Karfreitag

"Allianz mit Katholiken und Peter Kaiser wäre wunderbar"

Ein Doppelinterview mit Bischof Josef Marketz und Superintendent Manfred Sauer zur Karwoche. Über Freud und Leid zu Ostern, einen gemeinsamen Gottesdienst am Karfreitag und den Wunsch den Karfreitag wieder als gesetzlichen Feiertag anzuerkennen.

Freud und Leid sind zu Ostern mit Tod und Auferstehung untrennbar miteinander verbunden. Mit welchen Sorgen kommen Gläubige zu Ihnen? Welche Hoffnung geben Sie ihnen mit auf den Weg?

Josef Marketz: Bei meinen Begegnungen und Gesprächen konfrontieren mich Menschen besonders jetzt mit ihren persönlichen Sorgen, Schicksalsschlägen und Nöten. Viele Menschen haben existenzielle Sorgen und auch Zukunftsängste. Die Heilige Schrift versichert uns, dass Gott immer auf der Seite der Notleidenden ist. Er ist der Mit-Leidende und der Grund alles Seienden. Gott ist die Liebe. Er ist hineinverwoben in alles, was lebt und passiert. Gerade darin sehe ich einen besonders starken Trost. Ich glaube sehr stark an einen Gott der Liebe und des Lebens, der auch in schweren Zeiten mit Liebe die Welt neu macht. Diese Hoffnung ist das eigentliche Geheimnis von Ostern und kann uns viel Kraft #%schenken.

Manfred Sauer: Der schmerzlichste Einschnitt ist immer noch der Verlust eines geliebten Menschen. Wenn der Tod in eine Familie einbricht, dann herrscht große Betroffenheit. In dieser Zeit des Abschieds und der Trauer sind wir als Seelsorgerinnen und Seelsorger sehr gefordert, einfühlsam zu begleiten, zu trösten mit der Botschaft von der Auferstehung, aber auch zu helfen, wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Weiters spüren wir auch eine Zunahme von Menschen, die finanziell Hilfe suchen und sich auch an uns und die Pfarrämter wenden.
Unsere Hilfe ist hier aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber es ist bereits eine große Hilfe und Wertschätzung, wenn wir diesen Menschen auch ein offenes Ohr und ein wenig Zeit schenken. Reden und zuhören sowie das Gefühl verstanden und angenommen zu werden wirken oft Wunder.

Sie werden am heurigen Karfreitag wieder einen ökumenischen Gottesdienst* gemeinsam feiern. Erstmals war dies während Corona im Jahr 2020 der Fall. Soll es künftig immer eine gemeinsame Feier am Karfreitag geben?

Josef Marketz: Diese gemeinsame Feier ist eines von vielen Beispielen für das gute ökumenische Miteinander in unserem Land und in wenigen Jahren eine Tradition geworden, die mir sehr wichtig ist. Für beide Kirchen ist der Karfreitag mit dem Gedenken an Leiden und Sterben Jesu von ganz besonderer Bedeutung und Voraussetzung dafür, dass wir dann am Ostersonntag die Freude über die Auferstehung Jesu feiern. Die gemeinsame ökumenische Feier am Karfreitag unterstreicht diese theologische Bedeutung des Karfreitags und ich würde eine solche Feier auch in Zukunft sehr begrüßen.

Manfred Sauer: Ja, wir werden das in Kärnten auf jeden Fall beibehalten. Es ist ein wichtiges und starkes Zeichen unserer Verbundenheit. Auch dafür, dass der Karfreitag, der Tag, an dem Jesus sich hingegeben hat, um Versöhnung und Frieden zu stiften und für unsere Schuld zu sterben, für beide Kirchen eine ganz zentrale und wesentliche Rolle für das Heilsgeschehen spielt. Dem ORF Kärnten möchte ich bei der Gelegenheit herzlich danken, dass die Live-Übertragung trotz aller Sparmaßnahmen möglich ist.

Herr Sauer, wie gehen Sie als Superintendent mit dem Verlust des Karfreitags als gesetzlichen Feiertag für die Evangelische Gemeinde um? Herr Marketz: Wie sehen Sie die Situation aus Sicht eines Katholischen Bischofs?

Manfred Sauer: Ich persönlich, aber auch viele evangelische Mitchristen in unserem Land sind nach wie vor tief betroffen und wir wollen uns eigentlich mit dem Status quo nicht zufriedengeben. Es gibt immer wieder Versuche, mit den Regierungsverantwortlichen diesbezüglich in Verhandlung zu treten, aber bislang sind wir nur auf taube Ohren gestoßen. Trotzdem kämpfen wir für die Wiedereinführung des Karfreitages als Feiertag für alle weiter und hoffen auf Unterstützung. Es wäre wunderbar, wenn wir hier in Kärnten eine größere Allianz mit der Katholischen Kirche, aber auch mit Landeshauptmann Peter Kaiser schmieden könnten, um damit Druck auf die Regierung auszuüben und vielleicht würden sich ja auch andere Bundesländer anschließen. Der ehemalige Landeshauptmann der Steiermark Hermann Schützenhöfer hat es bereits in großartiger Weise versucht, ist aber in seiner Partei damit leider auch nicht gehört worden.

Josef Marketz: Als 2019 die Abschaffung des Karfreitags als gesetzlich vorgeschriebenen Feiertag für evangelische Christinnen und Christen beschlossen wurde, hat die katholische Bischofskonferenz sich für die Beibehaltung ausgesprochen. In Kärnten hat es dafür auch gemeinsame öffentliche Initiativen und Erklärungen von Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche gegeben. Die Abschaffung ist und bleibt jedenfalls eine Wunde. Meinen Besuch in einem evangelischen Gotteshaus verstehe ich durchaus auch als Akt der Solidarität mit der evangelischen Kirche in ihrem Bemühen, den Karfreitag wieder als gesetzlichen Feiertag einzuführen.

*Ökumenischer Gottesdienst
Am Karfreitag, 7. April, feiern Josef Marketz und Manfred Sauer um 9 Uhr in der evangelischen Pfarrkirche Villach-Nord einen ökumenischen Gottesdienst, der live in Radio Kärnten übertragen wird.