Tierschutz

Ältere Hunde werden oft einfach "entsorgt"

Am 20. 2. ist "Liebe dein Haustier"-Tag. Oft werden aber in die Jahre gekommene Hunde einfach weggegeben.

KLAGENFURT (vep). Am 20. Februar ist der weltweite "Liebe dein Haustier"-Tag. Meist sind Hund, Katz' & Co. vollwertige und geliebte Familienmitglieder. Doch nicht immer ist bzw. bleibt das so. Denn im Tierschutz-Kompetenzzentrum (TiKo) in Klagenfurt bemerkt man seit einiger Zeit, dass vor allem ältere Hunde häufig von ihren Besitzern abgegeben werden. Wenn sie quasi nicht mehr so "funktionieren" und nicht mehr mit den Ansprüchen der Besitzer mithalten. TiKo-Marketingleiterin Sonja Widerström erläutert: "Menschen bedenken bei der Auswahl des Hundes nicht, dass sich in der heutigen Zeit die Lebenssituation jedes Einzelnen sehr schnell ändern kann. Diese veränderten Situationen führen dann dazu, dass alte Hunde nur allzu schnell im Tierheim landen. Sie passen nicht mehr ins Leben und müssen weg."  

Zuhause ist plötzlich "weg"

Viele der TiKo-Hunde haben völlig unverschuldet ihr Zuhause verloren. "Durch Todesfälle, Scheidungen, etc. und nicht zuletzt werden sie einfach zurückgelassen oder ausgesetzt. Sie sind lästig geworden, Kosten vielleicht auch etwas mehr Geld, so wird ein treuer Freund einfach „entsorgt“." Diese Hunde werden dann von der TiKo Tierrettung geborgen und sind in vielen Fällen sehr ängstlich, oftmals auch schwerhörig und blind.
Für die Hunde ist die Umstellung oft schwer zu ertragen. "Über Jahre waren sie in einer Familie integriert und von heute auf morgen ändert sich ihr Leben gravierend. Unglücklich liegen sie zusammengekauert in einer Ecke, trauern und warten auf ihre Familie – oft wochenlang", erzählt Widerström aus dem TiKo-Alltag.  

Viele ältere Hunde warten im TiKo oft vergeblich auf neue Besitzer

Derzeit sind im TiKo Klagenfurt 23 "junge" Hunde zwischen 1 und 6 Jahren sowie gleichermaßen 22 "ältere" Hunde zwischen 7 und 12 Jahren. Widerström: "Die Aufstellung verdeutlicht klar, dass im TiKo sehr viele alte bzw. ältere Hunde betreut werden und auf ein Zuhause hoffen."
Doch dieser Wunsch bleibt häufig unerfüllt: "Alte Hunde sind meist Traumhunde, aber leider oft chancenlos, aus dem Tierheim in ein neues Zuhause zu kommen."

In erster Linie wollen Menschen gerne junge, knuddelige Hunde und süße Welpen. "Sie glauben oft, es ist einfacher, da sie den jungen Hund selbst erziehen können. Aber das ist oft ein Irrtum. Menschen sind schnell überfordert, denn ein Welpe oder junger Hund ist viel Arbeit und erfordert viel Zeit und Geduld, die man sich nehmen muss", so Widerström. 

Viele Vorurteile gegenüber Hunde-Senioren

Bei alten Tieren befürchten Menschen oft hohe Kosten, wenig gemeinsame Zeit, schlimme Vorgeschichten und – laut Widerström ein Vorurteil – dass sie sich nicht mehr erziehen lassen. Es sei richtig, dass ihr Zeitfenster begrenzt ist, sie nicht mehr so aktiv sind. "Aber diese Hunde gehen mit ihren Menschen eine ganz innige Bindung ein, weil sie durch ein ganz tiefes Tal gegangen sind. Sie hatten die Hoffnung auf eine neue Familie, auf eine Chance aufgegeben. Jede Zuwendung, jede Streicheleinheit, einen bequemen Hundekorb und eigene Futter- und Wassernäpfe genießen sie." 

Woschnjak: "Alte Hunde sind großartig!"

Diana Woschnjak ist angehende Tierärztin und in der Kleintierpraxis Annabichl tätig, wo Herwig Woschnjak Privatpatienten und die TiKo-Tiere betreut. Sie erklärt, welche Vorzüge ältere Hunde haben: "Alte Hunde haben, wie wir Menschen auch, Lebenserfahrung und können Situationen oft souveräner meistern, sie sind gefestigter. Auch Alltagsgeräusche wie Verkehr, Musik oder Haushaltsgeräte bringen sie nicht aus der Ruhe." Sie kennen zudem den Grundgehorsam. "Sitz oder Platz, geschweige denn die Stubenreinheit muss man ihnen nicht mehr beibringen", so Woschnjak.
Alte Hunde würden sich laut der angehenden Tierärztin auch für Berufstätige eignen, da sie meist einfach schlafen, wenn sie alleine sind und die innere Uhr nach dem Menschen ausrichten.

Aber das Wichtigste für Woschnjak: "Alte Hunde sind unfassbar dankbar und genießen jegliche Zuwendung und Liebe ganz besonders. Sie haben die Gabe, sich immer wieder auf den Menschen einzulassen, auch wenn sie schlechte Erfahrungen gemacht haben. Und sie sind echte Kuschelpartner mit großem Herz." Viele dieser Hunde eignen sich deshalb auch für Familien mit Kindern.

Fakten: Wann zählt ein Hund zum "alten Eisen"? 

Die Seniorphase beginnt bei Hunden großer und sehr großer Rassen früher, als bei kleinen und mittelgroßen Hunden, informieren die Experten des TiKo. So sind zehn Jahre für Neufundländer, Doggen oder Bernhardiner zum Beispiel schon ein stolzes Alter.
Kleinere Rassen wie Pudel oder Dackel sind dagegen oft sogar noch bis zum hohen Lebensalter von 15 Jahren topfit.