"Ein Plakat macht nicht magersüchtig"

AVS-Psychologe Kurt Kurnig

AVS-Psychologe Kurt Kurnig im Interview zur aktuellen Werbungs-Diskussion in Klagenfurt.

INNENSTADT. Schluss mit sexistischer oder krankmachender Werbung - das fordert die Klagenfurter Werbe-Watchgroup, die seit Wochen Werbung in ganz Klagenfurt auf ihren Sexismus-Gehalt untersucht. Im WOCHE-Interview erklärt Psychologe Kurt Kurnig, welche Folgen die Konfrontation mit Werbung für Kinder und Jugendlichen haben kann.

Die Klagenfurter Werbe-Watchgroup kritisiert Plakat-Werbung mit extrem schlanken Models - welche Gefahr geht von diesen Plakaten aus?
Kurt Kurnig: Eines ist klar: Von einem Plakat allein wird man sicher nicht magersüchtig. In dieser Hinsicht wird die Wirkung von Werbung sicher überschätzt. Magersucht ist eine Krankheit und an ihr kann man erkranken, wenn man die Veranlagung dafür hat.

Plakatwerbung kann man also nicht dafür verantwortlich machen, wenn junge Frauen schlank sein wollen?
Nein, Plakate mit irgendwelchen anonymen Models haben ja keine Vorbildwirkung. Das ist viel stärker bei Filmstars oder Popsängerinnen. Wenn die einen Kult ums Schlanksein zelebrieren, dann hat das eine ganz andere, viel stärkere Wirkung auf Jugendliche. Sie identifizieren sich mit ihren Idolen. Die Wirkung von Plakaten ist, was das angeht, verschwindend gering.

In welchem Alter sind Kinder und Jugendliche besonders gefährdet?
Bis zu einem Alter von 16, 17 Jahren reagieren Kinder und Jugendliche besonders stark auf solche Tendenzen. Je nachdem, wann der psychische Reifeprozess abgeschlossen ist.

Was können die Eltern tun?
Nur etwas zu predigen hilft nichts. Wenn man selbst Werbung zwar verteufelt, aber dennoch immer wieder konsumiert, bringt das nichts. Man muss den Kindern das vorleben, was man selbst gerne von ihnen hätte.

Die Werbe-Watchgroup kritisiert auch Plakate, auf denen viel nackte Haut zu sehen ist. Welche Wirkung haben eigentlich solche freizügigen Darstellungen auf Kinder?
Wenn es um Plakate geht, dann läuft das bei freizügigen Inhalten fast auf das gleiche hinaus, wie wenn magere Models abgebildet sind: Die nagetive Wirkung hält sich in Grenzen. Ein Plakat zeigt ein Bild - das kann man wenn man will stundenlang anschauen, man kann es den Kindern auch erklären und sie können es verarbeiten. Was in dieser Hinsicht aber ein großes Problem ist, das sind Fernsehwerbungen oder Filme. Die Altersbeschränkungen gibt es ja nicht umsonst.

Sie meinen, bei Erotik-Filmen?
Ja, und auch, wenn ein Film Gewalt-Szenen beinhaltet. Die Filme sind so schnell geschnitten, das Tempo ist so hoch, dass ein Kind keine Chance hat, das zu verarbeiten. Plakate sieht jeder, man kann sie sich lange genug ansehen und auch reflektieren. Das ist weit weniger schlimm.

Was immer wieder kritisiert wird, sind sexistische Darstellungen von Frauen. Wie wirkt sich das auf das Frauenbild aus?
Das ist tatsächlich ein sensibler Bereich. Frauen in der Werbung nur auf gewisse Körperteile zu reduzieren, ist kein Kavaliersdelikt. Man muss sich hier als Werbender bewusst sein, dass hier ganz klar eine Reduktion stattfindet, und damit auch eine Abwertung von Frauen.

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