Anrainer leben in Angst
Situation in der Jugendnotschlafstelle eskaliert. Anrainer in großer Sorge.
ST. RUPRECHT. "Wir trauen uns kaum noch vor die Haustüre. Heute Nacht flog sogar eine Türe durch das Fenster. Zweimal innerhalb weniger Minuten musste die Polizei gerufen werden", erzählen Melanie und Martina M., die gegenüber der Jugendnotschlafstelle in der Gabelsbergerstraße wohnen.
Etliche Zwischenfälle
Die zwei Schwestern sind besorgt, ähnlich geht es auch den anderen Anrainern, die von etlichen Zwischenfällen durch die Jugendlichen, die die Notschlafstelle aufsuchen, berichten.
Martina zeigt ein Foto von einer Spritze, die sie diese Tage direkt vor dem Eingang gefunden hat. "Sogar von Angriffen auf Passanten und wilden Beschimpfungen können wir erzählen", erklärt Roswitha E. von Roses Café, das gleich gegenüber der Notschlafstelle ist. "Keiner traut sich mehr im Gastgarten sitzen, ich habe Einbußen dadurch."
Spanntuch als Fensterersatz
Eine Gruppe von Jugendlichen sitzt bereits auf den Eingangsstufen, obwohl die Schlafstelle erst um 19 Uhr öffnet. "Sogar die Fensterscheiben im Haus fehlen schon. Jetzt hängen dort Spannleintücher", zeigt Wolfgang Waschnigg, der auch ein Anrainer ist und zu berichten weiß, dass viele Senioren den Gang auf die Gabelsbergerstraße meiden, "seitdem es hier so arg zugeht."
Trauriger Absturz
Watschnigg, Vater von zwei kleinen Buben, sieht die Situation äußerst besorgniserregend: "Die Jugendlichen müssten beschäftigt werden. Sie brauchen einen Platz, wo sie unter sich sein können und niemanden stören. Es sollte eine Notschlafstelle sein und kein fixes Domizil."
Auch Martina, Melanie und Roswitha macht die Situation der Jugendlichen zu schaffen: "Betreuer und Polizei können hier nicht mehr durchgreifen. Auch die Drogenproblematik hier nimmt überhand."
Die Stadt Klagenfurt sowie das Stadtpolizeikommando sind mit der Lage in der Juno vertraut und lenken ein. Mehr dazu lesen Sie unten.
"Die Juno soll kein Heim sein"
INNENSTADT/ST. RUPRECHT. Jugendstadtrat Gerhard Reinisch ist mit der Situation in der Jugendnotschlafstelle vertraut. Reinisch stehe in Kontakt mit der Klagenfurter Stadtpolizei und habe bereits Landesrätin Beate Prettner, die für Jugendangelegenheiten ebenfalls zuständig ist, informiert. "Ich habe ihr einen Brief geschrieben und werde mit ihr einen Termin vereinbaren, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen", schildert Reinisch, der auf eine Lösung hofft. Für ihn sei auch eine Standortverlegung der Juno denkbar. "Die Stadt könnte natürlich auch die Mietzahlungen einstellen. Es ist aber nicht sinnvoll, die Juno hinauszuschmeißen."
Problematisch, so Reinisch sei vor allem die Tatsache, dass Jugendliche bereits am Nachmittag die Jugendnotschlafstelle aufsuchen, denn "Heim sollte die Juno keines werden. Es sollte nur Notfällen dienen." Dieser Meinung ist auch der Leiter der Juno - siehe oben rechts.
"Diese Jugendlichen sind nicht lieb, nett und brav"
ST. RUPRECHT. Hubert Höllmüller, Leiter der Jugendnotschlafstelle in Klagenfurt will nichts beschönigen.
Die Situation habe sich gerade in den letzten Monaten dramatisch zugespitzt. "Zuvor waren es etwa sechs Jugendliche, denen wir pro Nacht Unterkunft gewährten. Heute sind es an Spitzentagen 15 bis 20 Jugendliche." Hinzu kommen auch noch die etlichen Reibungspunkte zwischen den jungen Erwachsenen. "Man darf auch nicht vergessen. Diese Jugendlichen sind nicht lieb, nett und brav. Sie sind obdachlos, ohne Job und ohne Perspektiven", weiß Höllmüller, der darauf verweist, dass die Nutzer der Juno immer jünger werden und oft jahrelang dort einen letzten Unterschlupf finden.
Auch der Wunsch nach einem Standortwechsel der Jugendnotschlafstelle sei aufrecht, sagt Höllmüller, der sich Gesprächen mit Verantwortlichen gegenüber offen zeigt. "Wir hätten von Beginn an einen anderen Standort bevorzugt - einen Platz, der etwas außerhalb der Stadt liegt", so Höllmüller, der sich ehrenamtlich für die Jugendlichen einsetzt und die Jugendlichen nicht "rausschmeißen will, denn so käme es nur zu einer Verlagerung des Problems."
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