Auf an Ratscha
Der Dom als Mittelpunkt der Gemeinde
Tischlermeister und ehrenamtlicher Diakon Gottfried Riepl und Larissa Herrnhofer, angehende Doktorandin an der AAU Klagenfurt und Mitglied im Musikverein Maria Saal, im Ratscha über die Gemeinde Maria Saal.
MARIA SAAL. MARIA SAAL. Jubiläen gab es in der Gemeinde Maria Saal in letzter Zeit so einige. "Wir feierten zum Beispiel 600 Jahre Marienstatue. Das ist eine Steinplastik, 500 Kilo schwer, die heuer gewürdigt wurde. Aber auch unsere Vereine hatten zahlreiche Jubiläen, so um Beispiel die Feuerwehr mit 150 Jahren, der Musikverein feierte sein 50-jähriges Jubiläum und auch die Landjugend wurde 70. Das ist mit wichtigen Traditionen verbunden", berichtet Gottfried Riepl und ergänzt, "ich meine, wir leben ja auch von der Kultur her in einem Ort, der Geschichte förmlich atmet". Die Geschichte der Gemeinde ist es auch, die wohl auch viel zur Popularität des Maria Saaler Doms beigetragen hat, der doch einen der religiösen Mittelpunkte von Kärnten darstellt.
- Der historische Dom von Maria Saal
- Foto: MeinBezirk.at/Michael Kurz
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Der Dom und sein Umfeld
"Mein großer Bezug zu Maria Saal, dieser lebenswerten Gemeinde, ist als Diakon natürlich der Dom und du hast ja auch hier ministriert, Larissa. Ich erlebe die Gemeinde in Maria Saal aber nicht nur als lebenswert, sondern auch als liebenswert, mit dem Dom, mit den vielen Vereinen, die wir im Laufe des Jahres oder des Kirchenjahres immer wieder erleben. Da ist auch der Musikverein dabei, wo du spielst", sagt Diakon Gottfried Riepl. "Ja, musikalisch helfen wir immer viel mit, auch in der Kirche. Ich glaube, ein ganz großer Punkt ist dabei z.B. Fronleichnam. Wir müssen aber auch sagen, wir sind immer sehr froh, dass sich der Marienfeiertag am 15. August auch mit unserem eigenen Fest kombinieren lässt. Das ist immer sehr nett mit dem Festumzug und ich glaube auch, dass wir in diesem Rahmen noch einmal so ein bisschen die Gemeinschaft in der Gemeinde zelebrieren", sagt Larissa Herrnhofer, die im Musikverein Maria Saal die Klarinette spielt. Laut der angehenden Doktorandin nehmen die Gemeindebürger dieses Angebot, nämlich Veranstaltungen, die von Vereinen gemacht werden, auch immer mehr an. "Trotzdem finde ich es sehr schade, dass die Veranstaltungen etwas zurückgehen. Wenn man mit der älteren Generation redet, war früher viel mehr los", ergänzt Herrnhofer.
- Das Marktgemeindeamt von Maria Saal
- Foto: MeinBezirk.at/Michael Kurz
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Zu wenige Optionen
Diakon Riepl würde zwar sprichwörtlich nicht von der "toten Hose" in Maria Saal sprechen, und so sieht er die Gemeinde Maria Saal auch als Ort der Begegnung. "Die Gemeinde, der Dom und der Domplatz, das alles ist ein großer Begegnungsort und aus einer Begegnung entstehen Gespräche und aus den Gesprächen entwickelt sich Kultur. Somit ist Maria Saal ein Ort der Kultur – man denke an die Vergangenheit und Geschichte des Ortes", so Riepl. Der Tischlermeister berichtet auch, dass der Kirchenbesuch in den vergangenen Jahren um 29 Prozent gewachsen ist. "Da gibt es wirklich wieder mehr Zuspruch, nicht nur aus der älteren Generation", so der ehrenamtliche Diakon. Herrnhofer widerspricht dem nicht: "Ich sehe es vielleicht aus einer anderen Perspektive und als Außenstehende nicht nur das Kirchliche. Vielleicht kann man den Ort wieder mehr aufleben lassen. Das funktioniert Schritt für Schritt, vorwiegend ist die Gemeinde familienfreundlich, auch für junge Erwachsene mit kleinen Kindern. Aber es wird immer schwieriger, das ist auch der Grund, wieso man hier ab einer gewissen Altersschicht ganz viele Menschen verliert." "Ich bin da ganz bei dir", sagt Riepl. „Das Angebot für die 15- bis 17-Jährigen oder knapp darüber ist in der Gemeinde nicht so vorhanden. Das ist aber auch ein gesellschaftspolitisches Problem, auch mit Social Media. Früher kam man im Gesangsverein, bei Feuerwehr oder im Gasthaus zusammen. Heute gibt es hunderte Angebote, wo man hingehen kann, da weiß man oft gar nicht wohin. Da könnte die Gemeinde etwas dagegen tun“, schlägt der Unternehmer vor. "Ich bekomme es auch bei vielen Familien mit, die schon seit über 40 Jahren da wohnen. Damals hat es viel mehr Gasthäuser in Maria Saal gegeben, wo sich die Leute getroffen haben. Das war auch für die Jugend ein Treffpunkt und quasi die Disco des Ortes. Und mittlerweile ist es halt so, dass es das nicht mehr gibt", sagt Herrnhofer.
