Mobilfunk
Die große Angst vor 5G - was stimmt?
Strahlung, viele neue Handymasten, teure Tarife: Die WOCHE hat beim Sprecher des Forums Mobilkommunikation um konkrete Antworten zu den Ängsten der Bürger rund um das 5G-Netz gebeten.
KLAGENFURT (vep). Im August machte die Bürgerinitative "Stopp Funkmast" mit Online-Petition und Demo bei der Bauverhandlung gegen den Bau einer 42 Meter hohen Telekommunikationsanlage mit 5G in Emmersdorf mobil. Auch im Netz findet man viele Kommentare hinsichtlich Gesundheitsbedenken rund um den neuen Mobilfunkstandard.
Der Sprecher des Forums Mobilkommunikation in Wien, Gregor Wagner, erklärt im WOCHE-Interview: "5G ist nichts anderes, als ein neues Übertragungsprotokoll, also eine neue Sprache. Mobilfunkmasten übertragen mit Funk, ein elektromagnetisches Hochfrequenzfeld, wie Radio und vieles andere. Die Grenzwerte für den Funk sind genau vorgeschrieben, laut WHO zehn Watt pro Quadratmeter. Neben einem Sendemasten liegt der Wert bei einem Milliwatt pro Quadratmeter. Und daran wird sich auch durch 5G nichts ändern, den 5G ist Funk, bleibt Funk und wird nie etwas anderes sein, als Funk."
Antennentausch statt Mastenbau
Für den Ausbau von 5G in Österreich müssen 10.000 Antennen getauscht werden. Aber genau das mache vielen in der Bevölkerung Angst, weiß Wagner. "Die Leute glauben, die Mobilfunkbetreiber bauen jetzt 10.000 neue Sendemasten. Das stimmt nicht. Bei den bestehenden - in Österreich gibt es 18.000 Mobilfunkstationen - werden lediglich die Antennen getauscht. Nur wenige neue Masten müssen errichtet werden. Manchmal auch, um einen anderen zu ersetzen." Und irgendwann, wenn Österreich voll versorgt ist, werden auch die restlichen 8.000 Antennen getauscht sein.
5G bis Jahresende in Klagenfurt
In Kärnten gibt es echtes 5G bereits in der Gemeinde Pörtschach sowie in Villach, in ganz Österreich sind es 17 Gemeinden. Die Mobilfunkbetreiber planen laut Wagner, bis zum Jahresende die Ballungszentren der Hauptstädte mit 5G zu versorgen, also auch den Klagenfurter Stadtkern. "Bis zum nächsten Sommer haben wir spürbar 5G in ganz Österreich. Jeder, der jetzt eine gute Mobilfunkversorgung hat, wird das dann merken - wenn das Häkchen am Handy ist", sagt Wagner. Endgeräte für 5G sind seit etwa vier Wochen in Österreich von einem Anbieter (Anm. Redaktion: Huawei) erhältlich, sagt Wagner. "Bis zum Jahresende werden es aber mehrere anbieten." Auf 5G-fähige WLAN-Boxen werde man laut Wagner aber noch ein wenig warten müssen.
Kein spürbarer Unterschied, aber Zukunftsabsicherung
Kommt 5G, werden Endverbraucher allerdings keinen Unterschied spüren, erklärt Wagner: "Es funktioniert derzeit alles sehr gut, Österreich hat einen qualitativ hochwertigen Mobilfunkstandard. Tatsächlich haben wir aber bald die Kapazitätsgrenze bei LTE erreicht, da sowohl Konsumenten als auch die Wirtschaft in Österreich einen immensen Datenhunger haben, der sich jährlich verdoppelt. 5G sorgt dafür, dass die heute hohe Qualität in zwei Jahren noch gewährleistet sein wird."
Runtastic war erst mit 4G möglich
Allerdings - so Wagner - schaffe der neue Standard wieder neue Möglichkeiten in der Entwicklung: "Die App Runtastic war erst möglich, als 4G kam. Mit 3G hätte das nicht funktioniert. Durch 5G - übrigens um den Faktor 10 bis 12 besser - wird wieder Neues ermöglicht. Was, können die Mobilfunkbetreiber nicht voraussagen, sie stellen nur die Infrastruktur für Entwicklungen zur Verfügung."
Was man sehr wohl sagen kann: Mit 5G verringert sich die Latenzzeit, also die Reaktionszeit, der Datenübertragung von derzeit 50 Millisekunden auf nur 1 Millisekunde. "Das wirkt sich positiv auf Maschinenkommunikation aus, wie bei selbstfahrenden Autos, die eine unmittelbare Reaktionszeit brauchen. Mit dieser Latenzzeit sind wir physikalisch nun schon ziemlich an der Grenze des Machbaren."
5G - ein teurer Spaß?
In wie weit sich der neue Mobilfunkstandard auf die Kosten für Endverbraucher auswirken wird, kann Wagner nicht genau prognostizieren: "Es gibt bereits 5G-ready-Tarife, die sind natürlich jetzt teurer. Die Frage ist, wie sich die Tarife langfristig entwickeln. Aber wir haben einen gesunden und vor allem nutzerfreundlichen Markt in Österreich, deshalb glaube ich nicht an eine empfindliche Verteuerung." Endgeräte, vor allem Premium-Smartphones, werden laut Wagner nicht viel teurer werden.
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