Christian Schwab
Der Gag-Lieferant aus dem Lavanttal

- „Gute Nacht Österreich“: Peter Klien (links) und Gag-Autor Christian Schwab mit dem österreichischen Kabarettpreis in der Kategorie „Publikumspreis“
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Die ORF-Sendung „Gute Nacht Österreich“ erhielt den österreichischen Kabarettpreis in der Kategorie „Publikumspreis“. Der Kärntner Christian Schwab hat als Gag-Autor großen Anteil daran. Der gebürtige Lavanttaler im Interview mit der WOCHE Kärnten.
WOCHE: Auf welchen Gag aus Ihrer Feder waren Sie heuer besonders stolz?
CHRISTIAN SCHWAB: Stolz bin ich auf meine kleine Tochter, aber nicht auf Gags. Was mich jedoch freut ist, dass mir nach doch sehr vielen Jahren im Geschäft noch immer sehr viel einfällt. Aber ein kleiner Gag, der mich selber zum Schmunzeln gebracht hat, ist: „Babyelefant ist das Wort des Jahres. Es hat mit großem Abstand gewonnen“.
Welche Anforderungen muss ein Gag inhaltlich erfüllen, um ins Programm von „Gute Nacht Österreich“ aufgenommen zu werden?
Der Fakt dazu muss einfach stimmen. Das heißt, lustig alleine reicht nicht, wenn der Bezug dazu nicht stimmt. Das wären „Fake Gag News“. Ein Beispiel: Man könnte keine Witze über Differenzen zwischen Kurz und Anschober oder auch Doskozil und Rendi-Wagner machen, wenn es diese gar nicht gibt. Aber es richtet sich eh von selbst, denn dann wären die Gags ja so und so nicht lustig.
Wie dürfen wir uns Ihre Arbeit als Gag-Autor vorstellen? Woher beziehen Sie Ihre Inspiration?
Hauptinspiration ist mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen, das ist in Corona-Zeiten mit Lockdowns nicht immer einfach. Daher kommt die Inspiration viel über Medien aller Art. Hier wird einfach konsumiert, gefiltert und dann werden die Themen ausgewählt. Durch Corona ist das nicht immer einfach, weil ich auch versuche, vom Thema Corona abzulenken, aber fast jedes Thema hat gerade einen Bezug zu Corona. Ob Home-Office, Geisterspiele beim Fußball, neue Verordnungen, Gastronomie-Schließungen, Möbelhaus-Rabatte – alles hat einen Corona-Bezug.

- Christian Schwab hat viele Stimmen in seinem Repertoire: Er parodiert auch Bundeskanzler Sebastian Kurz.
- Foto: Blinzer
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„Gute Nacht Österreich“ ist inhaltlich sehr politisch ausgerichtet. Haben Sie ein „Lieblingsopfer“?
Also der ÖVP-Sprechroboter Christine Aschbacher hat schon etwas. Der R2D2 der Bundesregierung hat großes Gag-Potential, aber auch Andreas Schieder, der Influencer der SPÖ, hat mit seinen Koch- und anderen Videos auf Facebook eine schöne Komik. Es sind aber oft die Politiker in der zweiten oder dritten Reihe, die mich unterhalten. Wenn ein lokaler Tiroler Neos-Politiker „Covid Navidas“ auf Tik-Tok singt, ist das einfach großartig. Ich erwarte mir da im Übrigen auch bei den Kärntner Gemeinderatswahlen ein paar Highlights aus meinem Heimat-Bundesland.
Sind Sie, um Peter Klien zu zitieren, „zu allen gleich – gleich schlecht“?
Das hat der Peter sehr schön formuliert. Aber ich selber laufe gerade Gefahr, dass bei mir schon eine gewisse „Altersmilde“ einsetzt, und ich mittlerweile sehr oft das Menschliche hinter der politischen Funktion sehe. Aber wenn man mitten im Gag-Schreibprozess ist, dann ist diese „Altersmilde“ auch bald wieder vergessen. Um auf die Frage zurückzukommen, es gibt schon den Versuch eine gewisse Ausgewogenheit herzustellen, aber es liegt in der Natur der Sache, dass die Regierenden zumeist mehr im Fokus stehen. Macht braucht nicht nur Kontrolle sondern auch ein satirisches Gegengewicht. Also kann man sagen, die Mandatsverteilung spiegelt sich auch in der Pointenverteilung wider.

- Auf der Bühne schlüpft Christian Schwab auch in die Rolle des „Sepp Schnorcher“.
- Foto: Comedy Hirten
- hochgeladen von Peter Michael Kowal
Unter welchen Voraussetzungen ist eine Pointe aus Kärnten für das ORF-Publikum in ganz Österreich interessant?
Kärntens Politik stand jahrelang im satirischen Mittelpunkt von Österreich. Manchmal völlig zu Recht, manchmal auch völlig überzogen. Daher finde ich, es tut Kärnten gar nicht schlecht, wenn es in den vergangenen Jahren ruhiger geworden ist. Eine bittere Pointe ist zum Beispiel, dass sich ein Verein wie der WAC zwei Mal in Folge für die Europa League qualifiziert: Einmal hat ein Stadionwald Fußballfeste im Wörthersee-Stadion verhindert, ein zweites Mal Corona. Alleine weil ich schon gespannt bin, was als nächstes passieren könnte, wünsche ich dem WAC die dritte Qualifikation in Folge.
Was gibt es vom Kabarettisten Christian Schwab Neues? Arbeiten Sie aktuell an einem neuen Programm oder einem neuen Projekt?
Das ist schwierig im Moment. Mit den „Comedy Hirten“ haben wir bei den wenigen Auftritten, die wir im Herbst hatten, quasi eine Kombination von neuen Nummern und einem „Best Of bis zum Impfstoff“ gespielt, wir hoffen, dass es zumindest ab dem späten Frühjahr wieder so etwas wie Normalbetrieb im Kulturbereich geben wird. Bis dahin habe ich vor Neues zu schreiben und zu entwickeln. Für die Bühne und ein neues Buch zu schreiben, reizt mich auch wieder. Ich war und bin viel mit „Gute Nacht Österreich“ beschäftigt. Da hatte ich für andere Schreibideen kaum bis wenig Zeit. Was ich aber konkret im Jahr 2021 umsetzen werde, darüber möchte ich mir jetzt über die Weihnachtsfeiertage im Klaren werden. Da habe ich ja Zeit, endlich ein paar ruhige Tage zu Hause zu verbringen – Ironie Ende.
ZUR PERSON
Christian Schwab (41) hat eine Tochter und lebt mit seiner Familie in Wien. Der gebürtige Lavanttaler (St. Andrä) ist Autor, Kabarettist und Selbstironiker. Zu seinen Hobbys gehören Lesen, Laufen und Eishockey spielen.
Er ist auch Gag-Autor für die ORF-Sendung „Gute Nacht Österreich“. An der Seite von Peter Klien durfte Schwab den österreichischen Kabarettpreis in der Kategorie „Publikumspreis“ entgegennehmen.



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