Jugend muss wegziehen
"Unsere Gemeinde ist eine Wohlfühlgemeinde, aber auch eine Schlafgemeinde von Klagenfurt. Viele sind ausgewandert und schlafen vielleicht nur mehr hier. Andererseits ist die Gemeinde auch sehr offen für Familien mit Kindern, die zuziehen wollen, aber nicht für junge Erwachsene so wie in meinem Alter. Diese werden auch nicht bei der Wohnungssuche unterstützt, selbst wenn man schon 26 Jahre hier wohnt", kritisiert Herrnhofer. So ist man als junger Erwachsener in Maria Saal oftmals gezwungen wegzuziehen, da die Gemeinde dies nicht fördert. "Ich finde das aber sehr schade, denn ich bin hier daheim und mein Herz hängt an dieser Gemeinde. Dazu stehe ich auch. Wenn man dann gezwungen ist, sich was anderes zu suchen, sollte die Gemeinde noch ein bisschen an diesem Thema arbeiten", so die junge Maria Saalerin.
- Das Innere des Doms mit dem Altar im Hintergrund
- Foto: MeinBezirk.at/Michael Kurz
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Vereine blühen auf
Die Vereine in der Gemeinde erfreuen sich trotz allem eines guten Zuspruchs, auch seitens der jüngeren Bürgerinnen und Bürger. "Das ist Gott sei Dank das Schöne bei uns im Verein, zu sehen, wenn die ganzen Jungen kommen – und wir haben sehr viel Jugend zurzeit. Du knüpfst da einfach Freundschaften und hast dann quasi eine Verbindung zum Ort und gehst da gedanklich nie weg, selbst wenn du aus dem Ort wegziehst, der Verein bringt dich immer wieder zurück. Selbst wenn man den Verein wechselt – irgendwo sind deine Leute immer wieder dabei und deine Freundschaften bleiben erhalten. Egal ob das nun im Musikverein, bei der Feuerwehr, im Gesangsverein oder wo auch immer ist. So binden die Vereine die jungen Menschen auch ein bisschen an den Ort", so die Studentin.
Viele neue Ideen
Die Harmonie zwischen Jung und Alt in ganz Maria Saal spürt man auch bei vielen Veranstaltungen über das ganze Jahr. "Wir hatten zum Beispiel unser Pfarrfest zu Fronleichnam, bei dem ist uns aber die Jugend ein wenig abhandengekommen. Da haben wir nachgedacht und jetzt machen wir statt des Pfarrfestes eine kleine Agape und dazu das Summertime-Fest. Da kommt eine lässige Band für die Jugend und es wird jede Menge geboten, es gibt verschiedene Sachen zum Essen, auch vegetarisch und vegan. Ich kann euch sagen, der Domplatz war daher die letzten drei Jahre, wenn das Wetter gepasst hat, gesteckt voll. Nächstes Jahr planen wir daher wieder mit dem Summertime, dann sogar am letzten Schultag und in Anlehnung an die große Veranstaltung in Klagenfurt planen wir als Untertitel 'Die Starnacht am Domplatz'. Diese Idee gibt es schon zehn, zwölf Jahre und so können dann die musikalischen Talente aus Maria Saal dort ihr Können zeigen", erklärt Gottfried Riepl.
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