KLAGENFURTER Leben
Alte Ansichten: G’schichten vom Café Lerch

Udo Jürgens und Ernst Lerch bei einem Treffen im Café Lerch. | Foto: Trenkwalder
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  • Udo Jürgens und Ernst Lerch bei einem Treffen im Café Lerch.
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Gutes und Böses liegen oft eng beieinander, vor allem in einer Stadt wie Klagenfurt gibt es einiges zu erzählen.

Wenn man sich mit der Geschichte einer Stadt wie Klagenfurt beschäftigt, stolpert man früher oder später auch über „gute“ und „weniger gute“ Bewohner, welche aus der Stadt hervorgegangen sind und diese unter Umständen auch geprägt haben. „Oft sind es auch ganze Familien, die über Jahrzehnte in der Stadt leben und dieser ihren Stempel aufdrücken. Besonders interessant wird es, wenn sich die Wege dieser „guten“ und „weniger guten“ Menschen kreuzen und man im Nachgang sehen kann, welchen Einfluss diese aufeinander ausübten. Für viele Klagenfurter der 1950er und 1960er Jahre war das „Tanzcafé Lerch“ an der Ecke Heuplatz und Wiener Gasse eine Institution. Neben dem klassischen Caféhausbetrieb gab es auch den ‚5 Uhr-Tanztee‘, in der Faschingszeit das beliebte ‚Gschnas‘ und jeden Samstag war Tanzmusik mit einer Liveband angesagt. Dabei galten strenge Bekleidungsvorschriften. Jeans und Lederjacken hatten bei diesen Veranstaltungen keine Chance“, erzählt uns Johannes Lebitsch, von den Alten Ansichten Klagenfurt.

Kriegsvergangenheit

Der Veranstalter dieser Feste war Ernst Lerch, Sohn einer bekannten Gastronomenfamilie. Der 1914 geborene „Ernstl“ trat in die Fußstapfen seiner Vorfahren und entschied sich nach einem kurzen, erfolglosen Studium für den Kellnerberuf, den er in renommierten europäischen Betrieben perfektionierte. „1934 kam er nach Klagenfurt zurück und arbeitete im ‚Café Lerch‘, das seinem Vater gehörte. Dort machte der junge Mann die Bekanntschaft von einigen Herren, die schon wenige Jahre später auf der Kriegsverbrecherliste der Alliierten zu finden waren: Ernst Kaltenbrunner und Odilo Globocnik. Letzterer wurde sein Freund und Förderer, brachte ihn nach Berlin in das Reichssicherheitshauptamt und verwickelte Lerch später auch in die ‚Endlösung der Judenfrage‘. Der Cafetier wurde ein Bote des Todes. 1945 in Kärnten von den Briten verhaftet, konnte er sich mit seiner gewinnenden Art „rausreden“ und wurde ohne weitere Prüfung entlassen. Er versteckte sich für einige Zeit, dann nahm er, unbehelligt von den Behörden, den Caféhausbetrieb in Klagenfurt wieder auf. Ein 1972 angestrengtes Verfahren wegen seiner SS-Vergangenheit kam über zwei Verhandlungstage nicht hinaus und wurde vertagt – bis heute“, so Lebitsch.

Udo Jürgens

„Als Lerch in den 1950er Jahren sein Café wieder in die Höhe brachte, stellte sich bei ihm ein schmächtiger junger Mann vor. Dieser bot an, bei den Tanzabenden für Livemusik zu sorgen. Sein Name: Udo Bockelmann, damals mit „Künstlernamen“ Udo Bolan. Gemeinsam mit einem Schlagzeuger und einem Bassisten spielte das Trio alles, was sich das Publikum wünschte. Jazz, Schlager, volkstümliche Musik. Jürgens erlernte so das ‚Bühnenleben‘ von Grund auf und erhielt dafür 5 Schilling (heute ca. 36 Cent) pro Stunde. Die Chance, die Lerch dem jungen Künstler bot, war mit ein Grundstein für dessen Weltkarriere, die ihn schon bald aus Klagenfurt wegführte. Trotzdem kam Jürgens immer wieder nach Kärnten, wohnte vorzugsweise im Schloss Seefels nahe Pörtschach und gab in Klagenfurt auch einige Konzerte, bei denen er sich – längst riesige ausverkaufte Hallen gewöhnt – auch mit weniger Zuhörern als gewöhnlich zufriedengab. Jürgens förderte auch das damals junge Viktringer Musikgymnasium, das unter seinem Direktor Rudolf Scherzer gerade seine Blütezeit erlebte. In einer eigenen Fernsehsendung „Die Blumen blühn‘ überall gleich“ präsentierte Jürgens nicht nur neue Lieder und seine Kärntner Heimat, sondern auch den Schulchor von Viktring“, weiß der Historiker.

Tanzcafé Treblinka

Das Café Lerch musste in den 1980er Jahren einer Filiale einer damals österreichweit bekannten Hendlbraterei weichen. „Ernst Lerch starb unbescholten 1992 und erlebte daher die Umwidmung „seines“ Cafes in den auch heute noch bestehenden Ableger einer Fastfood-Kette nicht mehr. Die „G’schichten“ vom Café Lerch wurden von Ernst Winkler in einem Bühnenstück mit dem bezeichnenden Titel „Tanzcafé Treblinka“ niedergeschrieben. Lerch war in diesem berüchtigten KZ tätig gewesen“, so Lebitsch abschließend.

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