"Der Humor ist wie ein Dosenöffner"
Markus Hirtler steht als "Ermi-Oma" auf der Bühne - demnächst auch in Kärnten.
Markus Hirtler war Krankenpfleger. Heute steht er als "Ermi-Oma" auf der Bühne - als Sprachrohr für diejenigen, die "nicht mehr jung, dynamisch, erfolgreich und sexuell aktiv sind". Und mit einem Programm, bei dem einem das Lachen oft im Hals stecken bleibt.
Sie spielen in Kärnten - also in einem Bundesland, in dem man eher an Klamauk denkt, wenn ein als alte Frau verkleideter Mann auf der Bühne steht. Dabei wollen Sie doch das Gegenteil machen, oder?
Markus Hirtler: Absolut. Es ist nicht meine Intention, die Alten zu verarschen. Es geht mir darum, allen Zuhörern den Spiegel vorzuhalten - speziell dann, wenn es um die Frage geht, wie wir mit unseren Eltern umgehen.
Und das geht über den Humor?
Der Humor ist für mich ein Werkzeug wie ein Dosenöffner. Damit schafft man Aufmerksamkeit - eben auch für ernste Themen. Aber ich bin nicht auf Schenkelklopfer aus. Ich will vor allem für eine andere Sicht der Dinge sorgen - in diesem Fall eben dafür, wie es alten Leuten im Alltag geht.
Wie ist diese Situation aus Ihrer Sicht?
Wir haben einen ganz klar definierten Rahmen: Die Menschen müssen jung, dynamisch, erfolgreich und sexuell aktiv sein. Sind sie das nicht mehr, dann fallen sie sehr schnell aus diesem Rahmen. Ich wundere mich immer wieder, wie leichtfertig wir auf all die Kompetenzen verzichten, die unsere Eltern mitbringen. Abgesehen davon sind ältere Menschen der größte Dienstgeber im Land. Ohne die Produkte und Dienstleistungen für sie gäbe es in Österreich locker 300.000 Arbeitsplätze weniger. Aus dieser Sicht muss man alte Menschen sehen und nicht Kostenfaktor, wie das so oft passiert.
Sie sprechen den Pflegebereich an, in dem Sie auch selbst tätig waren?
Ja - die Entwicklung, die es in diesem Bereich gibt, ist erschreckend: Es wird immer mehr Qualität für immer weniger Geld gefordert. Ich habe mit Kollegen in den Heimen gesprochen. Wenn ich gefragt habe: 'Willst du, dass man so mit deinen Eltern umgeht?', dann habe ich immer ein klares Nein als Antwort bekommen. Klar, wenn im Pflegebereich dauernd Mitarbeiter eingespart werden, dann geht das gar nicht anders, als dass alte Leute statt der sorgfältigen Körperpflege nur mehr 'abgestaubt' werden. Es gibt so viele Leute mit Herz, die in Pflegeberufen anfangen und dann erfahren müssen, was es heißt, ausgenützt zu werden. Das ist klar, dass die sich dann fühlen wie Mörder im weißen Kittel.
Und Sie kämpfen dafür, dass sich das ändert?
Ich möchte auf die Situation an sich aufmerksam machen. Und den vielen Menschen eine Stimme geben, die sonst keine hätten.
Termine in Kärnten
20.04.2015: Klagenfurt, Konzerthaus
21.04.2015: Villach, Congress
22.04.2015: Wolfsberg, Kuss
12.05.2015: Hermagor, Stadtsaal
13.05.2015: St. Veit an der Glan, Blumenhalle
18.11.2015: Spittal an der Drau, Stadtsaal
Karten: ermi-oma.at, oeticket.com
Zur Sache
Zig-tausende Besucher hat Markus Hirtler als "Ermi-Oma" bereits zum Lachen, Weinen und Nachdenken gebracht. Seit mehr als zehn Jahren ist die Altenheimbewohnerin Sprachrohr für jene Menschen, die mit ihren Anliegen oft viel zu wenig Gehör finden und auch selten Fürsprecher haben. Beharrlich bringt die Ermi-Oma auf den Punkt, was Alt und Jung in ihrem alltäglichen Miteinander bewegt, aber auch zum Lachen anregt.
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