein erhöhtes Risiko für MS-Patienten unwahrscheinlich ist, allerdings wären mehr Daten notwendig, um eine sichere Aussage diesbezüglich zu treffen.
Abschließend lässt sich sagen, dass MS weder ansteckend noch unmittelbar tödlich ist. Die Krankheit tritt selten auf, ist zwar nicht heilbar, aber doch sehr gut behandelbar.

MS-Expertin Martina Komposch | Foto: Mini Med
Foto: Mini Med
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