"Das Ganze ist sehr unangenehm"

Von der Werbe-Watchgroup kritisiert: "Diese Werbung kann Ihre Gesundheit gefährden!"
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Klagenfurter Unternehmer: Unzufriedenheit über die Werbe-Watchgroup ist groß.

INNENSTADT. Die Klagenfurter Werbe-Watchgroup steht im Kreuzfeuer der Kritik. Die Initiative des Frauenbüros nimmt Werbung in der ganzen Stadt unter die Lupe. Einige Plakate wurden bereits als "sexistisch" beurteilt und auf der Homepage der Watchgroup offen kritisiert - womit die Händler naturgemäß gar keine Freude haben. Doch auch die Werber sehen die Initiative kritisch. Höhepunkt der Diskussion: Volkmar Fussi, Fachgruppenobmann der Werber an der Wirtschaftskammer, sprach der Watchgroup im WOCHE-Interview die Kompetenz ab - Beschwerden sollten ignoriert werden.

Die WOCHE nahm das zum Anlass, um bei den betroffenen Unternehmern nachzufragen, wie sie die Arbeit der Watchgroup sehen. Offen in Erscheinung treten möchte aber niemand von ihnen: "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Watchgroup umso unangenehmer gegen jemanden auftritt, je mehr man die Sache öffentlich breit tritt", erklärt ein Klagenfurter Händler, "man müsste sich aber furchtbar darüber aufregen. Es ist ein Wahnsinn, dass man vom Magistrat angeschrieben wird, nur weil jemandem eine Werbung nicht gefällt."

Die Klagenfurter Frauenstadträtin Andrea Wulz rechtfertigt das mit Beschwerden, die das Frauenbüro von Passanten erhält (siehe Interview). Nichts damit anfangen kann ein weiterer Unternehmer, dessen Werbung das Frauenbüro ebenfalls kritisiert hatte: "Ich bin völlig einer Meinung mit Herrn Fussi. Wir haben einen Werberat - wozu brauchen wir die Watchgroup? Das Ganze ist sehr unangenehm."

Neben der Veröffentlichung der beanstandeten Werbungen befremdet auch der Ton, mit der die Werbungen von der Watchgroup beschrieben werden. "Sexparty im Möbelhaus?", wird etwa eine Werbung mit einer leicht bekleideten Dame auf einem Sofa betitelt. "Diese Werbung kann Ihre Gesundheit gefährden!" heißt es neben einem Plakat, auf dem ein extrem dünnes Model zu sehen ist. "Weg damit!", lautet der Kommentar des Frauenbüros zur Werbung einer Installateurs, der eine Nixe oben ohne zeigt, während ein Friseur mit folgender Frage getadelt wird: "Bleibt die Frage, ob die Friseure (...) auch Frauen als Kundinnen gewinnen wollen, denen eine respektvolle Begegnung wichtig ist?" Grund dieser Frage: Die Werbung zeigt eine im Comicstil gezeichnete Frau mit tiefem Ausschnitt und langen, blonden Haaren - und die würden sich "wie zufällig" zu Brustwarzen formen.

Es gibt aber auch Unternehmen, die das Urteil der Watchgroup als Denkanstoß auffassen - so wie die Firma Rutar, die die angesprochene Werbung mit der leicht bekleideten Frau veröffentlicht hatte. "Sexistische Werbung ist nicht in Ordnung!", heißt es in einem offiziellen Statement, "wir als namhaftes internationales Unternehmen begegnen Frauen auch in unserer Werbung mit Respekt."
Die Beschwerde beziehe sich auf ein von der Möbelmarke „Bretz“ produziertes Sujet. Dazu Rutar-Vertriebsleiter Bernhard Modl: "Ich darf Sie informieren, dass wir in unseren Prospekten kein einziges Foto selber produzieren, sondern ausschließlich Bilder von Herstellern und Bilder, die wir von unserem Einkaufsverband beziehen, verwenden. Wir werden auch in Zukunft auf sexismusfreie Werbung achten, und deswegen keine dieser Sujets von der Firma Bretz in unserer Werbung verwenden."

"Es geht uns nicht um Sanktionen"

Frauenstadträtin Andrea Wulz im Interview zur Werbe-Watchgroup.

WOCHE: Unternehmer sehen die Arbeit der Watchgroup sehr kritisch. Welchen Zweck hat sie?
Andrea Wulz: Wir versuchen einfach aufzuzeigen, was falsch läuft. Die Diskriminierung von Frauen in der Werbung nimmt zu - einen ähnlichen Trend gibt es aber auch bei Männern in der Werbung zu beobachten. Vor allem, wenn es um das Idealbild geht, wie jemand auszusehen hat.

Laut Werber Volkmar Fussi wird dieses Idealbild aber von der Gesellschaft gemacht.
Ja, aber es wird von der Werbung transportiert! Hier werden Botschaften und Rollenbilder unter die Leute gebracht, die nicht in Ordnung sind.

Aber um so etwas zu beleuchten, gibt es ja den Werberat. Glauben Sie, dass das nicht reicht?
Wenn der Werberat einschreitet, dann hat das strenge Konsequenzen für die beanstandeten Firmen. Darum geht es uns nicht - es geht uns nicht ums Sanktionieren, sondern um die Diskussion.

Auf der Homepage der Watchgroup werden die Werbungen aber trotzdem veröffentlicht.
Ja, aber wie gesagt: Es geht uns nicht darum, jemanden zu bestrafen.

Einem Friseur wird vorgeworfen, seine Werbung sei sexistisch, weil die Haare einer Comic-Figur ihre Brustwarzen nachformen würden. Schießt man mit so etwas nicht übers Ziel hinaus?
Die Beschwerden bekommen wir von aufmerksamen Bürgern herein, das denken wir uns ja nicht aus. Und ich muss sagen: Wir müssen in dieser Hinsicht etwas Druck ausüben. Wenn wir das nicht machen, werden Frauen weiter in den Hintergrund gedrückt. Wenn wir nicht Themen offensiv angehen, dann spricht niemand darüber.

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