Der Herbst drückt auf die Stimmung
Der Körper braucht Reserven, um das Stimmungstief im Herbst zu bewältigen.
KLAGENFURT. Die Tage werden kürzer, die Gesichter länger. Den Menschen schlägt das trübe Wetter aufs Gemüt. Oft rollen der dichte Nebel, das fehlende Tageslicht, Wärme und die mangelnde Bewegung alte Sorgen auf, wie AVS-Psychologe Kurt Kurnig erklärt.
WOCHE: Warum haben zurzeit so viele Menschen einen mentalen Durchhänger?
KURT KURNIG: Mentale Durchhänger haben die meisten Menschen durch konkrete Ereignisse wie Enttäuschungen oder Verluste. Oft kommen im Herbst alte Themen wieder hoch. Die äußeren Umstände spielen dabei auch eine zentrale Rolle. Die meisten Menschen erleben in dieser Herbstzeit eine geringe Schwingungsbreite und der Organismus schaltet zurück. Menschen, die ohnehin eher melancholisch sind, sind für ein Stimmungstief eher anfällig.
Ist eine saisonale Depression gefährlich?
Definitiv ist das gefährlich. Es kann passieren, dass man die Nerven wegschmeißt.
Was tue ich, wenn die saisonale Verstimmung nicht verschwinden will?
Man sollte vorab wissen, dass Leute, die besonders sportlich aktiv sind, im Herbst eine Art Ruhephase einlegen – der Körper braucht die Ruhe und diese Phase ist auch völlig normal. Man muss seinem Körper auch Ruhepausen gönnen. Häufig ist die Arbeitserfordernis der Menschen von Oktober bis Anfang Dezember besonders stark – man versucht das gesamte zweite Halbjahr in wenige Monate hineinzupressen. Das kostet viel Energie und gilt vor allem für schreibende, administrative, akademische Arbeiten. Der Körper muss hier Reserven haben, das ist besonders wichtig.
Wie wird Depression von Frauen und Männern erlebt und wie äußert sie sich?
Frauen regulieren sich besser als die Männer und achten besser auf Erholung, sofern sie es sich leisten können. Ist die Belastung durch Job und Familie aber zu groß, sind auch die Frauen gefährdet. Gefährdet sind jene Menschen, die nicht im Handwerk tätig sind, sondern die Schreibtischarbeit machen.
Hilft das altbewährte Heilmittel Johanniskraut?
Ich würde Hilfe von außen nur in Absprache mit einem Mediziner nehmen. Der Körper sollte in der Lage sein, sich selbst zu regulieren. Wichtiger ist es, sich auch stressfreie Zeiten zu gönnen und Erholungsphasen ganz bewusst einzubauen. Man soll sich nicht mehr Stress machen als nötig. Der beste Arzt ist man selber.
Zur Sache
Die besten Tipps gegen das Stimmungstief von AVS-Psychologen Kurt Kurnig aus Klagenfurt:
-Grundsätzlich sollte man sich bei einem Stimmungstief im Herbst nicht beunruhigen lassen. Eine Verringerung der Schwingung im Herbst gilt als normal.
-Gönnen Sie sich bewusst Ruhephasen schon bevor es mit der Lawine an Arbeit im Herbst losgeht und vergessen Sie nicht auf die Erholungspausen zwischendurch. Die Reservenbildung ist überhaupt das Wichtigste.
-Wenn man Unterstützung braucht, sollte man einen Mediziner aufsuchen.
-Unterstützungen in Form von Stimmungsaufhellern sollten vermieden werden.
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